Der erhobene Zeigefinger

Vom schmalen Grat zwischen Moral und Moralismus

83:01 Minuten
Bauernproteste: Landwirte aus zahlreichen Bundesländern Deutschlands protestieren mit ihren Traktoren in der Hauptstadt. Auf einem Plakat steht: "Sie säen nicht und sie ernten nicht, aber sie wissen alles besser."
Schnauze voll von Besserwissern: Bauernproteste in Berlin. © imago images / Müller-Stauffenberg
Moderation: Katrin Heise |
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Klimawandel, nachhaltiger Konsum oder Genderfragen: Über viele Fragen wird nicht mehr sachlich und ruhig diskutiert. Schnell ist jemand zur Stelle, der anderen vorschreiben will, was sie zu tun oder zu lassen haben. Wie finden wir die Balance?
Ob bei der Ernährung, der Wahl des Urlaubsziels oder der Mobilität – vieles, was wir tun, wird mittlerweile von anderen unter die Lupe genommen und bewertet. In Zeiten des Klimawandels entspinnen sich schnell Diskussionen, ob man noch guten Gewissens fliegen oder Fleisch essen darf. Wo ziehen wir die Grenze zwischen berechtigter Mahnung und Anmaßung, zwischen Moral und Moralisieren? Braucht es solch spektakuläre Aktionen wie jene der „Letzten Generation“, deren Aktivisten sich auf der Straße festkleben, um auf die Klimakrise hinzuweisen?

Überall moralische Stolperfallen

Unter welchen Umständen verhalten sich Menschen moralisch? Diese Frage erforscht Armin Falk. Der Volkswirtschaftler leitet das Institut für Verhaltensökonomik und Ungleichheit an der Universität Bonn. Sein jüngstes Buch trägt den Titel: „Warum es so schwer ist, ein guter Mensch zu sein“.
Seine Beobachtung: „Unser Alltag ist eine einzige Zumutung, denn er fordert uns auf, immer wieder zwischen richtig und falsch, zwischen Gut und Böse zu entscheiden, zwischen Altruismus und Eigennutz.“ Wir seien umgeben von moralischen Stolperfallen; letztlich entschieden wir uns zu oft für den eigenen Vorteil und nicht für das Gemeinwohl.
Seine Analyse: „Alle gesellschaftlich relevanten Probleme hängen mit der Frage zusammen, ob und wie wir es schaffen, unsere kurzsichtigen Eigeninteressen zurückzustellen.“ Verbote oder moralistische Vorwürfe seien dabei nicht erfolgreich; sie führten oft zum Gegenteil, so der Verhaltensökonom. „Nur, wenn es aus der eigenen Einsicht kommt, hat es auch eine Wirkung.“

Der erhobene Zeigefinger - Vom schmalen Grat zwischen Moral und Moralismus
Darüber diskutiert Katrin Heise am 8. Oktober mit dem Verhaltensökonomen Armin Falk live von 9.05 Uhr bis 11 Uhr. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.

(sus)
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