Von André Hatting
Bei der bevorstehenden Oscar-Verleihung wird der Komponist Ennio Morricone für seine Filmmusiken einen Ehren-Oscar erhalten, meldet die "SZ". Die Feuilletons beschäftigen sich noch einmal mit dem umstrittenen Buch "Feuerherz" der Sängerin Senait Mehari, in dem sie ihre Zeit als Kindersoldatin beschreibt. Dem 100. Geburtstag des Lyrikers W. H. Auden widmet sich die "Welt".
Die Oscars gibt es am 25. Februar. Während die nominierten Schauspieler bis dahin noch ausharren, steht ein Gewinner bereits fest: Der Komponist Ennio Morricone. Er bekommt einen Ehren-Oscar für seine Filmmusiken. In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG verrät der Musikjournalist Helmut Mauró eine interessante Voraussetzung für Morricones einzigartigen Musikstil. Der Komponist war Schulfreund von Sergio Leone. Dieser gewährte dem Musiker freie Hand bei der Gestaltung seiner berühmten Westernfilme. Die hätten Morricone aber überhaupt nicht gekümmert, schreibt Mauró. Vielmehr habe er einfach "drauflos komponiert":
"Dabei verzichtet er immer wieder auf das gängigste Mittel der Filmmusik überhaupt: die akustische Vorwegnahme einer Szene oder eines Auftritts. Oft ist es geradezu umgekehrt: Der Held erscheint, und Morricone wartet noch eine Sekunde, lässt im Betrachter den Wunsch reifen, nach dem Aufziehen des Vorhangs möge nun das Orchester einsetzen […]."
Die BERLINER ZEITUNG schreibt den Streit um die Sängerin Senait Mehari fort. Deren 2004 veröffentlichtes Buch "Feuerherz" war in die Kritik geraten. Ihre darin beschriebene Zeit als Kindersoldatin im eritreischen Bürgerkrieg sei eine Lüge. Das behaupteten Exil-Eritreer vergangene Woche in einer Fernsehsendung des NDR. Im Gespräch mit der BERLINER ZEITUNG äußert sich Senait Mehari unter anderem zu dem Vorwurf, dass in dem angeblichen Ausbildungslager in Wahrheit niemand Waffen getragen habe:
"Das ist eine glatte Lüge. Als ich da war, trugen die Lehrer – das waren ja eigentlich Kommandanten – alle Waffen."
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG sieht Karen Krüger das eigentliche Problem nicht so sehr in einer historischen Detailtreue:
"Das Feld, in dem Senait Mehari, aber auch die Zweifler auftreten, ist politisch vermint."
Denn in Deutschland seien sowohl die Rebellenarmeen ELF als auch EPLF aktiv. Diese würden gegen das Buch von Senait Mehari vorgehen, weil es das Bild vom Befreiungskampf gegen das äthiopische Regime beschmutze:
"Für einen Medienskandal in Deutschland eignen sich solche Geschichten eigentlich nicht. Der Aufruhr wird weder der Geschichte Senait Meharis noch der ihres Landes gerecht."
kommentiert Karen Krüger die Diskussion um die Autorin.
In der Zeitung DIE WELT geht es auch um eine historische Wahrheit. Vergangene Woche jährten sich die Bombenangriffe der Alliierten auf Dresden. Aus diesem Anlass hat die vom Dresdner Oberbürgermeister eingesetzte Historikerkommission zur Ermittlung der Opferzahlen Zwischenergebnisse präsentiert. Nicht Hunderttausende seien durch die Brandbomben ums Leben gekommen, sondern etwa 25.000, haben die Geschichtswissenschaftler herausgefunden. Eine Wahrheit, die wütende Proteste von Zeitzeugen zur Folge hatte. Rolf-Dieter Müller, Chef der Historikerkommission, zeigt im Gespräch mit der WELT einerseits Verständnis für die Empfindlichkeit der Dresdner.
"Aber schon gleich nach den Angriffen hat die Nazi-Propaganda mit Dresden ihren letzten Erfolg feiern können"
meint der Historiker.
"Das weltweite Ansehen der Kulturstadt ließ sich bestens für die Hetzpropaganda gegen die Alliierten nutzen. Und die DDR knüpfte nahtlos daran an. Heute schüren die Rechtsradikalen den Hass. Das haben die Opfer nicht verdient."
Und was hat der Lyriker W. H. Auden verdient, der am Mittwoch vor einhundert Jahren geboren wurde? Eine große Würdigung, findet Hannes Stein. Das finden wir auch und bemängeln, dass es der Autor in der Zeitung DIE WELT verpasst hat, etwas mehr auf Audens großartige Vielfalt, seinen Stilpluralismus einzugehen. Vom Bänkelsang bis zum Mysterienspiel – Auden hat alle Formate bedient. Und konnte herrlich lakonische Verse schreiben:
"to stink of poetry
is unbecoming"
"Nach Dichtung stinken
Ziemt sich nicht."
"Dabei verzichtet er immer wieder auf das gängigste Mittel der Filmmusik überhaupt: die akustische Vorwegnahme einer Szene oder eines Auftritts. Oft ist es geradezu umgekehrt: Der Held erscheint, und Morricone wartet noch eine Sekunde, lässt im Betrachter den Wunsch reifen, nach dem Aufziehen des Vorhangs möge nun das Orchester einsetzen […]."
Die BERLINER ZEITUNG schreibt den Streit um die Sängerin Senait Mehari fort. Deren 2004 veröffentlichtes Buch "Feuerherz" war in die Kritik geraten. Ihre darin beschriebene Zeit als Kindersoldatin im eritreischen Bürgerkrieg sei eine Lüge. Das behaupteten Exil-Eritreer vergangene Woche in einer Fernsehsendung des NDR. Im Gespräch mit der BERLINER ZEITUNG äußert sich Senait Mehari unter anderem zu dem Vorwurf, dass in dem angeblichen Ausbildungslager in Wahrheit niemand Waffen getragen habe:
"Das ist eine glatte Lüge. Als ich da war, trugen die Lehrer – das waren ja eigentlich Kommandanten – alle Waffen."
In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG sieht Karen Krüger das eigentliche Problem nicht so sehr in einer historischen Detailtreue:
"Das Feld, in dem Senait Mehari, aber auch die Zweifler auftreten, ist politisch vermint."
Denn in Deutschland seien sowohl die Rebellenarmeen ELF als auch EPLF aktiv. Diese würden gegen das Buch von Senait Mehari vorgehen, weil es das Bild vom Befreiungskampf gegen das äthiopische Regime beschmutze:
"Für einen Medienskandal in Deutschland eignen sich solche Geschichten eigentlich nicht. Der Aufruhr wird weder der Geschichte Senait Meharis noch der ihres Landes gerecht."
kommentiert Karen Krüger die Diskussion um die Autorin.
In der Zeitung DIE WELT geht es auch um eine historische Wahrheit. Vergangene Woche jährten sich die Bombenangriffe der Alliierten auf Dresden. Aus diesem Anlass hat die vom Dresdner Oberbürgermeister eingesetzte Historikerkommission zur Ermittlung der Opferzahlen Zwischenergebnisse präsentiert. Nicht Hunderttausende seien durch die Brandbomben ums Leben gekommen, sondern etwa 25.000, haben die Geschichtswissenschaftler herausgefunden. Eine Wahrheit, die wütende Proteste von Zeitzeugen zur Folge hatte. Rolf-Dieter Müller, Chef der Historikerkommission, zeigt im Gespräch mit der WELT einerseits Verständnis für die Empfindlichkeit der Dresdner.
"Aber schon gleich nach den Angriffen hat die Nazi-Propaganda mit Dresden ihren letzten Erfolg feiern können"
meint der Historiker.
"Das weltweite Ansehen der Kulturstadt ließ sich bestens für die Hetzpropaganda gegen die Alliierten nutzen. Und die DDR knüpfte nahtlos daran an. Heute schüren die Rechtsradikalen den Hass. Das haben die Opfer nicht verdient."
Und was hat der Lyriker W. H. Auden verdient, der am Mittwoch vor einhundert Jahren geboren wurde? Eine große Würdigung, findet Hannes Stein. Das finden wir auch und bemängeln, dass es der Autor in der Zeitung DIE WELT verpasst hat, etwas mehr auf Audens großartige Vielfalt, seinen Stilpluralismus einzugehen. Vom Bänkelsang bis zum Mysterienspiel – Auden hat alle Formate bedient. Und konnte herrlich lakonische Verse schreiben:
"to stink of poetry
is unbecoming"
"Nach Dichtung stinken
Ziemt sich nicht."