Vom Maoisten zum Kanzlerfreund
Größenwahn und PR-Talent, Agitprop und deutsche Geschichte fanden in ihm kongenial zusammen. Hans Peter Riegel, Wegefährte und Berater von Jörg Immendorff, sagt von seiner Biografie, sie sei keine Bettlektüre für Freunde des Künstlers. Er stellte das Buch in Düsseldorf vor.
Die Ankündigung eines Skandals war vorausgegangen. Die Enthüllungen indes halten sich sehr in Grenzen. Eine Abrechnung soll es nicht sein, dafür gebe es keinen Grund, sagt Hans Peter Riegel, künstlerischer Weggefährte Jörg Immendorff aus den frühen Achtziger Jahren von. Was anderes soll das Buch sein:
"Ne Richtigstellung und ne neue Sicht auf ihn, die bislang einfach so nicht vorhanden war."
Kaum ein anderer wie Immendorff wandelte sich vom Maoisten und linken Aktivisten zum Kanzlerfreund, der im Jet mit der Regierungsspitze nach China flog. Die Leidenschaft für Cashmere teilten die reifen Herren auch. Um von Bordeaux und jungen Frauen zu schweigen. Alles unbenommen und gegönnt. Auf der Klaviatur der Beachtung spielte Immendorff damals gekonnt und sein Weggefährte Riegel macht die Kampagnen für ihn. Was stellt der Autor also richtig?
"Eine der Kernthesen ist auf jeden Fall, Immendorff war bei Weitem nicht der politische Künstler, für den er gehandelt wurde."
Riegel geht weiter und sagt: Der Mann, den viele für den politischsten deutschen Künstler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundferts halten, habe nie "im politischen noch im künstlerisch-schöpferischen Sinne Originäres" vollbracht. Also, eher ein Trittbettfahrer des Zeitgeistes?
"Das ist durchaus zutreffend. Er hat genau zu den Zeiten, als die Dinge opportun waren, hat er sie gemacht. Als der Vietnamkrieg war, war der gegen den Vietnamkrieg."
Freilich muss der Autor Riegel sich der Vermutung aussetzen, daran mitgewirkt zu haben, weil der altlinke Werbeprofi und Kommunikationsberater damals schon die "Schlachtpläne" entwarf, wie er sagt, die "Sommer - oder Herbstoffensive".
Der Lebemann Immendorff , der eine Bar in Hamburg unterhielt und sich gern auch im Umfeld von Jürgen Möllemann bewegte, gab sich gern als weltpolitischen Deuter.
"Ich sah die deutsche Teilung immer als Weltproblem, also die beiden deutschen Staaten als Pufferzonen, als vielleicht Stoßstangen also der beiden Weltautos, die drohten aufeinanderzucrashen. Ich konnte andere nicht begreifen, die die Brisanz dieses Themas nicht kapierten."
Ob Hans Peter Riegels Kapitelüberschrift "Raffael ohne Hände" über den späten Immendorf eine gelungene Überschrift ist, muss der Leser entscheiden: Überhaupt gefällt man sich im militärischen Wortfeld.
"Sicher ist vieles in diesen Bildern, das sieht man auch, wenn man sie genau betrachtet, nicht von ihm, da sind Ideen reingebracht worden, auch von anderen, die ihm geholfen haben. Das kann nicht von ihm sein. Wenn Sie sein Werk kennen, und die Zusammenhänge seines Denkens kennen, da sind viele Elemente drin, das ist nicht von ihm."
Okay, die letzten Bilder sind unter dem Einfluss der unheilbaren Nervenkrankheit eher gesamplet und gemixt, legt Riegel nahe. Das konnte jeder sehen. Und was ist mit der schönen Witwe Oda Jaune, hat sie versucht die Biografie zu unterbinden, wie nahegelegt wurde?
" Also, wer mich kennt, weiß, dass ich vor nichts und niemandem Angst hab´. Das kann ich Ihnen schon mal sagen."
Doch warum kommt sie dann nur mit 20 Zeilen vor?
"22! Aber, Sie werden lachen, ich habe selber gar nicht nachgezählt. Das geistert jetzt so durch die Presse. Erst mal stimmt es so nicht. Sie taucht in gewissen Zusammenhängen auf. Aber ich hab mich nicht besonders für sie interessiert."
Also ein Biograf, der sich für die Frau des Künstlers, mit der er ein Kind hat und die so was, wie die Werkstattleiterin war, und Nachlasserbin ist, nicht interessiert.
Damit die Bude bei der Buchvorstellung auch richtig voll aussieht, hat man als Ort der Präsentation den "Salon des Amateurs" gewählt, eine Art Krypta des Bunkers, eine Bar in der Altstadt oder Kloake der Kunsthalle. Wenn da 70 Leute drin sind, bekommt man Platzangst und Atemnot. "Salon des Amateurs", das soll wohl Koketterie mit dem Dilettantismus sein.
"Dass ich mich hier tief in Feindesland bewege, ist mir klar. Aber ich bin Schweizer und die Schweizer sind sehr wehrhafte Menschen und furchtlose Kämpfer im MA gewesen. Ich glaub, es wird kein Abend für Immendorff-Freunde heute Abend. Das kann man ganz sicher sagen. Auch das Buch ist sicher keine Bettlektüre für Immendorff-Freunde. Das wird sicherlich so sein."
Übrigens: Der zeitgleich angekündigte Bildband "Inside Immendorff" des Fotografen HP Riegel erscheint vorerst nicht.
Links bei dradio.de:
Interview mit Hans-Peter Riegel
"Ne Richtigstellung und ne neue Sicht auf ihn, die bislang einfach so nicht vorhanden war."
Kaum ein anderer wie Immendorff wandelte sich vom Maoisten und linken Aktivisten zum Kanzlerfreund, der im Jet mit der Regierungsspitze nach China flog. Die Leidenschaft für Cashmere teilten die reifen Herren auch. Um von Bordeaux und jungen Frauen zu schweigen. Alles unbenommen und gegönnt. Auf der Klaviatur der Beachtung spielte Immendorff damals gekonnt und sein Weggefährte Riegel macht die Kampagnen für ihn. Was stellt der Autor also richtig?
"Eine der Kernthesen ist auf jeden Fall, Immendorff war bei Weitem nicht der politische Künstler, für den er gehandelt wurde."
Riegel geht weiter und sagt: Der Mann, den viele für den politischsten deutschen Künstler in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundferts halten, habe nie "im politischen noch im künstlerisch-schöpferischen Sinne Originäres" vollbracht. Also, eher ein Trittbettfahrer des Zeitgeistes?
"Das ist durchaus zutreffend. Er hat genau zu den Zeiten, als die Dinge opportun waren, hat er sie gemacht. Als der Vietnamkrieg war, war der gegen den Vietnamkrieg."
Freilich muss der Autor Riegel sich der Vermutung aussetzen, daran mitgewirkt zu haben, weil der altlinke Werbeprofi und Kommunikationsberater damals schon die "Schlachtpläne" entwarf, wie er sagt, die "Sommer - oder Herbstoffensive".
Der Lebemann Immendorff , der eine Bar in Hamburg unterhielt und sich gern auch im Umfeld von Jürgen Möllemann bewegte, gab sich gern als weltpolitischen Deuter.
"Ich sah die deutsche Teilung immer als Weltproblem, also die beiden deutschen Staaten als Pufferzonen, als vielleicht Stoßstangen also der beiden Weltautos, die drohten aufeinanderzucrashen. Ich konnte andere nicht begreifen, die die Brisanz dieses Themas nicht kapierten."
Ob Hans Peter Riegels Kapitelüberschrift "Raffael ohne Hände" über den späten Immendorf eine gelungene Überschrift ist, muss der Leser entscheiden: Überhaupt gefällt man sich im militärischen Wortfeld.
"Sicher ist vieles in diesen Bildern, das sieht man auch, wenn man sie genau betrachtet, nicht von ihm, da sind Ideen reingebracht worden, auch von anderen, die ihm geholfen haben. Das kann nicht von ihm sein. Wenn Sie sein Werk kennen, und die Zusammenhänge seines Denkens kennen, da sind viele Elemente drin, das ist nicht von ihm."
Okay, die letzten Bilder sind unter dem Einfluss der unheilbaren Nervenkrankheit eher gesamplet und gemixt, legt Riegel nahe. Das konnte jeder sehen. Und was ist mit der schönen Witwe Oda Jaune, hat sie versucht die Biografie zu unterbinden, wie nahegelegt wurde?
" Also, wer mich kennt, weiß, dass ich vor nichts und niemandem Angst hab´. Das kann ich Ihnen schon mal sagen."
Doch warum kommt sie dann nur mit 20 Zeilen vor?
"22! Aber, Sie werden lachen, ich habe selber gar nicht nachgezählt. Das geistert jetzt so durch die Presse. Erst mal stimmt es so nicht. Sie taucht in gewissen Zusammenhängen auf. Aber ich hab mich nicht besonders für sie interessiert."
Also ein Biograf, der sich für die Frau des Künstlers, mit der er ein Kind hat und die so was, wie die Werkstattleiterin war, und Nachlasserbin ist, nicht interessiert.
Damit die Bude bei der Buchvorstellung auch richtig voll aussieht, hat man als Ort der Präsentation den "Salon des Amateurs" gewählt, eine Art Krypta des Bunkers, eine Bar in der Altstadt oder Kloake der Kunsthalle. Wenn da 70 Leute drin sind, bekommt man Platzangst und Atemnot. "Salon des Amateurs", das soll wohl Koketterie mit dem Dilettantismus sein.
"Dass ich mich hier tief in Feindesland bewege, ist mir klar. Aber ich bin Schweizer und die Schweizer sind sehr wehrhafte Menschen und furchtlose Kämpfer im MA gewesen. Ich glaub, es wird kein Abend für Immendorff-Freunde heute Abend. Das kann man ganz sicher sagen. Auch das Buch ist sicher keine Bettlektüre für Immendorff-Freunde. Das wird sicherlich so sein."
Übrigens: Der zeitgleich angekündigte Bildband "Inside Immendorff" des Fotografen HP Riegel erscheint vorerst nicht.
Links bei dradio.de:
Interview mit Hans-Peter Riegel