Vom Faustkeil bis zur Gentechnologie
Der chronologische Streifzug "Erfinderwelten" versammelt Ideen, die die Welt verändert haben. Vorgestellt werden Erfindungen wie Kompass, Schwarzpulver, Glühbirne, Teleskop oder Computer. Autor Reinhard Osteroth skizziert dabei auch die jeweiligen Zeitumstände, in denen sie entstanden sind, und berichtet über die Urheber.
Kein einziges Gerät unseres Alltags ist vom Himmel gefallen, alles wurde irgendwann einmal erfunden. Auch wenn manche Erfindungen zu ihrer Zeit förmlich in der Luft lagen, musste doch jemand da sein, der sich einer Idee annahm, einer, der den oft mühsamen Weg beschritt, diese Idee in einen "Gedanken, den man in die Hand nehmen kann" zu verwandeln. Reinhard Osteroth gibt in "Erfinderwelten. Eine kurze Geschichte der Technik" einen Überblick über die Entwicklung des Menschen und seines Werkzeugs vom Faustkeil bis zur Gentechnologie, von der Steinzeit bis in unsere Gegenwart.
Manche Erfindungen sind im kollektiven Gedächtnis abendländischer Erinnerungen so untrennbar mit einem Namen verknüpft, dass es beinah schwer fällt, sie überhaupt getrennt zu denken. Gutenberg und der Buchdruck ist so ein Beispiel oder auch James Watt und die Dampfmaschine. Dabei waren weder Gutenberg noch James Watt die eigentlichen Entdecker ihrer Erfindungen. Der Buchdruck wurde bekanntlich von den Chinesen schon ein paar Jahrhunderte früher praktiziert. Und eine mit Dampf betriebene Maschine hatte Thomas Newcomen schon gut 50 Jahre vor James Watt gebaut. Aber manchmal ist es eben wichtiger, ein Prinzip entscheidend zu verbessern und seinen Durchbruch dadurch zu beschleunigen, als die eigentliche Erfindung gemacht zu haben.
Dass neue Fortschritte oft auf alten Fortschritten beruhen, ist eine Erkenntnis, die Reinhard Osteroth in seiner kurzweiliger Erfindergeschichte ganz nebenbei vermittelt. Sein chronologischer Streifzug versammelt Techniken und Ideen, die die Welt verändert haben, angefangen bei der Fertigkeit, Ton und Metall zu verarbeiten, bis zur Erfindung von Kompass, Schwarzpulver, Teleskop und Mikroskop, Telegraphie, Glühbirne, Computer und der Fähigkeit zu fliegen. Manche Errungenschaften werden nur in einem Satz erwähnt, andere begleitet er bei ihrer Entstehung über mehrere Seiten.
Neben den Erfindungen selbst gilt sein Blick dabei auch immer wieder den Zeitumständen, in denen sie entstanden sind, sowie natürlich ihren Urhebern, den Erfindern. Ist das Buch in seinen schwachen Momenten nicht mehr als eine Aneinanderreihung diverser neuer Geräte, entfaltet es in seinen starken Momenten ein Panorama gesellschaftlicher Einflüsse und Abhängigkeiten, durch das spürbar wird, warum manche Erfindungen erst in dieser Zeit möglich, begünstigt oder noch unmöglich waren. Am deutlichsten sichtbar wird das am Einfluss des Krieges, insbesondere der beiden Weltkriege als todbringende Erfindungsmaschinerie.
Seine Stärke entfaltet das Buch auch dann, wenn es die Geschichten verfolgt, die zur oft mühsamen Entwicklung einer neuen Erfindung geführt haben. Ein Prozent Inspiration, 99 Prozent Transpiration, lautet das bekannte Diktum von Thomas Alva Edison. Viele Versuche und Irrtümer waren nötig, bis das erste Luftschiff sich erhob, die erste Glühbirne länger als ein paar Stunden brannte und der sparsame Dieselmotor endlich lief. In Kurzbiografien stellt Osteroth einige ausgesuchte Tüftler und ihre Werke vor: den Tausendsassa Leonardo da Vinci ebenso wie die Flugpioniere, die Brüder Montgolfier, den Mann der 1000 Patente Thomas Alva Edison, den Flugzeugbauer Hugo Junkers oder den Computerpionier Konrad Zuse. Die Fortschritte gingen nur selten von Denkern oder Intellektuellen aus. Meist waren es Praktiker, Handwerker, Techniker, Ingenieure oder auch Unternehmer wie die Brüder Siemens.
Unersetzliche Artefakte wie Streichhölzer, Kugelschreiber oder Regenschirme und viele andere Nützlichkeiten des Alltags finden in dieser Geschichte keine Erwähnung. Sie versammelt vor allem grundlegende Ideen, die die Welt entscheidend geprägt haben. Einen enzyklopädischen Anspruch könnten die 220 großzügig bedruckten Seiten dieses Buches auch kaum erfüllen. Trotzdem gelingt es Osteroth, mehrere tausend Jahre Technikgeschichte im Groben sichtbar zu machen, ohne dabei die Folgen der neuen Errungenschaften aus den Augen zu verlieren.
Rezensiert von Gerrit Stratmann
Reinhard Osteroth: Erfinderwelten. Eine kurze Geschichte der Technik,
Rowohlt, Berlin 2008, 222 Seiten, 16.90 Euro
Manche Erfindungen sind im kollektiven Gedächtnis abendländischer Erinnerungen so untrennbar mit einem Namen verknüpft, dass es beinah schwer fällt, sie überhaupt getrennt zu denken. Gutenberg und der Buchdruck ist so ein Beispiel oder auch James Watt und die Dampfmaschine. Dabei waren weder Gutenberg noch James Watt die eigentlichen Entdecker ihrer Erfindungen. Der Buchdruck wurde bekanntlich von den Chinesen schon ein paar Jahrhunderte früher praktiziert. Und eine mit Dampf betriebene Maschine hatte Thomas Newcomen schon gut 50 Jahre vor James Watt gebaut. Aber manchmal ist es eben wichtiger, ein Prinzip entscheidend zu verbessern und seinen Durchbruch dadurch zu beschleunigen, als die eigentliche Erfindung gemacht zu haben.
Dass neue Fortschritte oft auf alten Fortschritten beruhen, ist eine Erkenntnis, die Reinhard Osteroth in seiner kurzweiliger Erfindergeschichte ganz nebenbei vermittelt. Sein chronologischer Streifzug versammelt Techniken und Ideen, die die Welt verändert haben, angefangen bei der Fertigkeit, Ton und Metall zu verarbeiten, bis zur Erfindung von Kompass, Schwarzpulver, Teleskop und Mikroskop, Telegraphie, Glühbirne, Computer und der Fähigkeit zu fliegen. Manche Errungenschaften werden nur in einem Satz erwähnt, andere begleitet er bei ihrer Entstehung über mehrere Seiten.
Neben den Erfindungen selbst gilt sein Blick dabei auch immer wieder den Zeitumständen, in denen sie entstanden sind, sowie natürlich ihren Urhebern, den Erfindern. Ist das Buch in seinen schwachen Momenten nicht mehr als eine Aneinanderreihung diverser neuer Geräte, entfaltet es in seinen starken Momenten ein Panorama gesellschaftlicher Einflüsse und Abhängigkeiten, durch das spürbar wird, warum manche Erfindungen erst in dieser Zeit möglich, begünstigt oder noch unmöglich waren. Am deutlichsten sichtbar wird das am Einfluss des Krieges, insbesondere der beiden Weltkriege als todbringende Erfindungsmaschinerie.
Seine Stärke entfaltet das Buch auch dann, wenn es die Geschichten verfolgt, die zur oft mühsamen Entwicklung einer neuen Erfindung geführt haben. Ein Prozent Inspiration, 99 Prozent Transpiration, lautet das bekannte Diktum von Thomas Alva Edison. Viele Versuche und Irrtümer waren nötig, bis das erste Luftschiff sich erhob, die erste Glühbirne länger als ein paar Stunden brannte und der sparsame Dieselmotor endlich lief. In Kurzbiografien stellt Osteroth einige ausgesuchte Tüftler und ihre Werke vor: den Tausendsassa Leonardo da Vinci ebenso wie die Flugpioniere, die Brüder Montgolfier, den Mann der 1000 Patente Thomas Alva Edison, den Flugzeugbauer Hugo Junkers oder den Computerpionier Konrad Zuse. Die Fortschritte gingen nur selten von Denkern oder Intellektuellen aus. Meist waren es Praktiker, Handwerker, Techniker, Ingenieure oder auch Unternehmer wie die Brüder Siemens.
Unersetzliche Artefakte wie Streichhölzer, Kugelschreiber oder Regenschirme und viele andere Nützlichkeiten des Alltags finden in dieser Geschichte keine Erwähnung. Sie versammelt vor allem grundlegende Ideen, die die Welt entscheidend geprägt haben. Einen enzyklopädischen Anspruch könnten die 220 großzügig bedruckten Seiten dieses Buches auch kaum erfüllen. Trotzdem gelingt es Osteroth, mehrere tausend Jahre Technikgeschichte im Groben sichtbar zu machen, ohne dabei die Folgen der neuen Errungenschaften aus den Augen zu verlieren.
Rezensiert von Gerrit Stratmann
Reinhard Osteroth: Erfinderwelten. Eine kurze Geschichte der Technik,
Rowohlt, Berlin 2008, 222 Seiten, 16.90 Euro