Vom Hort preußischen Militärgeistes zum Versöhnungszentrum
Als direkte und indirekte Folgen des Zweiten Weltkriegs klaffen in der Potsdamer Innenstadt noch einige Baulücken. Das Stadtschloss soll nun wieder aufgebaut werden, auch die Garnisonskirche. Von ihr blieb nach dem Krieg nur ein Turm übrig, der wurde 1968 gesprengt. Manche der Kuratoriumsmitglieder haben kühne Visionen für Potsdam.
Im Anschluss an die konstituierende Sitzung wurde das Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche Potsdam in einem Festgottesdienst in der benachbarten Nikolaikirche in sein Amt eingeführt. Seit Jahren wird in Potsdam darum gerungen, das geschichts- und symbolträchtige Gotteshaus der Garnisonkirche wieder aufzubauen. Susanne Weichenhan, Pfarrerin an St. Nikolai:
"Allmächtiger Gott, lieber himmlischer Vater, wir danken Dir für Ruhe und Frieden dieses Sonntags, der geheiligt ist durch die Auferstehung deines Sohnes. Wir danken dir, dass in dieser noch immer vom Krieg gezeichneten Stadt die Hoffnung auf die Wiedererrichtung der Garnisonkirche Platz gegriffen hat. In dieser Hoffnung haben wir uns versammelt unter deinem Wort, das Weisung und Verheißung schenkt."
Im Kurzdurchlauf durch die wechselvolle Geschichte: 1735 wird die Kirche als Barockbau und preußische Militärkirche fertig gestellt. Die Garnisonkirche gilt schon allein des Namens wegen als Wahrzeichen des preußischen Staates und des ihn prägenden Militärs. Diese Tradition nutzen die Nazis geschickt fast 200 Jahre später am sogenannten Tag von Potsdam. Am 21. März 1933 gibt Reichspräsident Paul von Hindenburg dort in der Inszenierung der Reichstagseröffnung Adolf Hitler als Reichskanzler die Hand.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges brennt das Gebäude nach einem Bombenangriff weitgehend aus.Der Turm aber bleibt stehen, bis er 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt wird. Ein Zeitzeuge:
"Es wird ja gelegentlich ein bisschen viel schwadroniert über Unrecht. Aber da ist wirklich Unrecht geschehen, ganz handfest gegen den Willen der Bevölkerung, sogar gegen den Willen weiter Teile der SED aus rein politischen Gründen, um die Macht zu demonstrieren. Abschreckend gegenüber Bestrebungen, die damals in der Tschechoslowakei stattfanden, wurde hier der Abbruch vollzogen. Und ich freue mich, dass hier Unrecht beseitigt werden kann."
Der Zeitzeuge ist Manfred Stolpe, später erster Ministerpräsident des 1990 wieder gegründeten Landes Brandenburg. Jetzt ist der SPD-Politiker Mitglied im Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche und um große Worte nicht verlegen:
"Ich bin glücklich, dass nun wirklich der Wiederaufbau der Garnisonkirche beginnt. Und ich bin sicher, dass dieses schöne Potsdam nun wieder heil werden kann. Potsdam hat seine Schlösser und Gärten, Potsdam hat hervorragende Wohngebiete, einschließlich der Plattenbaugebiete drumherum, aber Potsdam hat nach wie vor eine schwere Wunde. Und diese Wunde kann nur geheilt werden, wenn die Konturen des Stadtschlosses wiederhergestellt werden, wenn dann die Grachtenanlage mit dem Stadtkanal wiederentstehen kann und wenn dann die eigentliche Nase in das Gesicht der Stadt hineinkommt, nämlich der Turm von seiner großen kulturhistorischen Bedeutung."
Mitglieder im Kuratorium sind außer Stolpe Brandenburgs derzeitiger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und als Vorsitzender Bischof Wolfgang Huber. Der sagte, der Wiederaufbau der Kirche sei eine "große Aufgabe".
"Ich will immer im Blick haben, dass dies eine Kirche ist, von der die Botschaft von der Rechtfertigung des Sünders verkündigt wird. Und das im Blick auf einen Ort, der ein Geschichtsort ist wie wenige andere und von daher ein lebendiger Anschauungsunterricht für die Lebensnotwendigkeit und Lebensdienlichkeit dieser Botschaft."
Hubers Stellvertreter im Kuratorium Schönbohm ist wichtig, die Garnisonkirche auch als geistliche Heimat des militärischen Widerstands gegen Hitler ins Bewusstsein zu rücken.
"Das ist nicht nur eine städtebauliche Frage, sondern auch, dass wir uns zu dieser Kirche bekennen. Nun ist ja hier in der Henning-von-Treskow-Str. - ich möchte daran erinnern, dass in dieser Kirche der Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler eine sehr eindrucksvolle Rede gehalten hat, aus Anlass der Konfirmation seiner beiden Kinder. Wenn wir diese Rede lesen, wird uns klar, welcher Geist in dieser Kirche war und ich bin der evangelischen Kirche sehr dankbar, dass nach langen Diskussionen es der Geist ist, an den wir wieder anknüpfen."
Aber bis zum Baubeginn dauert es noch etwas. Die Stiftung strebt ihn für 2012 an. Und bis 2017 könnte der Wiederaufbau des Kirchturms abgeschlossen sein.
Wolfgang Huber: "Wenn man von 2017 die Aufgaben, die anstehen, rückwärts abwickelt, dann weiß man ganz genau, dass man überhaupt keine Zeit zu verlieren hat, sondern dass das zweite Halbjahr 2009 in der Konzeption der nächsten Schritte eine große Arbeit enthält, der wir uns in der Gemeinschaft von Vorstand und Kuratorium zuwenden werden."
Die Stiftung für den Wiederaufbau mit einem Kapital von 360.000 Euro aus kirchlichen Mitteln wurde im Dezember 2008 offiziell anerkannt. Die Stadt Potsdam will das Grundstück im Stadtzentrum einbringen. Das wird nicht reichen.Die Kosten allein für den Wiederaufbau des Turms werden auf 25 bis 35 Millionen Euro veranschlagt.
Die Stiftung wirbt dafür um Spenden. Und sie will auch Jugendliche gewinnen, die sich in einem freiwilligen Jahr ähnlich den Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit handwerklichen Einsätzen am Projekt beteiligen. Manfred Stolpe sieht schon voraus:
"Lassen Sie mich die Prophezeiung wagen, dass man ab 2017 quer durch Deutschland und Europa bei der Aufzählung von wertvollen Kirchgebäuden dann auch über die Garnisonkirche in Potsdam reden wird, die ist dann unübersehbar zu Wasser, zu Lande und in der Luft."
"Das soll ein Ort werden, von dem das Evangelium von der Freiheit aus Glauben Menschen erreicht, und ihnen dazu verhilft, ihren Weg in Vertrauen auf Gott und in Verantwortung für ihre Mitmenschen zu gehen."
"Allmächtiger Gott, lieber himmlischer Vater, wir danken Dir für Ruhe und Frieden dieses Sonntags, der geheiligt ist durch die Auferstehung deines Sohnes. Wir danken dir, dass in dieser noch immer vom Krieg gezeichneten Stadt die Hoffnung auf die Wiedererrichtung der Garnisonkirche Platz gegriffen hat. In dieser Hoffnung haben wir uns versammelt unter deinem Wort, das Weisung und Verheißung schenkt."
Im Kurzdurchlauf durch die wechselvolle Geschichte: 1735 wird die Kirche als Barockbau und preußische Militärkirche fertig gestellt. Die Garnisonkirche gilt schon allein des Namens wegen als Wahrzeichen des preußischen Staates und des ihn prägenden Militärs. Diese Tradition nutzen die Nazis geschickt fast 200 Jahre später am sogenannten Tag von Potsdam. Am 21. März 1933 gibt Reichspräsident Paul von Hindenburg dort in der Inszenierung der Reichstagseröffnung Adolf Hitler als Reichskanzler die Hand.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges brennt das Gebäude nach einem Bombenangriff weitgehend aus.Der Turm aber bleibt stehen, bis er 1968 auf Geheiß der DDR-Führung gesprengt wird. Ein Zeitzeuge:
"Es wird ja gelegentlich ein bisschen viel schwadroniert über Unrecht. Aber da ist wirklich Unrecht geschehen, ganz handfest gegen den Willen der Bevölkerung, sogar gegen den Willen weiter Teile der SED aus rein politischen Gründen, um die Macht zu demonstrieren. Abschreckend gegenüber Bestrebungen, die damals in der Tschechoslowakei stattfanden, wurde hier der Abbruch vollzogen. Und ich freue mich, dass hier Unrecht beseitigt werden kann."
Der Zeitzeuge ist Manfred Stolpe, später erster Ministerpräsident des 1990 wieder gegründeten Landes Brandenburg. Jetzt ist der SPD-Politiker Mitglied im Kuratorium der Stiftung Garnisonkirche und um große Worte nicht verlegen:
"Ich bin glücklich, dass nun wirklich der Wiederaufbau der Garnisonkirche beginnt. Und ich bin sicher, dass dieses schöne Potsdam nun wieder heil werden kann. Potsdam hat seine Schlösser und Gärten, Potsdam hat hervorragende Wohngebiete, einschließlich der Plattenbaugebiete drumherum, aber Potsdam hat nach wie vor eine schwere Wunde. Und diese Wunde kann nur geheilt werden, wenn die Konturen des Stadtschlosses wiederhergestellt werden, wenn dann die Grachtenanlage mit dem Stadtkanal wiederentstehen kann und wenn dann die eigentliche Nase in das Gesicht der Stadt hineinkommt, nämlich der Turm von seiner großen kulturhistorischen Bedeutung."
Mitglieder im Kuratorium sind außer Stolpe Brandenburgs derzeitiger Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) und als Vorsitzender Bischof Wolfgang Huber. Der sagte, der Wiederaufbau der Kirche sei eine "große Aufgabe".
"Ich will immer im Blick haben, dass dies eine Kirche ist, von der die Botschaft von der Rechtfertigung des Sünders verkündigt wird. Und das im Blick auf einen Ort, der ein Geschichtsort ist wie wenige andere und von daher ein lebendiger Anschauungsunterricht für die Lebensnotwendigkeit und Lebensdienlichkeit dieser Botschaft."
Hubers Stellvertreter im Kuratorium Schönbohm ist wichtig, die Garnisonkirche auch als geistliche Heimat des militärischen Widerstands gegen Hitler ins Bewusstsein zu rücken.
"Das ist nicht nur eine städtebauliche Frage, sondern auch, dass wir uns zu dieser Kirche bekennen. Nun ist ja hier in der Henning-von-Treskow-Str. - ich möchte daran erinnern, dass in dieser Kirche der Widerstandskämpfer gegen Adolf Hitler eine sehr eindrucksvolle Rede gehalten hat, aus Anlass der Konfirmation seiner beiden Kinder. Wenn wir diese Rede lesen, wird uns klar, welcher Geist in dieser Kirche war und ich bin der evangelischen Kirche sehr dankbar, dass nach langen Diskussionen es der Geist ist, an den wir wieder anknüpfen."
Aber bis zum Baubeginn dauert es noch etwas. Die Stiftung strebt ihn für 2012 an. Und bis 2017 könnte der Wiederaufbau des Kirchturms abgeschlossen sein.
Wolfgang Huber: "Wenn man von 2017 die Aufgaben, die anstehen, rückwärts abwickelt, dann weiß man ganz genau, dass man überhaupt keine Zeit zu verlieren hat, sondern dass das zweite Halbjahr 2009 in der Konzeption der nächsten Schritte eine große Arbeit enthält, der wir uns in der Gemeinschaft von Vorstand und Kuratorium zuwenden werden."
Die Stiftung für den Wiederaufbau mit einem Kapital von 360.000 Euro aus kirchlichen Mitteln wurde im Dezember 2008 offiziell anerkannt. Die Stadt Potsdam will das Grundstück im Stadtzentrum einbringen. Das wird nicht reichen.Die Kosten allein für den Wiederaufbau des Turms werden auf 25 bis 35 Millionen Euro veranschlagt.
Die Stiftung wirbt dafür um Spenden. Und sie will auch Jugendliche gewinnen, die sich in einem freiwilligen Jahr ähnlich den Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit handwerklichen Einsätzen am Projekt beteiligen. Manfred Stolpe sieht schon voraus:
"Lassen Sie mich die Prophezeiung wagen, dass man ab 2017 quer durch Deutschland und Europa bei der Aufzählung von wertvollen Kirchgebäuden dann auch über die Garnisonkirche in Potsdam reden wird, die ist dann unübersehbar zu Wasser, zu Lande und in der Luft."
"Das soll ein Ort werden, von dem das Evangelium von der Freiheit aus Glauben Menschen erreicht, und ihnen dazu verhilft, ihren Weg in Vertrauen auf Gott und in Verantwortung für ihre Mitmenschen zu gehen."