Von André Hatting

"Die Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet über die Erfolgsgeschichte des Internetportals "MySpace". In der Zeitung "Die Welt" wird über das Leseverhalten deutscher Kindern und Jugendlicher diskutiert. Probleme bei der Lehrerausbildung nach dem Rütli-Schulen-Schock thematisiert die "Süddeutsche Zeitung".
Das Wochenende lässt sich wunderbar mit einem Finanztipp an, dachte sich offenbar die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Und erzählt die Erfolgsgeschichte von "MySpace". Das ist ein Internetportal, auf dem jeder Hans und Franz ein paar Bytes Platz bekommt, um sich vorzustellen.

Das klingt zunächst nach diesen Selbstoffenbarungsseiten Anfang der 1990er, die mit nervigen Informationen über "mein Fahrrad", "mein Goldfisch" und "mein Arbeitsplatz" das Internet zumüllten. "MySpace" aber sei kein Müll", schreibt Nina Rehfeld in der FAZ, sondern bringe im Gegenteil jede Menge Geld ein:

"Es scheint sogar wie geschaffen für das aktuelle Modeschlagwort der Werbebranche: ‚Buzz marketing’ – die Werbung per Mundpropaganda und der letzte Schrei in einem botschaftsüberfluteten Markt. Ausgelöst wird ein ‚Buzz’ laut der Gebrauchsanweisung von Marketingexperten durch sechs Faktoren: Tabus, Ungewöhnliches, Ungeheuerliches, Komisches, Bemerkenswertes und Geheimes – genau das also, womit auf MySpace gehandelt wird."

Christian Geyer seziert, ebenfalls in der FAZ, einen Satz des Innenministers. Wolfgang Schäuble hatte gesagt, es würden auch blonde blauäugige Menschen Opfer von Gewalttaten. Das sollte zur Vorsicht mahnen gegenüber pauschalen Schuldzuweisungen im Falle des in Potsdam überfallenen Deutsch-Äthiopiers.

"Wer hier als oberster Integrationswächter von blond und blauäugig spricht", mahnt dagegen Christian Geyer, "spielt sprachlich mit dem Feuer, das er austreten möchte. Unfreiwillig legt er die Annahme nahe, die Debatte um die so genannte Ausländerkriminalität ließe sich als eine ethnische führen."

Die Diskussion um PISA und das Leseverhalten deutscher Kinder und Jugendlicher wiederum ließe sich als eine Debatte der Diskriminierung führen, stellen wir amüsiert fest. Nachdem wir einen Artikel in der Zeitung DIE WELT gelesen haben. Jedes dritte Mädchen liest. Aber nur jeder zehnte Junge.

Zum Welttag des Buches hat sich der Kinderbuchautor Wieland Freund den Trendbericht Kinder- und Jugendbuch einmal genauer angeschaut. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels beklagt darin, dass von der Lektorin bis zur Bibliothekarin Frauen bestimmen, was Jungen lesen sollen.

"Vielleicht (…) müssen gar nicht mehr Bücher für Jungs erfunden werden, sondern lieber mehr Jungs für Bücher", vermutet dagegen der Autor in der WELT. Klingt in unseren Ohren wie eine höfliche Umschreibung für die Annahme, dass Jungen tendenziell einfach dümmer seien als Mädchen.

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG warnt in einem klugen Artikel davor, die Diskussion über Gewalt an deutschen Schulen auf ethnische Aspekte zu verkürzen.

"Statt ethnisch müsste man soziologisch argumentieren", schreibt Joachim Günter in der NZZ:

"und müsste dann feststellen: ‚Ein Anteil von zwanzig Prozent Kindern aus dem neuen Proletariat der Langzeitarbeitlosen und bildungsfernen Dauerfernsehgucker senkt das Niveau einer Klasse erheblich. (…) Die Brisanz steckt gerade darin, wie soziale Schichtung und Migration zusammenfallen."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG berichtet am Samstag über das Problem der Lehrerausbildung nach dem Rütli-Schulen-Schock. Durchaus lesenswert.

Richtig fasziniert aber hat uns eine ganz kleine Meldung, versteckt im Medienteil, rechts oben. Die Deutsche Verlags-Anstalt (DVA) hat ein Buch zurückgezogen. Nicht irgendeines, sondern das mit dem Titel: "Marcel Reich-Ranicki: Aus persönlicher Sicht – Gespräche".

Die DVA hatte Interviews mit dem Literaturkritiker zusammen gestellt – offenbar ohne dabei die Rechteinhaber zu fragen. Das hat für Ärger gesorgt. Große Heiterkeit hat ausgelöst, dass man in der Deutschen Verlags-Anstalt anscheinend keine Ahnung hat, was ein Beckmesser ist. Und daraus "Bettnässer" gemacht hat.