Von Athen bis Peking
Die Deutschland-Fahnen hängen noch an den Balkonen und Autoantennen, da steht das nächste sportliche Großereignis vor der Tür: die Olympischen Spiele in Peking. Wer sich darauf vorbereiten möchte, kann dies auch am Computer tun - mit einem Blick in die Geschichte der Olympischen Spiele.
Gerade einmal 13 Nationen nahmen 1896 an der ersten Olympiade der Neuzeit in Athen teil. 262 Sportler, nur Männer und nur Amateure - wer mit Sport Geld verdiente, durfte nicht teilnehmen. Da hat sich inzwischen doch einiges geändert. Der Held der Spiele von 1896 war ein Grieche, Spiridon Louis, der im Marathon-Wettbewerb überraschend dem australischen Favoriten Edwin Flack davon lief:
"Louis hielt sich anfangs zurück und nahm sich sogar Zeit unterwegs ein Glas Wein zu trinken. Nach 37 km war Flack am Ende seiner Kraft, während Louis unter dem donnernden Beifall von 70.000 Zuschauern als erster ins Stadion einlief, wo der König vor Freude in die Höhe sprang."
Die Schwimm-Wettkämpfe wurden im Meer ausgetragen, wobei - so steht es in der großen Olympia-Chronik – die Athleten Schwierigkeiten hatten, die Richtung zu halten, da die Strecke lediglich durch hohle auf dem Wasser schwimmende Kürbisse gekennzeichnet war. Im Medaillenspiegel, der sich auf der CD-Rom für alle Spiele einzeln aufrufen lässt, lagen 1896 die USA vorn, mit elf Goldmedaillen, gefolgt von Griechenland mit neun und Deutschland mit sechs goldenen, fünf im Turnen, eine im Ringen. Wobei der Deutsche Carl Schumann nicht nur Olympiasieger im Ringen wurde, sondern auch am Pferd. Und noch dazu holte der 26-Jährige mit der Mannschaft Gold am Barren und am Reck.
Auf der Silberscheibe finden sich zu jeder Olympiade ausführliche Kapitel, die teilweise vertont sind. Skizziert wird auch, vor welchem historischen Hintergrund die Spiele jeweils stattfanden.
1936, Sommerspiele in Berlin:
"Die Nazis propagierten die 'arische Überlegenheit', doch ein farbiger Student widerlegte sie: Jesse Owens. Der 22-jährige Student der Ohio-Universität gewann vier Goldmedaillen."
Und auf Fotos und Videos kann man sehen, wie souverän er das gemacht hat. Die ersten olympischen Winterspiele wurden 1924 in Chamonix ausgetragen:
"Vorbereitungen für das Bobrennen, eine der gefährlichsten olympischen Disziplinen überhaupt."
Ein Schwarz-weiß-Film. Die Vierer-Bobs erinnern noch stark an tiefer gelegte Holzschlitten.
"In Chamonix müssen alle Männer beim Start bereits im Bob sitzen, daraus ergibt sich, je schwerer die Männer, desto schneller der Bob. Später, als erlaubt wird, den Bob anzuschieben, sind nicht mehr die dicksten gefragt, sondern die schnellsten, die athletischsten."
Die großen Stars der Olympischen Geschichte finden sich unter dem Menü-Punkt "Hall of Fame", darunter auch der "Hackl-Schorsch", der Ausnahme-Rennrodler. Und der Eiskanal, den er runterrast, sieht doch ganz anders aus, als der von Chamonix:
Die CD-Rom besticht durch die Aufbereitung der Datenflut, die sich in mehr als 100 Jahren Olympia so angesammelt hat. Wer zum Beispiel wissen will, wie viele Medaillen die Antillen 1988 in Seoul geholt haben, kann dies unter dem Menüpunkt "Almanach" ganz einfach recherchieren: einmal Silber im Segeln. Statistiken mit den Platzierungen von insgesamt über 40.000 Athleten sind abrufbar, die Software kann die Ergebnisse jeder Sportart graphisch darstellen. Und damit die Datenbank während der Spiele in Peking immer auf dem neuesten Stand ist, kann man sie täglich online aktualisieren.
Was leider fehlt ist die Möglichkeit nach Schlagworten zu recherchieren. Zum Beispiel Doping. Da stößt man erst beim Stöbern drauf: 1967 veröffentlichte das Internationale Olympische Komitee erstmals eine Liste verbotener Substanzen, und ordnete für die Spiele 1968 in Mexiko Dopingtests an. Der Nachweis Muskel bildender Anabolika war noch nicht möglich und so wurden die Kontrolleure 1968 auch nur einmal fündig: beim schwedischen Fünfkämpfer Hans-Gunnar Liljenwall, was seinem Team die Bronzemedaille kostete.
"Eine Serie von Weltrekorden bei den Schwimmern in den ersten Tagen, der Superstar: Mark Spitz."
München 1972. Der Amerikaner ist der überragende Athlet der Spiele, und, wie man auch auf dem Video sieht, sehr schnell, trotz Schnauzbart.
"Insgesamt nimmt er sieben Goldene nach Hause, von den 33 die die USA überhaupt gewinnen."
München 1972 waren die Spiele, die in so heiterer und entspannter Atmosphäre verliefen - bis zu dem palästinensischen Terroranschlag auf die israelische Mannschaft.
Die Spiele müssen weiter gehen, hieß es damals, auch wenn es Stimmen gab, die den Abbruch forderten. Die dramatischen Vorfälle von München zeigten, dass es eine Illusion ist, zu glauben, es gäbe einen sportlichen Bereich, eine heile Welt der Wettkämpfe völlig losgelöst von den politischen Geschehnissen in der realen Welt.
Die Diskussion um einen Boykott der Spiele 2008 in Peking, die zwischenzeitlich aufflammte, um nur umso schneller wieder abzuebben, auch diese Diskussion wird auf der CD-Rom abgebildet, mit einem etwas fragwürdigen Fazit:
"Allerdings hat bereits der Boykott der Spiele von Moskau 1980 bewiesen, dass die Olympischen Spiele der falsche Ort sind, um dort politische Fragen in den Vordergrund zu stellen."
Denn "bewiesen" hat der Boykott letztlich nur, dass es für die Sportler tragisch ist, wenn sie sich jahrelang auf Olympia vorbereiten – und dann nicht antreten dürfen.
Aus Protest gegen den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan waren 1980 36 Nationen nicht nach Moskau gereist, darunter neben den USA als Hauptinitiator des Boykotts, auch Japan, Norwegen, Kanada, West-Deutschland – und China.
CD-ROM: Die große Olympia-Chronik Athen 1896 bis Peking 2008
USM, 19,90 Euro
"Louis hielt sich anfangs zurück und nahm sich sogar Zeit unterwegs ein Glas Wein zu trinken. Nach 37 km war Flack am Ende seiner Kraft, während Louis unter dem donnernden Beifall von 70.000 Zuschauern als erster ins Stadion einlief, wo der König vor Freude in die Höhe sprang."
Die Schwimm-Wettkämpfe wurden im Meer ausgetragen, wobei - so steht es in der großen Olympia-Chronik – die Athleten Schwierigkeiten hatten, die Richtung zu halten, da die Strecke lediglich durch hohle auf dem Wasser schwimmende Kürbisse gekennzeichnet war. Im Medaillenspiegel, der sich auf der CD-Rom für alle Spiele einzeln aufrufen lässt, lagen 1896 die USA vorn, mit elf Goldmedaillen, gefolgt von Griechenland mit neun und Deutschland mit sechs goldenen, fünf im Turnen, eine im Ringen. Wobei der Deutsche Carl Schumann nicht nur Olympiasieger im Ringen wurde, sondern auch am Pferd. Und noch dazu holte der 26-Jährige mit der Mannschaft Gold am Barren und am Reck.
Auf der Silberscheibe finden sich zu jeder Olympiade ausführliche Kapitel, die teilweise vertont sind. Skizziert wird auch, vor welchem historischen Hintergrund die Spiele jeweils stattfanden.
1936, Sommerspiele in Berlin:
"Die Nazis propagierten die 'arische Überlegenheit', doch ein farbiger Student widerlegte sie: Jesse Owens. Der 22-jährige Student der Ohio-Universität gewann vier Goldmedaillen."
Und auf Fotos und Videos kann man sehen, wie souverän er das gemacht hat. Die ersten olympischen Winterspiele wurden 1924 in Chamonix ausgetragen:
"Vorbereitungen für das Bobrennen, eine der gefährlichsten olympischen Disziplinen überhaupt."
Ein Schwarz-weiß-Film. Die Vierer-Bobs erinnern noch stark an tiefer gelegte Holzschlitten.
"In Chamonix müssen alle Männer beim Start bereits im Bob sitzen, daraus ergibt sich, je schwerer die Männer, desto schneller der Bob. Später, als erlaubt wird, den Bob anzuschieben, sind nicht mehr die dicksten gefragt, sondern die schnellsten, die athletischsten."
Die großen Stars der Olympischen Geschichte finden sich unter dem Menü-Punkt "Hall of Fame", darunter auch der "Hackl-Schorsch", der Ausnahme-Rennrodler. Und der Eiskanal, den er runterrast, sieht doch ganz anders aus, als der von Chamonix:
Die CD-Rom besticht durch die Aufbereitung der Datenflut, die sich in mehr als 100 Jahren Olympia so angesammelt hat. Wer zum Beispiel wissen will, wie viele Medaillen die Antillen 1988 in Seoul geholt haben, kann dies unter dem Menüpunkt "Almanach" ganz einfach recherchieren: einmal Silber im Segeln. Statistiken mit den Platzierungen von insgesamt über 40.000 Athleten sind abrufbar, die Software kann die Ergebnisse jeder Sportart graphisch darstellen. Und damit die Datenbank während der Spiele in Peking immer auf dem neuesten Stand ist, kann man sie täglich online aktualisieren.
Was leider fehlt ist die Möglichkeit nach Schlagworten zu recherchieren. Zum Beispiel Doping. Da stößt man erst beim Stöbern drauf: 1967 veröffentlichte das Internationale Olympische Komitee erstmals eine Liste verbotener Substanzen, und ordnete für die Spiele 1968 in Mexiko Dopingtests an. Der Nachweis Muskel bildender Anabolika war noch nicht möglich und so wurden die Kontrolleure 1968 auch nur einmal fündig: beim schwedischen Fünfkämpfer Hans-Gunnar Liljenwall, was seinem Team die Bronzemedaille kostete.
"Eine Serie von Weltrekorden bei den Schwimmern in den ersten Tagen, der Superstar: Mark Spitz."
München 1972. Der Amerikaner ist der überragende Athlet der Spiele, und, wie man auch auf dem Video sieht, sehr schnell, trotz Schnauzbart.
"Insgesamt nimmt er sieben Goldene nach Hause, von den 33 die die USA überhaupt gewinnen."
München 1972 waren die Spiele, die in so heiterer und entspannter Atmosphäre verliefen - bis zu dem palästinensischen Terroranschlag auf die israelische Mannschaft.
Die Spiele müssen weiter gehen, hieß es damals, auch wenn es Stimmen gab, die den Abbruch forderten. Die dramatischen Vorfälle von München zeigten, dass es eine Illusion ist, zu glauben, es gäbe einen sportlichen Bereich, eine heile Welt der Wettkämpfe völlig losgelöst von den politischen Geschehnissen in der realen Welt.
Die Diskussion um einen Boykott der Spiele 2008 in Peking, die zwischenzeitlich aufflammte, um nur umso schneller wieder abzuebben, auch diese Diskussion wird auf der CD-Rom abgebildet, mit einem etwas fragwürdigen Fazit:
"Allerdings hat bereits der Boykott der Spiele von Moskau 1980 bewiesen, dass die Olympischen Spiele der falsche Ort sind, um dort politische Fragen in den Vordergrund zu stellen."
Denn "bewiesen" hat der Boykott letztlich nur, dass es für die Sportler tragisch ist, wenn sie sich jahrelang auf Olympia vorbereiten – und dann nicht antreten dürfen.
Aus Protest gegen den Einmarsch der Sowjets in Afghanistan waren 1980 36 Nationen nicht nach Moskau gereist, darunter neben den USA als Hauptinitiator des Boykotts, auch Japan, Norwegen, Kanada, West-Deutschland – und China.
CD-ROM: Die große Olympia-Chronik Athen 1896 bis Peking 2008
USM, 19,90 Euro