Von Adelheid Wedel
Der "Tagesspiegel" berichtet über eine Tagung zum Stand der Kapitalismuskritik. Die "Frankfurter Rundschau" bespricht den neuen Dokumentarfilm über die österreichisch-amerikanische Autorin Ruth Klüger. Und die "taz" berichtet von einem Projekt in Mecklenburg, bei dem sozial schwache Menschen ihre eigene Zeitung herausgeben.
"Lasst uns Gespenster jagen," fordert der TAGESSPIEGEL in einer Überschrift. Gregor Dotzauer berichtet im dazugehörenden Artikel über eine Tagung im Hamburger Literaturhaus, bei der sich 30 Schriftsteller und Kritiker trafen, "um über den Stand der Kapitalismuskritik nachzudenken." Bezugspunkt war der Essay des Berliner Germanisten Joseph Vogl "Das Gespenst des Kapitals", der ihn an die Spitze der kulturwissenschaftlichen Wirtschaftsweisen katapultierte. "Kein anderes Buch, jubelten vor drei Jahren die Feuilletonisten, werde dem Finanzcrash von 2007/2008 besser gerecht."
Vogl beschreibt darin unter anderem die vollkommene Fiktionalisierung der Finanzströme und die Abkopplung des Geldverkehrs von der Warenproduktion. Nun stellte sich die Tagung die Frage, was Literatur in diesen Zeiten leisten könne; Vorbehalte gegen Vogls Text wurden laut. Feridun Zaimoglu beispielsweise zeigte sich verwundert über dessen wunderlich akademisches Deutsch. Karl-Heinz Ott wiederum verwies auf das schlichte Strickmuster der Argumentation. Sibylle Lewitscharoff war noch am optimistischsten, dass man die Verhältnisse ins Erzählende wenden könne. Feststeht, "es gibt wenig geglückte Romane über die heutige Finanzwelt. Die Literatur hinke nun mal den Zeitereignissen nach," beschied man sich. Und die Frage wurde laut: "Was weiß Literatur schon vorher?"
Meistens blickt sie zurück, arbeitet Vergangenes auf – das wissen wir. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU bringt mit Ruth Klügers Arbeit ein beredtes Beispiel dafür. "Die österreichisch-amerikanische Autorin erzählt," jetzt festgehalten in einem Dokumentarfilm, "vom Sein nach dem Holocaust.""weiter leben" lautet der Titel ihres Buches, das 1992 im Wallstein Verlag erschien. Dem folgte der zweite Teil ihrer Lebenserinnerungen: "unterwegs verloren". "Von Macht und Ohnmacht handeln ihre Lebensbücher," schreibt Christina Bylow. Sie lobt den Dokumentarfilm "Das Weiterleben der Ruth Klüger": "Der Regisseurin Renata Schmidtkunz ist etwas Großartiges und Seltenes gelungen: ein Porträt, das zugleich intim ist und doch jene Distanz hält, die Platz lässt für das Unergründliche eines Menschen. Der Film erzählt das Leben der 1931 geborenen Ruth Klüger entlang der Orte, die ihr etwas bedeuten; Wien, Kalifornien, Göttingen, Jerusalem, Wien. Die Regisseurin sieht der Klüger beim Leben zu, beim Schwimmen, beim Fernsehen, ja selbst beim Schlafen – ein Dokument des Vertrauens."
Die Tageszeitung DIE WELT nennt ihn einen "Propheten der Überschaubarkeit", die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Agitator für die Zukunft" und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG hebt sein "Prinzip Zukunftshoffnung" hervor. Die Rede ist vom Publizisten und Zukunftsforscher Robert Jungk. Als der am 11. Mai 1913 geborene Robert Jungk 1994 in Salzburg starb, "war er die Institution, als die er heute bekannt ist: Pionier- und Galionsfigur der internationalen Friedens- und Umweltbewegung, Autor des einflussreichen Buches "Der Atomstaat" von 1977 und Erfinder der "Zukunftswerkstätten"." Wer das Glück hatte, ihm zu begegnen, denn er war mehrmals zu Gast in Deutschland, erlebte einen bis ins hohe Alter lebhaften Geist, der "nicht nur als Chronist" seine Pflicht erfüllte, sondern "auch als politisch Handelnder" seine Erkenntnis überzeugend vertrat: "Sie dürfen trotz allem hoffen."
Die TAZ berichtet von einem Projekt in Mecklenburg, "das Menschen aus sozial schwachen Vierteln eine Stimme geben will." In Hagenow und Boizenburg erscheint die Bürgerzeitung "Die Aufmacher". Sie startete in Gegenden, wo fast alle Hartz-VI-Empfänger sind, "als Modellprojekt, mit dem Medienvielfalt in solchen Regionen verbessert werden soll." Erste Ergebnisse sind zu verzeichnen, und die Mitarbeiter freuen sich darüber: "Es hat sich so etwas wie zivilgesellschaftliches Engagement entwickelt."
Vogl beschreibt darin unter anderem die vollkommene Fiktionalisierung der Finanzströme und die Abkopplung des Geldverkehrs von der Warenproduktion. Nun stellte sich die Tagung die Frage, was Literatur in diesen Zeiten leisten könne; Vorbehalte gegen Vogls Text wurden laut. Feridun Zaimoglu beispielsweise zeigte sich verwundert über dessen wunderlich akademisches Deutsch. Karl-Heinz Ott wiederum verwies auf das schlichte Strickmuster der Argumentation. Sibylle Lewitscharoff war noch am optimistischsten, dass man die Verhältnisse ins Erzählende wenden könne. Feststeht, "es gibt wenig geglückte Romane über die heutige Finanzwelt. Die Literatur hinke nun mal den Zeitereignissen nach," beschied man sich. Und die Frage wurde laut: "Was weiß Literatur schon vorher?"
Meistens blickt sie zurück, arbeitet Vergangenes auf – das wissen wir. Die FRANKFURTER RUNDSCHAU bringt mit Ruth Klügers Arbeit ein beredtes Beispiel dafür. "Die österreichisch-amerikanische Autorin erzählt," jetzt festgehalten in einem Dokumentarfilm, "vom Sein nach dem Holocaust.""weiter leben" lautet der Titel ihres Buches, das 1992 im Wallstein Verlag erschien. Dem folgte der zweite Teil ihrer Lebenserinnerungen: "unterwegs verloren". "Von Macht und Ohnmacht handeln ihre Lebensbücher," schreibt Christina Bylow. Sie lobt den Dokumentarfilm "Das Weiterleben der Ruth Klüger": "Der Regisseurin Renata Schmidtkunz ist etwas Großartiges und Seltenes gelungen: ein Porträt, das zugleich intim ist und doch jene Distanz hält, die Platz lässt für das Unergründliche eines Menschen. Der Film erzählt das Leben der 1931 geborenen Ruth Klüger entlang der Orte, die ihr etwas bedeuten; Wien, Kalifornien, Göttingen, Jerusalem, Wien. Die Regisseurin sieht der Klüger beim Leben zu, beim Schwimmen, beim Fernsehen, ja selbst beim Schlafen – ein Dokument des Vertrauens."
Die Tageszeitung DIE WELT nennt ihn einen "Propheten der Überschaubarkeit", die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: "Agitator für die Zukunft" und die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG hebt sein "Prinzip Zukunftshoffnung" hervor. Die Rede ist vom Publizisten und Zukunftsforscher Robert Jungk. Als der am 11. Mai 1913 geborene Robert Jungk 1994 in Salzburg starb, "war er die Institution, als die er heute bekannt ist: Pionier- und Galionsfigur der internationalen Friedens- und Umweltbewegung, Autor des einflussreichen Buches "Der Atomstaat" von 1977 und Erfinder der "Zukunftswerkstätten"." Wer das Glück hatte, ihm zu begegnen, denn er war mehrmals zu Gast in Deutschland, erlebte einen bis ins hohe Alter lebhaften Geist, der "nicht nur als Chronist" seine Pflicht erfüllte, sondern "auch als politisch Handelnder" seine Erkenntnis überzeugend vertrat: "Sie dürfen trotz allem hoffen."
Die TAZ berichtet von einem Projekt in Mecklenburg, "das Menschen aus sozial schwachen Vierteln eine Stimme geben will." In Hagenow und Boizenburg erscheint die Bürgerzeitung "Die Aufmacher". Sie startete in Gegenden, wo fast alle Hartz-VI-Empfänger sind, "als Modellprojekt, mit dem Medienvielfalt in solchen Regionen verbessert werden soll." Erste Ergebnisse sind zu verzeichnen, und die Mitarbeiter freuen sich darüber: "Es hat sich so etwas wie zivilgesellschaftliches Engagement entwickelt."