Vom Schiffsjungen zum Literaten
In frühster Kindheit begann Joseph Conrads Liebe zum Meer. Mit 17 Jahren heuerte er als Schiffsjunge an und bereiste 15 Jahre lang die Weltmeere. Dann wechselte er von der Kommandobrücke an den Schreibtisch. Conrads Romane und Erzählungen wie "Der Nigger von der Narcissus” und "Herz der Finsternis” wurden zur Weltliteratur.
"Ich habe mit fast kindlicher Liebe versucht, den Puls des Lebens in der Weite der Ozeane und in den Herzen der Männer darzustellen, die viele Zeitalter lang die Meere durchkreuzt haben”, schreibt der am 3. Dezember 1857 als Jozef Teodor Konrad Korzeniowski geborene Joseph Conrad in seinen Erinnerungen.
Die Liebe zum Meer beginnt in frühester Kindheit, fern von allen Küsten,
im russisch besetzten Polen. Conrads Vater hatte in der Verbannung Victor Hugos Roman "Die Arbeiter des Meeres” aus dem Französischen in Polnische übersetzt. Nach schwerer Erkrankung muss ihm sein neunjähriger Sohn auf dem Sterbebett die Korrekturfahnen vorlesen. Die Geschichte vom achtwöchigen Kampf des Arbeiters Gilliat mit dem Meer um die wertvolle Maschine eines schiffbrüchigen Dampfers weckt die Sehnsucht des Jungen nach der See.
1874 heuert er als Schiffsjunge in Marseille auf einer Bark an, die Kurs auf Martinique nimmt. Fünfzehn Jahre lang fährt er danach zwischen England, Südamerika, dem Fernen Osten und Australien, auf Segelschiffen der britischen Handelsmarine. Er bringt Wolle nach Sydney und Kohle nach Bangkok, überlebt Schiffsbrände, Taifune und die gefährlichen Straßen von Java und Sumatra. Die Häfen Südostasiens inspirieren Conrad zu seinen ersten Schreibversuchen:
""Für mich ist der ganze Orient in der Vision meiner Jugend enthalten. Nach hartem Kampf mit dem Meer trat ich ihm entgegen und sah, wie er mich anblickte. Nur ein Augenblick des Zaubers, ein Sonnenstrahl über einer fremden Küste – Zeit genug, sich ein Leben lang daran zu erinnern.”"
Auf seinen Freiwachen zwischen Singapur und Kalkutta liest er Shakespeare, um sein Englisch zu verbessern und sich auf die Offiziersprüfungen vorzubereiten. Das Meer wird seine zweite Heimat, die keinerlei Fremdherrschaft kennt.
""Die Einsamkeit auf See intensiviert die Gedanken, die im Zentrum der Welt zu liegen scheinen, so wie das Schiff, das uns trägt, immer den Mittelpunkt des Horizonts bildet. Aber wohin ich auch segle – ich segle immer nach Polen zurück.”"
1889 übernimmt er das Kommando als Kapitän auf dem Frachter "Otago”. Im selben Jahr beginnt er mit der Niederschrift seines ersten Romans "Almayers Wahn” und wechselt von der Brücke an den Schreibtisch. In den folgenden fünfunddreißig Jahren entstehen Romane und Erzählungen, die wie "Der Nigger von der Narcissus” und "Herz der Finsternis” zu Weltliteratur werden. Die Männer, die er in seinen Romanen beschreibt, kennt er von seinen Reisen um die Welt, auf denen er ihr Schicksal geteilt hat:
""Sie waren stark, wie all jene sind, die weder Zweifel noch Hoffnung kennen. Sie waren ungeduldig und ausdauernd, unbändig und treu. Sie wussten nichts von der Geborgenheit eines Heims und starben frei von der dunklen Furcht vor einem engen Grab. Sie waren die ewigen Kinder der geheimnisvollen See.”"
(Nigger von der Narcissus, 1897)
Conrad zweifelt zeitlebens am Rang seiner Bücher, obwohl keine Geringeren als Henry James und Virginia Woolf von ihnen begeistert waren. Er selber betrachtet seinen späten Ruhm skeptisch.
""Ich habe einen gewissen literarischen Ruf, doch ist meine Zukunft alles andere als sicher, weil ich kein populärer Autor bin – und wahrscheinlich auch nie sein werde. Von einem Vermögen träume ich nicht, denn das findet sich nicht in einem Tintenfass. Aber ich bekenne, dass ich vom Frieden träume und davon, den Rest meines Lebens der Kunst zu widmen, frei von materiellen Sorgen. Das ist das ganze Geheimnis meines Lebens.” "
Das Meer wird auch der Schauplatz der späten Romane und seiner Erinnerungen, die Conrad ab 1912 zu schreiben beginnt. Eine Lesereise bringt ihn noch einmal zur See. 1923 überquert er auf der "Tuscania” den Atlantik und wird in New York begeistert empfangen. Als er am 3. August 1924 in seinem Haus bei Canterbury stirbt, wird sein Werk in der gesamten englischsprachigen Welt gelesen.
In seine polnische Heimat ist er noch einmal zurückgekehrt, um den Nachlass seines Vaters zu suchen. Kaum angekommen, bricht der Erste Weltkrieg aus, und Joseph Conrad muss die Orte seiner Kindheit verlassen, ohne die alten Korrekturfahnen der "Arbeiter des Meeres” wiedergefunden zu haben.
Auf seinem Grabstein steht eine Verszeile aus Edmund Spensers "Feenkönigin”:
"Schlaf nach harter Arbeit, Hafen nach stürmischer See,
Friede nach Krieg, und Tod nach langem Leben, sind eine Wohltat.”
Die Liebe zum Meer beginnt in frühester Kindheit, fern von allen Küsten,
im russisch besetzten Polen. Conrads Vater hatte in der Verbannung Victor Hugos Roman "Die Arbeiter des Meeres” aus dem Französischen in Polnische übersetzt. Nach schwerer Erkrankung muss ihm sein neunjähriger Sohn auf dem Sterbebett die Korrekturfahnen vorlesen. Die Geschichte vom achtwöchigen Kampf des Arbeiters Gilliat mit dem Meer um die wertvolle Maschine eines schiffbrüchigen Dampfers weckt die Sehnsucht des Jungen nach der See.
1874 heuert er als Schiffsjunge in Marseille auf einer Bark an, die Kurs auf Martinique nimmt. Fünfzehn Jahre lang fährt er danach zwischen England, Südamerika, dem Fernen Osten und Australien, auf Segelschiffen der britischen Handelsmarine. Er bringt Wolle nach Sydney und Kohle nach Bangkok, überlebt Schiffsbrände, Taifune und die gefährlichen Straßen von Java und Sumatra. Die Häfen Südostasiens inspirieren Conrad zu seinen ersten Schreibversuchen:
""Für mich ist der ganze Orient in der Vision meiner Jugend enthalten. Nach hartem Kampf mit dem Meer trat ich ihm entgegen und sah, wie er mich anblickte. Nur ein Augenblick des Zaubers, ein Sonnenstrahl über einer fremden Küste – Zeit genug, sich ein Leben lang daran zu erinnern.”"
Auf seinen Freiwachen zwischen Singapur und Kalkutta liest er Shakespeare, um sein Englisch zu verbessern und sich auf die Offiziersprüfungen vorzubereiten. Das Meer wird seine zweite Heimat, die keinerlei Fremdherrschaft kennt.
""Die Einsamkeit auf See intensiviert die Gedanken, die im Zentrum der Welt zu liegen scheinen, so wie das Schiff, das uns trägt, immer den Mittelpunkt des Horizonts bildet. Aber wohin ich auch segle – ich segle immer nach Polen zurück.”"
1889 übernimmt er das Kommando als Kapitän auf dem Frachter "Otago”. Im selben Jahr beginnt er mit der Niederschrift seines ersten Romans "Almayers Wahn” und wechselt von der Brücke an den Schreibtisch. In den folgenden fünfunddreißig Jahren entstehen Romane und Erzählungen, die wie "Der Nigger von der Narcissus” und "Herz der Finsternis” zu Weltliteratur werden. Die Männer, die er in seinen Romanen beschreibt, kennt er von seinen Reisen um die Welt, auf denen er ihr Schicksal geteilt hat:
""Sie waren stark, wie all jene sind, die weder Zweifel noch Hoffnung kennen. Sie waren ungeduldig und ausdauernd, unbändig und treu. Sie wussten nichts von der Geborgenheit eines Heims und starben frei von der dunklen Furcht vor einem engen Grab. Sie waren die ewigen Kinder der geheimnisvollen See.”"
(Nigger von der Narcissus, 1897)
Conrad zweifelt zeitlebens am Rang seiner Bücher, obwohl keine Geringeren als Henry James und Virginia Woolf von ihnen begeistert waren. Er selber betrachtet seinen späten Ruhm skeptisch.
""Ich habe einen gewissen literarischen Ruf, doch ist meine Zukunft alles andere als sicher, weil ich kein populärer Autor bin – und wahrscheinlich auch nie sein werde. Von einem Vermögen träume ich nicht, denn das findet sich nicht in einem Tintenfass. Aber ich bekenne, dass ich vom Frieden träume und davon, den Rest meines Lebens der Kunst zu widmen, frei von materiellen Sorgen. Das ist das ganze Geheimnis meines Lebens.” "
Das Meer wird auch der Schauplatz der späten Romane und seiner Erinnerungen, die Conrad ab 1912 zu schreiben beginnt. Eine Lesereise bringt ihn noch einmal zur See. 1923 überquert er auf der "Tuscania” den Atlantik und wird in New York begeistert empfangen. Als er am 3. August 1924 in seinem Haus bei Canterbury stirbt, wird sein Werk in der gesamten englischsprachigen Welt gelesen.
In seine polnische Heimat ist er noch einmal zurückgekehrt, um den Nachlass seines Vaters zu suchen. Kaum angekommen, bricht der Erste Weltkrieg aus, und Joseph Conrad muss die Orte seiner Kindheit verlassen, ohne die alten Korrekturfahnen der "Arbeiter des Meeres” wiedergefunden zu haben.
Auf seinem Grabstein steht eine Verszeile aus Edmund Spensers "Feenkönigin”:
"Schlaf nach harter Arbeit, Hafen nach stürmischer See,
Friede nach Krieg, und Tod nach langem Leben, sind eine Wohltat.”