Von Arno Orzessek
Die aktuelle Single des neuen Britney-Spears-Albums "Blackout" bespricht der "Tagesspiegel" . Die "Zeit" feiert einen Klavierabend von Keith Jarrett in Frankfurt. In der "SZ" äußert sich der "Harry Potter"-Übersetzer Klaus Fritz zu Kritik an seiner Übertragungs-Kunst.
Man kann, zum Beispiel, das Grundgesetz nicht auf der Geige spielen, der mediale Graben ist einfach zu tief. Umgekehrt müssen Musikkri¬tiker jedoch Klangwelten in Buchstaben bannen, in tönenden Metaphern und Analogien.
"It’s Britney, bitch", kichert eine Stimme wie durch einen Telefonhörer "
beginnt im TAGESSPIEGEL Kai Müller molto moderato die Verwortung von "Gimme More", der aktuellen Single des neuen Britney-Spears-Albums "Blackout".
" Dann setzen die Beats ein [schreibt Müller noch grave, um sogleich espressivo zu werden.] Bratzender Synthesizer-Rhythmus, ohne Widerhall, ohne Elan, als würde jemand auf eine poröse Kautschuk-Matte eindreschen und dabei Styropor zersägen. Bumm-tschak, bumm-tschak. Es bliebt und scheppert. Die Sounds kommen aus dem Keller gekrochen. "
Wir entnehmen dem TAGESSPIEGEL, dass Spears musikalische Geräusche arrangiert hat, in denen sich vor allem die Tiefpunkte ihrer drogen- und suizidgefährdeten Karriere ausdrücken.
Kosmische Höhen, die Versöhnung von Wort, Zahl und Klang im Absoluten strebt dagegen Musikkritiker Wolfram Goertz in der ZEIT an. Er behauptet, dass sich die Menschheit stets unter kluge Systeme wie die Ordnungszahl Zwölf gestellt hat.
" Denn siehe: zwölf Monate, zwölf Tierkreiszeichen, zwölf Apostel, zwölf Geschworene, zwölf Stämme Israels, die Zwölftonmusik, der Zwölffingerdarm. Von nun an denken wir auch an die zwölf Teile des jüngsten Frankfurter Klavierabends von Keith Jarrett. "
Und dann! Wolfram Goertz zu Part VIII dieses Klavierarbends, "einem rituellen Ostinato über eine einzige Tonart, über e-moll".
" Sie war in der linken Hand der Planet, den die rechte in Windeseile umkreiste, immer schneller und irrlichternder, um doch stets wie ein berauschter Sisyphos von diesem e-moll infiziert zu sein. Diese Entfesselungsspiele trugen Jarrett fort in immer einsamere Gebiete […], sozusagen bis zum Apogäum, dem erdfernsten Punkt in der Umlaufbahn eines Körpers, an dem Freiheit und Magnetismus spektakulär miteinander ringen. "
So Wolfram Goertz über den sphärischen Halbgott der Ton-Religion Keith Jarrett, den das Lexikon als Jazz-Pianist verzeichnet.
Einfacher als Musikkritiker haben es bei medialen Übertragungen Filmkritiker, gerade wenn sie Western besprechen, in denen nach alter Sitte großartig wortarme, eben Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-artige Sätze vorkommen. Unter der Überschrift "Ein Brad im Kornfeld" bespricht (wiederum) der TAGESSPIEGEL "Die Ermordung des Jesse James" von Andrew Dominik – in der Hauptrolle Brad Pitt.
" Er strahlt die Indifferenz von Menschen aus, die an Verehrung gewöhnt sind [so der TAGESSPIEGEL über Pitt alias Gangsterlegende James]. "Mir ist egal, mit wem ich reite", sagt er einmal. Als Jesse nach dem Überfall fürchten muss, dass seine Kumpane ihn verpfeifen, sucht er einen nach dem anderen auf: "Willst du mit mir reiten?" Niemand will, und alle tun es. "
Das ist die Sprache Jesse James’, des Western und des TAGESSPIEGEL – eine praktisch verlustfreie Übertragung.
An einer solchen gescheitert zu sein, hatte in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Burkhard Müller dem "Harry-Potter"-Übersetzer Klaus Fritz vorgeworfen, der nun an gleicher Stelle in einem Interview mit Roswitha Budeus-Budde erklärt:
" "Es war nicht immer möglich, ein hundertprozentig adäquates deutsches Wort für manche englische Neuprägung zu finden. […] Es ging mir darum, den Lesern etwas in die Hand zu geben, das den Bedeutungsgehalt des Englischen rettet und zugleich den Lautcharakter bewahrt."
Leider gibt Übersetzer Klaus Fritz in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kein Beispiel seiner Übertragungs-Kunst. Unmittelbar einsichtig hingegen, dass Richard Kämmerlings in der FRANK¬FURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG im Blick auf den Eisenbahnerstreik einmal mehr Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokführer" heranzieht und den Kollegen von heute Defizite vorhält.
" Wo sind [die] Lokführer von [… Lukas’] Kaliber hin? Wer kann heute noch Loopings spucken, zweistimmig pfeifen, eine Eisenstange zu einer Schleife binden? Scheinriesen, allesamt. "
"It’s Britney, bitch", kichert eine Stimme wie durch einen Telefonhörer "
beginnt im TAGESSPIEGEL Kai Müller molto moderato die Verwortung von "Gimme More", der aktuellen Single des neuen Britney-Spears-Albums "Blackout".
" Dann setzen die Beats ein [schreibt Müller noch grave, um sogleich espressivo zu werden.] Bratzender Synthesizer-Rhythmus, ohne Widerhall, ohne Elan, als würde jemand auf eine poröse Kautschuk-Matte eindreschen und dabei Styropor zersägen. Bumm-tschak, bumm-tschak. Es bliebt und scheppert. Die Sounds kommen aus dem Keller gekrochen. "
Wir entnehmen dem TAGESSPIEGEL, dass Spears musikalische Geräusche arrangiert hat, in denen sich vor allem die Tiefpunkte ihrer drogen- und suizidgefährdeten Karriere ausdrücken.
Kosmische Höhen, die Versöhnung von Wort, Zahl und Klang im Absoluten strebt dagegen Musikkritiker Wolfram Goertz in der ZEIT an. Er behauptet, dass sich die Menschheit stets unter kluge Systeme wie die Ordnungszahl Zwölf gestellt hat.
" Denn siehe: zwölf Monate, zwölf Tierkreiszeichen, zwölf Apostel, zwölf Geschworene, zwölf Stämme Israels, die Zwölftonmusik, der Zwölffingerdarm. Von nun an denken wir auch an die zwölf Teile des jüngsten Frankfurter Klavierabends von Keith Jarrett. "
Und dann! Wolfram Goertz zu Part VIII dieses Klavierarbends, "einem rituellen Ostinato über eine einzige Tonart, über e-moll".
" Sie war in der linken Hand der Planet, den die rechte in Windeseile umkreiste, immer schneller und irrlichternder, um doch stets wie ein berauschter Sisyphos von diesem e-moll infiziert zu sein. Diese Entfesselungsspiele trugen Jarrett fort in immer einsamere Gebiete […], sozusagen bis zum Apogäum, dem erdfernsten Punkt in der Umlaufbahn eines Körpers, an dem Freiheit und Magnetismus spektakulär miteinander ringen. "
So Wolfram Goertz über den sphärischen Halbgott der Ton-Religion Keith Jarrett, den das Lexikon als Jazz-Pianist verzeichnet.
Einfacher als Musikkritiker haben es bei medialen Übertragungen Filmkritiker, gerade wenn sie Western besprechen, in denen nach alter Sitte großartig wortarme, eben Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-artige Sätze vorkommen. Unter der Überschrift "Ein Brad im Kornfeld" bespricht (wiederum) der TAGESSPIEGEL "Die Ermordung des Jesse James" von Andrew Dominik – in der Hauptrolle Brad Pitt.
" Er strahlt die Indifferenz von Menschen aus, die an Verehrung gewöhnt sind [so der TAGESSPIEGEL über Pitt alias Gangsterlegende James]. "Mir ist egal, mit wem ich reite", sagt er einmal. Als Jesse nach dem Überfall fürchten muss, dass seine Kumpane ihn verpfeifen, sucht er einen nach dem anderen auf: "Willst du mit mir reiten?" Niemand will, und alle tun es. "
Das ist die Sprache Jesse James’, des Western und des TAGESSPIEGEL – eine praktisch verlustfreie Übertragung.
An einer solchen gescheitert zu sein, hatte in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Burkhard Müller dem "Harry-Potter"-Übersetzer Klaus Fritz vorgeworfen, der nun an gleicher Stelle in einem Interview mit Roswitha Budeus-Budde erklärt:
" "Es war nicht immer möglich, ein hundertprozentig adäquates deutsches Wort für manche englische Neuprägung zu finden. […] Es ging mir darum, den Lesern etwas in die Hand zu geben, das den Bedeutungsgehalt des Englischen rettet und zugleich den Lautcharakter bewahrt."
Leider gibt Übersetzer Klaus Fritz in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kein Beispiel seiner Übertragungs-Kunst. Unmittelbar einsichtig hingegen, dass Richard Kämmerlings in der FRANK¬FURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG im Blick auf den Eisenbahnerstreik einmal mehr Michael Endes "Jim Knopf und Lukas der Lokführer" heranzieht und den Kollegen von heute Defizite vorhält.
" Wo sind [die] Lokführer von [… Lukas’] Kaliber hin? Wer kann heute noch Loopings spucken, zweistimmig pfeifen, eine Eisenstange zu einer Schleife binden? Scheinriesen, allesamt. "