Von Adelheid Wedel
Die Sozialdemokraten verschlafen die zweite industrielle Revolution, kritisiert die FAZ. Die Wahlwerbung hat immer weniger Inhalt, moniert der Schriftsteller Eugen Ruge. In den USA ist die Zensur von Büchern auf dem Vormarsch, informiert die "Berliner Zeitung".
"Was die SPD verschläft", so heißt die Überschrift über einem Artikel in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Frank Schirrmacher schlägt einen warnenden Unterton an und beschwört die gewaltigen gesellschaftlichen Umbrüche, die wir gerade erleben, als "eine Dynamik, die die Welt des Sozialen, vor allem die Arbeitswelt, in einen neuen Beschleunigungsmodus versetzt." Schirrmacher meint, "es ist merkwürdig, dass eine Partei, die ihre Geburt der ersten industriellen Revolution verdankt, die Dramatik der zweiten industriellen Revolution für eine Angelegenheit hält, für die man sich Zeit lassen kann." Aber: "Überall müssen wir das Verhältnis der Gesellschaft zu den Märkten der Informationsökonomie neu austarieren. Es geschieht jetzt, und es geschieht mit unerhörter Geschwindigkeit." Verzögerungen oder Handlungsarmut sind also keine Option und so filtert der Autor "als zentrale Frage der nächsten Jahre heraus: Es ist die wirkliche Macht-Asymmetrie der Moderne und die Frage, wie sie demokratisiert werden kann, ohne die unbestreitbaren Vorteile der neuen Technologien, auch von Big Data, zu verlieren. Dabei geht es um nicht weniger als einen neuen Gesellschaftsvertrag zwischen den Menschen und den Maschinen (oder besser: ihren Besitzern), die sie ersetzen, verändern und überwachen." Den Blick weitend macht er darauf aufmerksam: "Selbst bei bestem Willen einer deutschen Regierung ist nicht ausgemacht, welchen Weg Europa in diesen Fragen einschlägt."
Als Lektion für Wähler lässt sich Eugen Ruges Beitrag in der ZEIT lesen, obwohl er lediglich eine Antwort auf die Kritik von Nora Bossong an seinem Artikel zur Wahl ist. Er fühlt sich missverstanden in der Annahme, er wolle die Demokratie abreißen. "Ich bin noch nicht einmal gegen die repräsentative Demokratie", schreibt Ruge, "ich versuche gerade, sie zu verteidigen. Dass es zum Regieren in einer komplexen Welt Profis braucht, steht außer Frage. Aber heißt das," fragt der Schriftsteller, "dass man den Politprofis alles überlassen muss? Nicht wie man Regierungen abschafft, ist die Frage, sondern wie man eine – gewählte – Regierung wirksamer durch die Öffentlichkeit kontrolliert." Er bemängelt: "Die Wahlwerbung der Parteien hat immer weniger Inhalt." Werbefachleute und Psychologen bestimmten zunehmend die Strategien; Ruge regt an: "Warum nicht mal vorsichtig über die Stärkung von Direktmandaten nachdenken?"
Der BERLINER ZEITUNG entnehmen wir eine Information: Eine junge Amerikanerin, ihr Youtube-Name ist Rocketboom, tritt auf den Plan und wendet sich im Heimatland der Meinungsfreiheit gegen Zensur. "Wer glaube, so etwas hätten nur die Taliban in Afghanistan oder die Nazis in Deutschland gemacht, der irre schwer. Buchzensur findet auch in den USA statt," sagt sie. "Immer noch wollen unterschiedliche Gruppen oder Einzelpersonen in den USA ihren Mitmenschen vorschreiben, was sie zu lesen haben. Oder besser gesagt, was sie nicht zu lesen haben." Da werden Bücher auf den Index gesetzt, weil sie von Homosexualität handeln, andermal werden Bücher religiösen Inhalts von anderen Glaubensgruppen bekämpft. Der Verband der US-Büchereien ALA hat mitgezählt: "Seit 1982 gab es mehr als 11.300 Versuche, Romane und Comics aus Büchereien und Schulen zu verbannen. Allein im Jahr 2012 gingen bei der ALA 464 Beschwerden ein." In Wirklichkeit sei die Zensur aber noch viel gewaltiger, schreibt Damir Fras in der Berliner Zeitung. "Der Büchereiverband schätzt, dass nur jeder fünfte Fall überhaupt gemeldet wird." Auf der Liste der umstrittenen Bücher des Jahres 2012 steht "Menschenkind" der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison, "angezeigt wegen angeblich sexueller Freizügigkeit. Toni Morrison ist dabei in guter Gesellschaft, auch Mark Twain tauchte schon auf der Liste der Zensur und Zensurversuche auf, ebenso John Steinbeck und JD Salinger."
Welche Probleme haben wohl diejenigen, die da zwischen den Zeilen Problematisches entdecken?
Als Lektion für Wähler lässt sich Eugen Ruges Beitrag in der ZEIT lesen, obwohl er lediglich eine Antwort auf die Kritik von Nora Bossong an seinem Artikel zur Wahl ist. Er fühlt sich missverstanden in der Annahme, er wolle die Demokratie abreißen. "Ich bin noch nicht einmal gegen die repräsentative Demokratie", schreibt Ruge, "ich versuche gerade, sie zu verteidigen. Dass es zum Regieren in einer komplexen Welt Profis braucht, steht außer Frage. Aber heißt das," fragt der Schriftsteller, "dass man den Politprofis alles überlassen muss? Nicht wie man Regierungen abschafft, ist die Frage, sondern wie man eine – gewählte – Regierung wirksamer durch die Öffentlichkeit kontrolliert." Er bemängelt: "Die Wahlwerbung der Parteien hat immer weniger Inhalt." Werbefachleute und Psychologen bestimmten zunehmend die Strategien; Ruge regt an: "Warum nicht mal vorsichtig über die Stärkung von Direktmandaten nachdenken?"
Der BERLINER ZEITUNG entnehmen wir eine Information: Eine junge Amerikanerin, ihr Youtube-Name ist Rocketboom, tritt auf den Plan und wendet sich im Heimatland der Meinungsfreiheit gegen Zensur. "Wer glaube, so etwas hätten nur die Taliban in Afghanistan oder die Nazis in Deutschland gemacht, der irre schwer. Buchzensur findet auch in den USA statt," sagt sie. "Immer noch wollen unterschiedliche Gruppen oder Einzelpersonen in den USA ihren Mitmenschen vorschreiben, was sie zu lesen haben. Oder besser gesagt, was sie nicht zu lesen haben." Da werden Bücher auf den Index gesetzt, weil sie von Homosexualität handeln, andermal werden Bücher religiösen Inhalts von anderen Glaubensgruppen bekämpft. Der Verband der US-Büchereien ALA hat mitgezählt: "Seit 1982 gab es mehr als 11.300 Versuche, Romane und Comics aus Büchereien und Schulen zu verbannen. Allein im Jahr 2012 gingen bei der ALA 464 Beschwerden ein." In Wirklichkeit sei die Zensur aber noch viel gewaltiger, schreibt Damir Fras in der Berliner Zeitung. "Der Büchereiverband schätzt, dass nur jeder fünfte Fall überhaupt gemeldet wird." Auf der Liste der umstrittenen Bücher des Jahres 2012 steht "Menschenkind" der Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison, "angezeigt wegen angeblich sexueller Freizügigkeit. Toni Morrison ist dabei in guter Gesellschaft, auch Mark Twain tauchte schon auf der Liste der Zensur und Zensurversuche auf, ebenso John Steinbeck und JD Salinger."
Welche Probleme haben wohl diejenigen, die da zwischen den Zeilen Problematisches entdecken?