Von Adelheid Wedel
"Wir verbrennen keine Bücher, das nicht, aber wir lassen sie still und leise verschwinden". Harsche Kritik am Kulturverfall ihres Landes übt die britische Erzählerin A.L. Kennedy in ihrer Dankesrede für den 1. Internationalen Eifel-Literaturpreis, der ihr kürzlich verliehen wurde. Die "FAZ" druckt Teile ihrer Rede ab.
Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG berichtet über eine viertägige "Pynchon-Woche", bei der Literaturwissenschaftler das Werk des medienscheuen Amerikaners untersuchten. Vor allem sein jüngster Roman "Against the Day", zu Deutsch "Gegen den Tag", wurde analysiert und Graham Benton von der California University entdeckte darin wieder eine Fülle anarchistischer Konzepte. Er kam zu dem Schluss:
"Letztlich könne Pynchons Opus magnum in seinem utopischen Gehalt als indirekte Anleitung verstanden werden, wie die Welt zu lesen und womöglich zu verändern sei."
Auch Frank Palmeri von der Universität von Miami unterstrich, Pynchon stelle beiläufig den kapitalistischen Endzeitszenarien mehrere Utopien gegenüber, fügt aber hinzu:
"dass sie als unerreichbare Orte zwar einen Idealzustand repräsentierten, sich aber auch rasch in ihr Gegenteil verkehren könnten."
Mit dieser Sicht kommt er den Intentionen Pynchons ziemlich nahe, bei dem es – so hob die Konferenz hervor – zuweilen schwer ist, in seinen Romanen eine Trennlinie zwischen Sinn und Unsinn, zwischen tiefgründiger Anverwandlung und kindischer Spielerei zu ziehen:
"Das Werk des Unfassbaren sei bei der Tagung dann doch etwas fassbarer geworden."
Als furchtlose Erzählerin, die zu den wichtigsten Stimmen Großbritanniens gehört, erhielt A.L. Kennedy kürzlich den 1. Internationalen Eifel-Literaturpreis. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG druckt nun in gekürzter Form die Dankesrede der 1965 im schottischen Dundee geborenen Schriftstellerin und Dramatikerin. Mit alarmierenden Worten registriert sie darin einen Kulturverfall in ihrem Land. Unter anderem bemängelt sie:
"In Großbritannien haben wir die letzten Jahrzehnten damit verbracht, unser Bildungssystem zu zerstören, so dass mehr und mehr Kinder die Schule mit unzulänglichen Kenntnissen ihrer eigenen Sprache verlassen. Die jungen Leute werden durch dieses System, das mehr und mehr testet und misst und immer weniger lehrt, grundlegend geschädigt. Wir haben unser Bibliothekswesen zerstört. Wir verbrennen keine Bücher, das nicht, aber wir lassen sie still und leise verschwinden,"
klagt A.L. Kennedy an. Darunter versteht sie auch das:
"Mehr und mehr werden uns Bücher angeboten, die mit guter Literatur nichts gemein haben, Bücher, die von Prominenten und Klatschgeschichten handeln, mit farbloser und knapper, vorhersehbarer Handlung. Nicht zufällig erleben wir eine Häufung von Jugendkriminalität und Selbstzerstörung, und ebenso wenig zufällig lässt unsere Bevölkerung es zu, in einem Netz aus Überwachung, Freiheitsentzug, Schulden, Fettleibigkeit und Vollrausch gefangen zu sein. Wir sind dabei, immer unmenschlicher zu werden -, und dieser Trend breitet sich mehr und mehr in der sogenannten modernen Gesellschaft aus."
Das ist die Sicht von A.L. Kennedy, vorgetragen bei ihrer Dankesrede für den Eifel-Literaturpreis.
Gesellschaftskritik übt auch die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates. Der TAGESSPIEGEL gratuliert ihr zum 70. Geburtstag und nennt sie "die wohl produktivste Schriftstellerin der Gegenwart." Oates steht "in der Tradition des realistischen Romans des 19. Jahrhunderts, und in dieser Tradition begreift sie sich als Chronistin ihrer Zeit", schreibt Tanya Lieske. Und weiter:
"Der aufklärerische Impetus ihres Schaffens hebt Joyce Carol Oates ab von der geläufigen Haltung vieler Gegenwartsschriftsteller, derzufolge Literatur keines Herren Diener sei. Oates Sympathien liegen bei den Ausgegrenzten."
Ein amerikanischer Kritiker habe einmal gesagt - und ein größeres Lob lässt sich kaum für einen Schriftsteller denken - es müsste in einer fernen Zukunft möglich sein, den amerikanischen Alltag des 20. Jahrhunderts perfekt zu rekonstruieren. Und zwar mit Hilfe der Romane von Joyce Carol Oates.
"Letztlich könne Pynchons Opus magnum in seinem utopischen Gehalt als indirekte Anleitung verstanden werden, wie die Welt zu lesen und womöglich zu verändern sei."
Auch Frank Palmeri von der Universität von Miami unterstrich, Pynchon stelle beiläufig den kapitalistischen Endzeitszenarien mehrere Utopien gegenüber, fügt aber hinzu:
"dass sie als unerreichbare Orte zwar einen Idealzustand repräsentierten, sich aber auch rasch in ihr Gegenteil verkehren könnten."
Mit dieser Sicht kommt er den Intentionen Pynchons ziemlich nahe, bei dem es – so hob die Konferenz hervor – zuweilen schwer ist, in seinen Romanen eine Trennlinie zwischen Sinn und Unsinn, zwischen tiefgründiger Anverwandlung und kindischer Spielerei zu ziehen:
"Das Werk des Unfassbaren sei bei der Tagung dann doch etwas fassbarer geworden."
Als furchtlose Erzählerin, die zu den wichtigsten Stimmen Großbritanniens gehört, erhielt A.L. Kennedy kürzlich den 1. Internationalen Eifel-Literaturpreis. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG druckt nun in gekürzter Form die Dankesrede der 1965 im schottischen Dundee geborenen Schriftstellerin und Dramatikerin. Mit alarmierenden Worten registriert sie darin einen Kulturverfall in ihrem Land. Unter anderem bemängelt sie:
"In Großbritannien haben wir die letzten Jahrzehnten damit verbracht, unser Bildungssystem zu zerstören, so dass mehr und mehr Kinder die Schule mit unzulänglichen Kenntnissen ihrer eigenen Sprache verlassen. Die jungen Leute werden durch dieses System, das mehr und mehr testet und misst und immer weniger lehrt, grundlegend geschädigt. Wir haben unser Bibliothekswesen zerstört. Wir verbrennen keine Bücher, das nicht, aber wir lassen sie still und leise verschwinden,"
klagt A.L. Kennedy an. Darunter versteht sie auch das:
"Mehr und mehr werden uns Bücher angeboten, die mit guter Literatur nichts gemein haben, Bücher, die von Prominenten und Klatschgeschichten handeln, mit farbloser und knapper, vorhersehbarer Handlung. Nicht zufällig erleben wir eine Häufung von Jugendkriminalität und Selbstzerstörung, und ebenso wenig zufällig lässt unsere Bevölkerung es zu, in einem Netz aus Überwachung, Freiheitsentzug, Schulden, Fettleibigkeit und Vollrausch gefangen zu sein. Wir sind dabei, immer unmenschlicher zu werden -, und dieser Trend breitet sich mehr und mehr in der sogenannten modernen Gesellschaft aus."
Das ist die Sicht von A.L. Kennedy, vorgetragen bei ihrer Dankesrede für den Eifel-Literaturpreis.
Gesellschaftskritik übt auch die amerikanische Schriftstellerin Joyce Carol Oates. Der TAGESSPIEGEL gratuliert ihr zum 70. Geburtstag und nennt sie "die wohl produktivste Schriftstellerin der Gegenwart." Oates steht "in der Tradition des realistischen Romans des 19. Jahrhunderts, und in dieser Tradition begreift sie sich als Chronistin ihrer Zeit", schreibt Tanya Lieske. Und weiter:
"Der aufklärerische Impetus ihres Schaffens hebt Joyce Carol Oates ab von der geläufigen Haltung vieler Gegenwartsschriftsteller, derzufolge Literatur keines Herren Diener sei. Oates Sympathien liegen bei den Ausgegrenzten."
Ein amerikanischer Kritiker habe einmal gesagt - und ein größeres Lob lässt sich kaum für einen Schriftsteller denken - es müsste in einer fernen Zukunft möglich sein, den amerikanischen Alltag des 20. Jahrhunderts perfekt zu rekonstruieren. Und zwar mit Hilfe der Romane von Joyce Carol Oates.