Von André Hatting
"Die Welt" würdigt den 400. Geburtstag der Oper, die "Tageszeitung" druckt ein Interview mit Patrick Marber, der den Roman "Tagebuch eines Skandals" für den Film bearbeitet hat; außerdem erinnern die Feuilletons an den verstorbenen Kunstsammler und Autor Lothar Günther Buchheim.
Erstaunlich, an was die Feuilletons am Samstag alles erinnern. Vor 60 Jahren wurde Preußen aufgelöst. Diesem Ereignis widmet die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sogar ihren Feuilletonaufmacher. Etwas älter als Preußens Untergang ist der Geburtstag des Künstlers Richard Hamilton. Der Erfinder der Pop Art wird 85 Jahre. Das feiert der TAGESSPIEGEL. Ja und ganze 400 Jahre alt wird – die Oper. Am 24. Februar 1607 präsentierte Claudio Monterverdi in der oberitalienischen Stadt Mantua seinen "Orfeo" zum ersten Mal.
"Die anderen Künste begehen ihre oft an dünnen inhaltlichen Fäden hängenden Jubiläen mit großem Aufwand."
Schreibt ein ungehaltener Manuel Brug in der Zeitung DIE WELT:
"Der konkret festzumachende 400. Geburtstag der Oper findet hingegen bescheiden bis gar nicht statt. … Dabei werden womöglich die nächsten fünfzig Jahre entscheidend sein, wie viel und wie oft wir uns Oper noch leisten können, leisten sollen, leisten wollen. Es wäre ein Jammer, wenn die Menschheit auf die Beglückungen dieser erst 400 Jahre jungen Kunstform verzichten würde."
Nicht Beglückung, sondern Katastrophe ist, was vor 75 Jahren geschah und worauf die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG eingeht: Adolf Hitler erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Die hatte der spätere Diktator nie selbst beantragt, schreibt Peter Kasza. Er erwartete, dass man sie ihm antrug. Doch dazu musste der Österreicher Hitler ein öffentliches Amt in Deutschland erhalten.
"Erst in einem zweiten Anlauf war der braunschweigsche Innen- und Volksbildungsminister Dietrich Klagges erfolgreich. Das Staatsministerium des Landes ernannte Hitler zum Regierungsrat im Landeskultur- und Vermessungsamt."
Mit der Ernennungsurkunde erhielt Adolf Hitler gleichzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die TAGESSZEITUNG druckt ein interessantes Interview mit Patrick Marber. Er hat den Roman "Tagebuch eines Skandals" für den Film bearbeitet und ist nominiert für einen Oscar in der Sparte Drehbuch. Barbara Schweizerhof fragt den englischen Autor, warum er die homosexuellen Neigungen der Barbara im Film viel stärker heraus gestellt habe, als es in der Romanvorlage beschrieben wird. Die Antwort Patrick Marbers ist aufschlussreich:
"Das war zunächst gar nicht meine Absicht. Sehen Sie, es gibt diese Szene im Kelleratelier, in der Barbara Shebas Arm streichelt. Im Film begreift man an dieser Stelle, dass Barbaras Begehren sexuell ist. Die Szene entspricht aber ganz genau der im Buch. Es zu sehen, ist eben anders, als es zu lesen."
Das wirft die interessante Frage auf, ob es prinzipiell unmöglich ist, Romane authentisch zu verfilmen. Oder dient das nur als wohlfeile Ausrede, um massentaugliche Dramatisierungen zu veredeln?
Ein Meister der Dramatisierung war auch Lothar Günther Buchheim. Der Kunstsammler und Autor des Romans "Das Boot" ist im Alter von 89 Jahren verstorben.
"Er war ein verbaler Raufbold, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg ging; doch war er als Querulant auch bewundert","
schreibt Sebastian Preuss in der BERLINER ZEITUNG über Lothar Günther Buchheim. Im TAGESSPIEGEL erinnert Bernhard Schulz an das von vielen Kuriositäten geprägte Leben Buchheims:
""Der Kunst galt Buchheims lebenslange Arbeit als Verleger und Sammler, zu
Weltruhm kam er aber als Schriftsteller. … ‚Das Boot’ wurde mit einer Gesamtauflage von über drei Millionen Exemplaren zum Welterfolg und Grundlage des gleichnamigen Films von Wolfgang Petersen, von dem sich der Autor – typisch Buchheim – sogleich distanzierte."
Diese Kulturpresseschau wollen wir aber nicht mit Nekrologen beenden. Sondern mit einem Witz. Der steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sie interviewt Marco Schreyl. Marco Schreyl moderiert auf RTL die Sendung "Deutschland sucht den Superstar".
"Herr Schreyl, Sie haben mal gesagt: ‚Ich bin in erster Linie Journalist.’ Was macht ein Journalist bei Deutschland sucht den Superstar?
Marco Schreyl: Er fragt. Wie geht es dir? … Ich versuche immer noch, ein Stückchen Journalist zu sein und zu erfragen, was die Zuschauer noch nicht wussten."
"Die anderen Künste begehen ihre oft an dünnen inhaltlichen Fäden hängenden Jubiläen mit großem Aufwand."
Schreibt ein ungehaltener Manuel Brug in der Zeitung DIE WELT:
"Der konkret festzumachende 400. Geburtstag der Oper findet hingegen bescheiden bis gar nicht statt. … Dabei werden womöglich die nächsten fünfzig Jahre entscheidend sein, wie viel und wie oft wir uns Oper noch leisten können, leisten sollen, leisten wollen. Es wäre ein Jammer, wenn die Menschheit auf die Beglückungen dieser erst 400 Jahre jungen Kunstform verzichten würde."
Nicht Beglückung, sondern Katastrophe ist, was vor 75 Jahren geschah und worauf die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG eingeht: Adolf Hitler erhielt die deutsche Staatsbürgerschaft. Die hatte der spätere Diktator nie selbst beantragt, schreibt Peter Kasza. Er erwartete, dass man sie ihm antrug. Doch dazu musste der Österreicher Hitler ein öffentliches Amt in Deutschland erhalten.
"Erst in einem zweiten Anlauf war der braunschweigsche Innen- und Volksbildungsminister Dietrich Klagges erfolgreich. Das Staatsministerium des Landes ernannte Hitler zum Regierungsrat im Landeskultur- und Vermessungsamt."
Mit der Ernennungsurkunde erhielt Adolf Hitler gleichzeitig die deutsche Staatsbürgerschaft.
Die TAGESSZEITUNG druckt ein interessantes Interview mit Patrick Marber. Er hat den Roman "Tagebuch eines Skandals" für den Film bearbeitet und ist nominiert für einen Oscar in der Sparte Drehbuch. Barbara Schweizerhof fragt den englischen Autor, warum er die homosexuellen Neigungen der Barbara im Film viel stärker heraus gestellt habe, als es in der Romanvorlage beschrieben wird. Die Antwort Patrick Marbers ist aufschlussreich:
"Das war zunächst gar nicht meine Absicht. Sehen Sie, es gibt diese Szene im Kelleratelier, in der Barbara Shebas Arm streichelt. Im Film begreift man an dieser Stelle, dass Barbaras Begehren sexuell ist. Die Szene entspricht aber ganz genau der im Buch. Es zu sehen, ist eben anders, als es zu lesen."
Das wirft die interessante Frage auf, ob es prinzipiell unmöglich ist, Romane authentisch zu verfilmen. Oder dient das nur als wohlfeile Ausrede, um massentaugliche Dramatisierungen zu veredeln?
Ein Meister der Dramatisierung war auch Lothar Günther Buchheim. Der Kunstsammler und Autor des Romans "Das Boot" ist im Alter von 89 Jahren verstorben.
"Er war ein verbaler Raufbold, der keiner Auseinandersetzung aus dem Weg ging; doch war er als Querulant auch bewundert","
schreibt Sebastian Preuss in der BERLINER ZEITUNG über Lothar Günther Buchheim. Im TAGESSPIEGEL erinnert Bernhard Schulz an das von vielen Kuriositäten geprägte Leben Buchheims:
""Der Kunst galt Buchheims lebenslange Arbeit als Verleger und Sammler, zu
Weltruhm kam er aber als Schriftsteller. … ‚Das Boot’ wurde mit einer Gesamtauflage von über drei Millionen Exemplaren zum Welterfolg und Grundlage des gleichnamigen Films von Wolfgang Petersen, von dem sich der Autor – typisch Buchheim – sogleich distanzierte."
Diese Kulturpresseschau wollen wir aber nicht mit Nekrologen beenden. Sondern mit einem Witz. Der steht in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Sie interviewt Marco Schreyl. Marco Schreyl moderiert auf RTL die Sendung "Deutschland sucht den Superstar".
"Herr Schreyl, Sie haben mal gesagt: ‚Ich bin in erster Linie Journalist.’ Was macht ein Journalist bei Deutschland sucht den Superstar?
Marco Schreyl: Er fragt. Wie geht es dir? … Ich versuche immer noch, ein Stückchen Journalist zu sein und zu erfragen, was die Zuschauer noch nicht wussten."