Von Burkhardt Müller-Ulrich

Wie man über China berichtet und welches Bild vom Land vermittelt wird, das möchte die chinesische KP beeinflussen und ruft deshalb eine "neue Sinologie" aus, berichtet die FAZ. Die "Welt" diskutiert über den Umgang mit der architektonischen Nachkriegsmoderne.
Wenn in China irgend etwas mit dem Beiwort "neu" versehen wird, kann man sicher sein, dass eine staatliche Kampagne, Behörde oder sonst ein Arm der Kommunistischen Partei dahinter steckt. Schließlich ist das "neue China" der Kernbegriff der dort herrschenden Ideologie. Nun hat der Trend auch die Chinawissenschaft erfasst. In der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG berichtet Mark Siemons über die "neue Sinologie", die gerade auf einem Sinologen-Weltkongress in Peking ausgerufen wurde, und zwar vom Konfuzius-Institut – grob gesprochen dem chinesischen Pendant unseres Goethe-Instituts.

Das Konfuzius-Institut, das mittlerweile 398 Niederlassungen in 108 Ländern unterhält, arbeitet dabei mit den jeweiligen Hochschulen am Ort zusammen, und diese Zusammenarbeit soll nicht nur allgemein gestärkt, sondern auch mit Stipendien für Studenten, Doktoranden, Professoren und – wie es heißt – "junge Führungspersönlichkeiten" in der ganzen Welt gefördert und zugleich kontrolliert werden. Die "neuen Sinologen" sollen – so wörtlich einer der Pekinger Vertreter – "China lieben und die chinesische Kultur verstehen". Was Siemons so übersetzt:

"'China' und 'chinesische Kultur' sind in solchen Zusammenhängen Codewörter für die Kommunistische Partei, die das Monopol nicht nur auf die Regierung, sondern auch auf die Interpretation des Landes beansprucht."

Es geht also um die Deutungsmacht.

"Der Kampf um das, was 'China' bedeutet, tritt in eine neue Phase ein."

In Mainz tritt derweil der Kampf um das von dem berühmten dänischen Architekten Arne Jacobsen vor vier Jahrzehnten gebaute Rathaus in eine neue Phase ein.

"Der Bau ist marode vom Dach bis hinunter zu den von Feuchtigkeit und Korrosion angenagten Stützen. Die graue Steinfassade kommt ins Rutschen. Kein Fenster lässt sich mehr öffnen. Die Klimaanlage ist kaputt. Gutachten laufen auf einen Totalabriss hinaus."

Das berichtet Dankwart Guratzsch in der WELT und setzt am Ende seines Artikels hinzu:

"Mainzer Rathäuser gibt es in Deutschland unzählige."

Und damit sind nicht nur die brutale Deplatziertheit, der rasche Verfall, die durchgehende Dysfunktionalität solcher forciert modern sich gebenden Gebäude aus den sechziger und siebziger Jahren gemeint, sondern auch das halsstarrige Hickhack von Architekten und Denkmalpflegern, die solche sogenannten Meisterwerke der Nachkriegsmoderne auf jeden Fall erhalten und notfalls in der alten Form neu errichten wollen.

"Denkmalschutz stößt hier nicht nur an die übliche Grenze der wirtschaftlichen Zumutbarkeit, sondern droht zum konzeptionellen Paradox zu werden, findet Guratzsch, denn diese Bauten waren von ihren Meistern von vornherein transitorisch gemeint; sie waren bewusst keine Werke für die Ewigkeit, sondern für den Augenblicksnutzen. Ein Gedanke, der die Möglichkeit des Abrisses eigentlich ungemein erleichtern sollte.

Aus welchem Holz wird eigentlich das Papier unserer Bücher, vor allem der Kinderbücher gemacht? Der World Wildlife Fund hat diese Frage mit Hilfe wissenschaftlicher Analysen beantworten lassen und, wie Hannes Hintermeiner in der FAZ vermeldet, gerade die zweite Studie über "Tropenwaldzerstörung durch Kinderbücher" vorgelegt. Die erste vor drei Jahren ergab: 19 von 51 Büchern enthielten Fasern von Tropenholz, jetzt sind es 22 von 79.

"Tatsächlich gibt es keinen vernünftigen Grund, Holz aus tropischen Regenwäldern für die Papierproduktion zu verwenden", erklärt Hintermeier und zählt ein paar grundlegende Fakten auf:

"In Deutschland hat das Kinderbuch aktuell einen Marktanteil von knapp 16 Prozent, was einem Umsatz von knapp anderthalb Milliarden Euro im Jahr entspricht, wovon wiederum 17,1 Prozent auf Bilderbücher entfallen. Diese aber werden häufig in China und Hongkong gedruckt, wo auch der Rest der internationalen Verlagswelt im Bildband-Bereich Kunde ist."

Mit dem Zeigefinger auf deutsche Verlage weisen ist leicht, die Produzenten in China trifft es nicht. Trotzdem beharrt Hintermeier darauf:

"Die Buchbranche müsse alles daransetzen, in Zukunft 'negativ' getestet zu werden."

Auf Tropenholz – versteht sich.