Von Abakus bis Zinnober: Welche Wörter sollten wir bewahren? Darüber diskutiert Gisela Steinhauer am Sonnabend von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Sieglinde Geisel und Peter Graf. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Welche Wörter sollten wir bewahren?
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Ist Ihnen blümerant zumute? Haben Sie genug von dem Zinnober und brauchen Sommerfrische? Wörter wie diese sind vom Aussterben bedroht. Welche Begriffe möchten Sie vor dem Vergessen bewahren? Welches sind Ihre Lieblingswörter? Diskutieren Sie mit!
Die deutsche Sprache unterliegt einem ständigen Wandel, neue Begriffe kommen hinzu, alte geraten in Vergessenheit: Zum Beispiel der Backfisch, der Rabauke, die Kemenate, der Henkelmann, der Blümchenkaffee, das Hasenbrot, der Zinnober oder die Fisimatenten und viele mehr.
Von Besuchameisen und anderen Wortschönheiten
"Die deutsche Sprache ist so viel reicher als die, die wir in unserem Alltag benutzen", sagt der Verleger und Lektor Peter Graf. "Sie ist das gemeinsame Erbe. Und man sollte sich damit beschäftigen, so wie man auch in Museen geht." Er hat sich auf die Spuren der verschwundenen Wörter begeben und zwei Bücher dazu herausgebracht.
In "Was nicht mehr im Duden steht" listet er jene Begriffe auf, die im Laufe der vergangenen 100 Jahre aus dem Wörterbuch gestrichen wurden: wie der Eintopfsonntag, der Kodaker, die Frauenhaftigkeit oder das Automatenrestaurant. Wer wissen möchte, was es dereinst mit Besuchameisen, Deutschverderbern oder einem Entschuldigungsschwamm auf sich hatte, der findet Antworten in seinem Buch: "Ungemein eigensinnige Auswahl unbekannter Wortschönheiten aus dem Grimmschen Wörterbuch".
Sprache als Spiegel
"Dass wir das 'Fräulein' nicht mehr haben, tut mir nicht leid", sagt die Journalistin und Autorin Sieglinde Geisel. Diese veraltete Anrede gehöre zu Recht in die Schublade. "Sprache ist ein Spiegel dessen, was wir denken, was wir reden", insofern seien auch Wörter Abbild der gesellschaftlichen Entwicklung.
Geisel interessiert, wie sich Sprache verändert, was an Neuem dazukommt. Zum Beispiel durch die Digitalisierung: Mit Selbstverständlichkeit googeln wir, nutzen Social Media und schicken Emojis – alles Begriffe, die auch im neuen Duden zu finden sind. Sie verweist aber auch auf die Verantwortung, mit Wörtern und Sprache bewusst umzugehen: "Sprache ist ein Instrument der Politik, auch wenn wir uns dessen oft nicht bewusst sind. Mit Worten deuten und ordnen wir die Welt."