Vom Terminal ins Albertinum
Am 18. Juni wird das sanierte und komplett umgebaute Albertinum in Dresden nach fünfjähriger Schließzeit wieder eröffnet. Dann ist die bekannte Skulpturensammlung wieder zu sehen. Derzeit werden die Kunstwerke eingepackt und mit größter Sorgfalt vom Flughafen in die Stadt gebracht.
Mit größter Vorsicht schiebt der Fahrer des weißen Spezialfahrzeuges die Greifarme seines Gabelstaplers unter die riesige Palette auf der offenen Ladefläche des Lkw vor dem Albertinum.
Minuten später hat er die mit einer riesenhaften Skulptur beladene Palette fest im Griff und bugsiert sie über die Ladekante. Nun schwebt sie frei. Jede unbedachte, ruckartige Bewegung könnte Schwingungen auslösen, die in eine Katastrophe für das Kunstwerk und die Verantwortlichen dieses Umzuges münden könnten. Mit bangem Blick schaut Restaurator Rainer Thiele auf die in weiße Schaumstofffolie verpackte Skulptur:
Frage: "Was sagt denn Ihr Pulsschlag im Moment?"
Thiele: "Ach, jetzt geht es wieder. Also es ist albern, der Fahrer ist absolute Spitze und es kann nichts passieren, aber es ist immer ein komisches Gefühl, wenn es auf den Gabeln steht."
Auch Moritz Woelk, der Direktor der Dresdner Skulpturensammlung hat einen bangen Gesichtsausdruck. Auf den Gabeln des Staplers ruht die größte Skulptur der Dresdner Kunstsammlungen:
"Das hier ist die schwerste Skulptur, die wir überhaupt haben, das 'Drama' von Max Klinger, eine große Marmorskulptur, mit einem Felsen, auf dem ein Mann sitzt, der einen Ast abzubrechen versucht in verzweifeltet Anstrengung, was ihm nicht gelingen kann, weil er fest verwurzelt im Felsen ist, und hier unten zwei wie im Wasser schwimmende Frauen, ein Auftragswerk für Klinger 1904 für das Albertinum."
Der Gabelstapler hat das monumentale, übermannsgroße Werk an der Bordsteinkante abgesetzt, die Transporteure befreien das Kunstwerk von seiner schützenden Hülle. Staunend ziehen Touristen vorbei und auch die Pferde-Gespanne, die touristische Touren durch die Altstadt fahren, schauen mit großen Augen auf die weiße Pracht. Nun können zwei Hubwagen das "Drama" an seinen endgültigen Aufstellungsort in der sanierten, gewaltigen Renaissance-Halle des Albertinums bringen. Auch diese Entscheidung will wohl durchdacht sein:
Woelk: "Und wenn das einmal steht, dann steht es, das kann man nicht so leicht wieder bewegen."
In diesen Wochen pendelt der Direktor der Skulpturensammlung ständig zwischen der Baustelle Albertinum und dem Dresdner Flughafen. Dort haben die Schätze seiner Sammlung die letzten fünf Jahre verbracht:
"Ja wir sind hier im ehemaligen Passagierterminal des Dresdner Flughafens und sehen hier im Inneren die Skulpturen von der Antike bis in die Moderne Zeit, die Marmorskulpturen und draußen durch eine große Glasscheibe die Flugzeuge, wie sie starten und landen. Das ist ein traumhaft schöner Platz mit herrlichen Seiten-Licht, eigentlich ein idealer Skulpturenort auch zum Anschauen der Skulpturen."
Dicht an dicht stehen oder liegen Statuen aller Epochen im ehemaligen Terminal, mit Blick auf das Flugfeld. Zahlreiche Hochregale unterteilen den großen Raum. Sie sind gespickt voll mit kleinen und großen Büsten, mit Köpfen, Torsi und Bronze-Miniaturen. Direktor Woelk geht durch die Reihen, verschafft sich einen Überblick, darüber, was schon eingepackt worden ist:
"... wo ist denn der ... ?"
Dann bleibt er vor einer kleinen bronzenen Reiterstatuette stehen:
"Also hier in dieser Ecke haben wir einige unserer kostbarsten Renaissance- Bronzen. Hier ist die kleine Reiterstatuette des Marc Aurel, die ist von 1444 ... das ist die älteste signierte Kleinbronze der italienischen Frührenaissance überhaupt und die lebendigtse Wiedergabe dieses Reitermonuments, das heute auf dem Capitolsplatz steht."
Ursprünglich gegründet wurde die "Sammlung der antiken und modernen Skulpturen" durch den Sächsischen König, August den Starken, der Dresden zu einer Metropole barocker Architektur und Skulptur machen wollte. Dafür erwarb August der Starke von König Friedrich Wilhelm I. aus Berlin Antiken, darunter die der Sammlung Bellori mit exzellenten römischen Porträts. Aus Rom kamen die rund 200 erstrangigen antiken Skulpturen, Vasen, Bronzen und ägyptischen Mumien der Sammlungen Chigi und Albani. 1729 wurde die Sammlung zunächst in den Sälen des Palais im Großen Garten aufgestellt, umgeben von Meisterwerken der zeitgenössischen Skulptur.
Mit dem Archäologen Georg Treu, der 1882 die Leitung des Museums übernahm, begannen systematische Erwerbungen die den Bestand an antiken Vasen und antiken Terrakotten zu geschlossenen Sammlungen ausbauten. Auch Treu hielt an dem Prinzip fest, antike Exponate und zeitgenössische Werke gemeinsam auszustellen.
So gelangten auch zahlreiche Werke von Auguste Rodin, Constantin Meunier und Max Klinger in die Sammlung. Auch das neue Konzept im sanierten Albertinum wird dieser Linie treu bleiben.
Woelk: "Die Skulpturen erwartet mehr Platz, vor allem für die Skulpturen von 1800 bis heute, vor allem gibt es für das 19. Jahrhundert einen eigenen Saal, für Rietschel, und dann vor allem die große Skulpturenhalle, in der wir jetzt lange die antiken Skulpturen gesehen haben, wird von Degas und Rodin bis zur Kunst der Gegenwart ein ganz neues Spektrum geben. Viele Werke der Sammlung, die man bisher nicht zeigen konnte, Neuerwerbungen, neue Dauerleihgaben und Leihgaben, wie man es in Dresden bisher noch nie sehen konnte."
Minuten später hat er die mit einer riesenhaften Skulptur beladene Palette fest im Griff und bugsiert sie über die Ladekante. Nun schwebt sie frei. Jede unbedachte, ruckartige Bewegung könnte Schwingungen auslösen, die in eine Katastrophe für das Kunstwerk und die Verantwortlichen dieses Umzuges münden könnten. Mit bangem Blick schaut Restaurator Rainer Thiele auf die in weiße Schaumstofffolie verpackte Skulptur:
Frage: "Was sagt denn Ihr Pulsschlag im Moment?"
Thiele: "Ach, jetzt geht es wieder. Also es ist albern, der Fahrer ist absolute Spitze und es kann nichts passieren, aber es ist immer ein komisches Gefühl, wenn es auf den Gabeln steht."
Auch Moritz Woelk, der Direktor der Dresdner Skulpturensammlung hat einen bangen Gesichtsausdruck. Auf den Gabeln des Staplers ruht die größte Skulptur der Dresdner Kunstsammlungen:
"Das hier ist die schwerste Skulptur, die wir überhaupt haben, das 'Drama' von Max Klinger, eine große Marmorskulptur, mit einem Felsen, auf dem ein Mann sitzt, der einen Ast abzubrechen versucht in verzweifeltet Anstrengung, was ihm nicht gelingen kann, weil er fest verwurzelt im Felsen ist, und hier unten zwei wie im Wasser schwimmende Frauen, ein Auftragswerk für Klinger 1904 für das Albertinum."
Der Gabelstapler hat das monumentale, übermannsgroße Werk an der Bordsteinkante abgesetzt, die Transporteure befreien das Kunstwerk von seiner schützenden Hülle. Staunend ziehen Touristen vorbei und auch die Pferde-Gespanne, die touristische Touren durch die Altstadt fahren, schauen mit großen Augen auf die weiße Pracht. Nun können zwei Hubwagen das "Drama" an seinen endgültigen Aufstellungsort in der sanierten, gewaltigen Renaissance-Halle des Albertinums bringen. Auch diese Entscheidung will wohl durchdacht sein:
Woelk: "Und wenn das einmal steht, dann steht es, das kann man nicht so leicht wieder bewegen."
In diesen Wochen pendelt der Direktor der Skulpturensammlung ständig zwischen der Baustelle Albertinum und dem Dresdner Flughafen. Dort haben die Schätze seiner Sammlung die letzten fünf Jahre verbracht:
"Ja wir sind hier im ehemaligen Passagierterminal des Dresdner Flughafens und sehen hier im Inneren die Skulpturen von der Antike bis in die Moderne Zeit, die Marmorskulpturen und draußen durch eine große Glasscheibe die Flugzeuge, wie sie starten und landen. Das ist ein traumhaft schöner Platz mit herrlichen Seiten-Licht, eigentlich ein idealer Skulpturenort auch zum Anschauen der Skulpturen."
Dicht an dicht stehen oder liegen Statuen aller Epochen im ehemaligen Terminal, mit Blick auf das Flugfeld. Zahlreiche Hochregale unterteilen den großen Raum. Sie sind gespickt voll mit kleinen und großen Büsten, mit Köpfen, Torsi und Bronze-Miniaturen. Direktor Woelk geht durch die Reihen, verschafft sich einen Überblick, darüber, was schon eingepackt worden ist:
"... wo ist denn der ... ?"
Dann bleibt er vor einer kleinen bronzenen Reiterstatuette stehen:
"Also hier in dieser Ecke haben wir einige unserer kostbarsten Renaissance- Bronzen. Hier ist die kleine Reiterstatuette des Marc Aurel, die ist von 1444 ... das ist die älteste signierte Kleinbronze der italienischen Frührenaissance überhaupt und die lebendigtse Wiedergabe dieses Reitermonuments, das heute auf dem Capitolsplatz steht."
Ursprünglich gegründet wurde die "Sammlung der antiken und modernen Skulpturen" durch den Sächsischen König, August den Starken, der Dresden zu einer Metropole barocker Architektur und Skulptur machen wollte. Dafür erwarb August der Starke von König Friedrich Wilhelm I. aus Berlin Antiken, darunter die der Sammlung Bellori mit exzellenten römischen Porträts. Aus Rom kamen die rund 200 erstrangigen antiken Skulpturen, Vasen, Bronzen und ägyptischen Mumien der Sammlungen Chigi und Albani. 1729 wurde die Sammlung zunächst in den Sälen des Palais im Großen Garten aufgestellt, umgeben von Meisterwerken der zeitgenössischen Skulptur.
Mit dem Archäologen Georg Treu, der 1882 die Leitung des Museums übernahm, begannen systematische Erwerbungen die den Bestand an antiken Vasen und antiken Terrakotten zu geschlossenen Sammlungen ausbauten. Auch Treu hielt an dem Prinzip fest, antike Exponate und zeitgenössische Werke gemeinsam auszustellen.
So gelangten auch zahlreiche Werke von Auguste Rodin, Constantin Meunier und Max Klinger in die Sammlung. Auch das neue Konzept im sanierten Albertinum wird dieser Linie treu bleiben.
Woelk: "Die Skulpturen erwartet mehr Platz, vor allem für die Skulpturen von 1800 bis heute, vor allem gibt es für das 19. Jahrhundert einen eigenen Saal, für Rietschel, und dann vor allem die große Skulpturenhalle, in der wir jetzt lange die antiken Skulpturen gesehen haben, wird von Degas und Rodin bis zur Kunst der Gegenwart ein ganz neues Spektrum geben. Viele Werke der Sammlung, die man bisher nicht zeigen konnte, Neuerwerbungen, neue Dauerleihgaben und Leihgaben, wie man es in Dresden bisher noch nie sehen konnte."