Von André Hatting
Das zehnjährige Jubiläum des Amtes des Kulturstaatsministers ist Thema in den Feuilletons. Der "Tagesspiegel" hat alle ehemaligen sozialdemokratischen Amtsinhaber zum Gespräch einzuladen. Existenziell für die Kultur ist die Musik, weshalb die "Süddeutsche Zeitung" über neue Strategien der großen Plattenlabels nachdenkt - und über die Posaunen im Orchester.
Vor zehn Jahren erfand der damalige Bundeskanzler Schröder das Amt des Kulturstaatsministers. Drei Legislaturperioden später ist es immer noch da. Für den Dienstagabend hat die Bundeskanzlerin zum zehnjährigen Jubiläum eingeladen. Gute Gelegenheit, wieder einmal nach einer Grundgesetzänderung zu rufen. Wie das der Deutsche Kulturrat tut. In der TAZ erfährt man sogar die genaue Formulierung, die er dem Bund als Ergänzung des Artikels 20b ins Grundgesetz diktieren möchte:
"Der Staat schützt und fördert die Kultur."
Auch Eckhard Fuhr findet ein Staatsziel Kultur großartig und erklärt in der Zeitung DIE WELT:
"Staatsziel Kultur bedeutet zweierlei: der Staat ist kulturtragend, die Kultur aber nicht staatstragend."
Dem TAGESSPIEGEL ist zu zehn Jahren Kulturstaatsminister die Idee gekommen, alle ehemaligen sozialdemokratischen Amtsinhaber zum Gespräch einzuladen. Leider wurde das Terzett Michael Naumann, Julian Nida-Rümelin und Christina Weiss vor allem zu staubtrockenen Themen wie Föderalismusreform II oder Kulturminister versus Kulturstaatsminister befragt. Die interessantesten Statements der drei hatten mit diesen kulturpolitischen Detailfragen gar nichts zu tun.
Michael Naumann: "Ich werde nie vergessen, wie ich an einem Mittwoch in der Kabinettssitzung einen Zettel von Gerhard Schröder zugesteckt bekam: Michael, du bekommst die Millionen für die Sammlung Berggruen."
Julian Nida-Rümelin: "Deutschland braucht eine Universität, die es mit Harvard, Yale und Oxford aufnehmen kann."
Und Christina Weiss: "Kultur ist etwas Existenzielles und nicht etwas Schmückendes."
Existenziell wiederum für die Kultur ist die Musik. Deren industrielle Produktion leidet, seit es das Internet mit seinen Tauschbörsen gibt. Musikliebhaber laden sich die Stücke lieber illegal herunter als Geld für CDs auszugeben. Das Mitleid für Millionäre wie Madonna, Phil Collins oder Elton John hält sich dabei in Grenzen. Die Kehrseite ist aber, dass auch die Chancen für Nachwuchsmusiker schwinden.
Seit Jahren schon grübeln die großen Musiklabels, wie sie diesem Trend entgegensteuern können. Der neueste Coup: Sie lassen jetzt einfach alles umsonst anhören. Was im Feuilletonaufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zunächst wie eine Kapitulation klingt, ist in Wahrheit der neueste Deal. Universal und Co. haben sich mit Rupert Murdoch zusammengetan. Auf dessen Website "MySpace" stellen sie kostenlos Musik ihrer Künstler zur Verfügung. Gegenleistung: finanzielle Beiteiligung an dem, was die Internetplattform an Werbeinahmen abwirft.
"Die Musik kann jedoch nicht von der Seite heruntergeladen [werden]","
erklärt die SZ die technische Raffinesse,
""sondern nur als so genannter 'Stream' abgespielt werden. Die Playlists wiederum, die jeder Nutzer in beliebiger Zahl für sich anlegen kann, können von MySpace-'Freunden' eingesehen und abgespielt werden. So soll der Musikkonsum angekurbelt werden und schließlich auch der Verkauf."
So der Plan der Majors. Ankurbeln wird das allenfalls den Verkauf spezieller Software. Denn längst gibt es Programme, die auch Streams mitschneiden. Es ist also kinderleicht, die von den Musikkonzernen erklügelte Kopiersperre zu umgehen. Da freut sich der Hörer, und es ärgert sich der Künstler. Ein besonders anschauliches Beispiel dafür, dass nicht jede technische Neuerung Vorteile für die Musiker bedeutet, erzählt der niederländische Cellist Anner Bylsma.
"Mein Vater blies in Utrecht auf älteren französischen Posaunen mit Schalltrichtern
nicht größer als ein Frühstückstellerchen","
sagt er im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN.
""Nach 1945 wurden diese Instrumente weggeworfen, man schaffte amerikanische
an mit Schalltrichtern so groß wie Suppenteller (…). Die Musiker konnten auch damit schmettern, nur war es zehn Mal lauter. Da zogen die anderen Gruppen nach. So steigerte sich die Lautstärke. Und jetzt werden Musiker taub."
"Der Staat schützt und fördert die Kultur."
Auch Eckhard Fuhr findet ein Staatsziel Kultur großartig und erklärt in der Zeitung DIE WELT:
"Staatsziel Kultur bedeutet zweierlei: der Staat ist kulturtragend, die Kultur aber nicht staatstragend."
Dem TAGESSPIEGEL ist zu zehn Jahren Kulturstaatsminister die Idee gekommen, alle ehemaligen sozialdemokratischen Amtsinhaber zum Gespräch einzuladen. Leider wurde das Terzett Michael Naumann, Julian Nida-Rümelin und Christina Weiss vor allem zu staubtrockenen Themen wie Föderalismusreform II oder Kulturminister versus Kulturstaatsminister befragt. Die interessantesten Statements der drei hatten mit diesen kulturpolitischen Detailfragen gar nichts zu tun.
Michael Naumann: "Ich werde nie vergessen, wie ich an einem Mittwoch in der Kabinettssitzung einen Zettel von Gerhard Schröder zugesteckt bekam: Michael, du bekommst die Millionen für die Sammlung Berggruen."
Julian Nida-Rümelin: "Deutschland braucht eine Universität, die es mit Harvard, Yale und Oxford aufnehmen kann."
Und Christina Weiss: "Kultur ist etwas Existenzielles und nicht etwas Schmückendes."
Existenziell wiederum für die Kultur ist die Musik. Deren industrielle Produktion leidet, seit es das Internet mit seinen Tauschbörsen gibt. Musikliebhaber laden sich die Stücke lieber illegal herunter als Geld für CDs auszugeben. Das Mitleid für Millionäre wie Madonna, Phil Collins oder Elton John hält sich dabei in Grenzen. Die Kehrseite ist aber, dass auch die Chancen für Nachwuchsmusiker schwinden.
Seit Jahren schon grübeln die großen Musiklabels, wie sie diesem Trend entgegensteuern können. Der neueste Coup: Sie lassen jetzt einfach alles umsonst anhören. Was im Feuilletonaufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zunächst wie eine Kapitulation klingt, ist in Wahrheit der neueste Deal. Universal und Co. haben sich mit Rupert Murdoch zusammengetan. Auf dessen Website "MySpace" stellen sie kostenlos Musik ihrer Künstler zur Verfügung. Gegenleistung: finanzielle Beiteiligung an dem, was die Internetplattform an Werbeinahmen abwirft.
"Die Musik kann jedoch nicht von der Seite heruntergeladen [werden]","
erklärt die SZ die technische Raffinesse,
""sondern nur als so genannter 'Stream' abgespielt werden. Die Playlists wiederum, die jeder Nutzer in beliebiger Zahl für sich anlegen kann, können von MySpace-'Freunden' eingesehen und abgespielt werden. So soll der Musikkonsum angekurbelt werden und schließlich auch der Verkauf."
So der Plan der Majors. Ankurbeln wird das allenfalls den Verkauf spezieller Software. Denn längst gibt es Programme, die auch Streams mitschneiden. Es ist also kinderleicht, die von den Musikkonzernen erklügelte Kopiersperre zu umgehen. Da freut sich der Hörer, und es ärgert sich der Künstler. Ein besonders anschauliches Beispiel dafür, dass nicht jede technische Neuerung Vorteile für die Musiker bedeutet, erzählt der niederländische Cellist Anner Bylsma.
"Mein Vater blies in Utrecht auf älteren französischen Posaunen mit Schalltrichtern
nicht größer als ein Frühstückstellerchen","
sagt er im Interview mit der SÜDDEUTSCHEN.
""Nach 1945 wurden diese Instrumente weggeworfen, man schaffte amerikanische
an mit Schalltrichtern so groß wie Suppenteller (…). Die Musiker konnten auch damit schmettern, nur war es zehn Mal lauter. Da zogen die anderen Gruppen nach. So steigerte sich die Lautstärke. Und jetzt werden Musiker taub."