Vom Gangsterrapper zum Erfolgsautor

Von Oliver Schwesig |
Bushido gilt als der erfolgreichste deutschsprachige Rapper. Mit seiner deftigen Sprache gilt der Berliner als Sprachrohr von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, deren Leben feststeckt zwischen Hartz IV und Perspektivlosigkeit. Seine kürzlich erschienene Autobiografie hat es auf Anhieb an die Spitze der Bestsellerlisten geschafft.
Monika Griefahn hat er schon mal auf dem Kieker. Kein Wunder: Die kulturpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion hat sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch zu den Texten Bushidos geäußert. Frauenfeindlich und Gewalt verherrlichend so der Vorwurf. Und Bushido reagierte in bester Rapper-Manier. Wer sich mit ihm anlegt, bekommt einen so genannten "Diss-Track" als Antwort, einen Song, der den Angreifer verhöhnt. Aber in der Tat: Beim genaueren Hinhören kann man in Bushidos Texten zumindest gewisse frauenkritische Tendenzen entdecken.

In seiner deftigen Sprache nimmt der Berliner Rapper kein Blatt vor den Mund. Jeder erdenkliche Fluch der Straßensprache kommt darin vor. Und auch wenn Bushido dem konservativen Mittelstand wie ein Bürgerschreck vorkommen mag, erschrickt sich von seinen jugendlichen Hörern doch niemand über diese Sprache. Denn Bushido repräsentiert eine Jugendkultur, die es tatsächlich gibt. Viele seiner Fans kommen aus den modernen Gettos deutscher Großstädte. Er ist Sprachrohr einer Generation Jugendlicher mit Migrationshintergrund und ohne Aufstiegschancen, deren Leben feststeckt zwischen Hartz IV und Perspektivlosigkeit. Bushido hat ihnen eine Stimme und einen Sound gegeben.

Und was ist musikalisch nun zu halten von Bushido? Erfahrene Rap-Hörer werden ihm vielleicht eine gewisse Einfallslosigkeit vorwerfen: Manche Songs plätschern zwischen trockenen Beats und ein paar elektronischen Melodiefetzen umher. Wird es mal balladesk, dann schaltet Bushido im Computer schnell eine Streichersequenz dazu. Mehr passiert kaum in seinen Songs. Es gibt Hip-Hopper, die mit Samples und Drumcomputern durchaus kreativer umgehen. Sein großer Erfolg ist indes vor allem auf ein biografisches Detail zurückzuführen: Bushido kommt aus armen Verhältnissen und hat von Drogen bis Knast alles erlebt. Davon singt er. Und das könnte man durchaus authentisch nennen.

Bushido würde sich in seiner gleichnamigen Autobiografie nicht als Repräsentant einer bestimmten Musikszene präsentieren, sondern eher als klassischer Einzelkämpfer, meint der Musikjournalist Lars Brinkmann. Das Gespräch mit ihm zum Thema können Sie mindestens bis zum 7.2.09 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.