Von der Industrie- zur Kulturmetropole
Lodz war einst Zentrum der Textilindustrie. Noch heute erzählen zahlreiche Industrie- und Wohngebäude von dieser Epoche. Doch der einst boomende Industriezweig ist zugrunde gegangen. Die leerstehenden Fabriken werden zu großzügigen Lofts umgebaut und gelten als Symbol für den Wandel der polnischen Metropole.
Scheibler, dieser Name, der in Deutschland kaum Assoziationen hervorruft, ist jedem der rund 900.000 Lodzer ein Begriff. Taxifahrer kennen die vielen Besitztümer des ehemaligen Scheibler-Imperiums genau und können auch über den aktuellen Stand von Verkauf, Sanierung oder Auflagen des Denkmalschutzes Informationen beisteuern.
Ein unternehmungslustiger Rheinländer namens Karl Wilhelm Scheibler, der Gründer der Dynastie, war Mitte des 19. Jahrhunderts nach Lodz - damals unter russischer Herrschaft – gekommen. Als sich die Scheiblers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit den einst aus Sachsen eingewanderten Grohmans zusammentaten, entstand in Lodz einer der größten Textilkonzerne der Welt.
Die Nachfahren der Lodzer Großindustriellen leben heute verstreut in aller Welt. Ihre Industrien, nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht, gingen in der Nachwendezeit endgültig unter. Was blieb, ist Architektur: Fabrikhallen hinter Backsteinfassaden, mitunter Ritterburgen ähnlich, bizarre Wohnpaläste der Kapitalisten und bescheidene Werksiedlungen für Arbeiter und Angestellte.
Ein Australier hat jetzt ein großes Stück vom Scheibler-Gelände samt Häusern für, wie es heißt, sieben Millionen Euro gekauft. Die Bauarbeiten für Lofts, wie man sie aus London, Berlin oder Hamburg kennt, haben erst begonnen, die künftigen Luxusapartments sind bereits verkauft. Sie werden reichen Ausländern zur Verfügung stehen oder Angehörigen der Warschauer Eliten. Die dürften einziehen, wenn der Schnellzug aus der Hauptstadt nach Lodz nur noch eine Stunde benötigt, einstweilen sind es fast drei. Unterdessen streitet der australische Investor bereits mit denen, die sich für einen sozialen Stadtumbau und für Mitsprachrechte auch der Armen engagieren. Ob die Familien aus den heruntergekommenen Werkswohnungen in Neubauten an den Stadtrand ziehen oder lieber bleiben wollen, ob sie letztlich selbst entscheiden können, das ist im Moment eher unklar.
Menschenleer präsentiert sich indes Scheiblers altes Elektrizitätswerk. Die Maschinenhalle, in der noch eine AEG-Turbine aus Vorkriegszeiten herumsteht, erinnert mit Jugendstildetails und Buntglasfenstern ein wenig an einen Kirchenraum. Man könnte hier ein Industriemuseum einrichten, aber auch eine Konzerthalle. Dass die Industrielandschaft von Lodz nicht nur zum Wohnen und Arbeiten genutzt werden, sondern auch mit Kultureinrichtungen den Tourismus ankurbeln sollte, ist das Credo der Leute vom Art-Center. Sie bereiten ein Konzept für die Bewerbung der Stadt um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 vor und wissen, worauf sie bauen können. Schließlich gibt es in Lodz nicht nur eines der ersten europäischen Museen für moderne Kunst oder eine Filmhochschule, durch die Andrzej Wajda und Roman Polanski gegangen sind, es gibt auch eine ansehnliche Menge von Festivals. Eines nennt sich "Dialog der vier Kulturen" und ist dem Vielvölkererbe der Stadt - dem jüdischen, polnischen, russischen und deutschen - gewidmet. Diese Vielvölkerkultur ist im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden, ihre einzigartigen Spuren sind in Polens zweitgrößter Stadt gleichwohl allgegenwärtig.
Ein unternehmungslustiger Rheinländer namens Karl Wilhelm Scheibler, der Gründer der Dynastie, war Mitte des 19. Jahrhunderts nach Lodz - damals unter russischer Herrschaft – gekommen. Als sich die Scheiblers in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit den einst aus Sachsen eingewanderten Grohmans zusammentaten, entstand in Lodz einer der größten Textilkonzerne der Welt.
Die Nachfahren der Lodzer Großindustriellen leben heute verstreut in aller Welt. Ihre Industrien, nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht, gingen in der Nachwendezeit endgültig unter. Was blieb, ist Architektur: Fabrikhallen hinter Backsteinfassaden, mitunter Ritterburgen ähnlich, bizarre Wohnpaläste der Kapitalisten und bescheidene Werksiedlungen für Arbeiter und Angestellte.
Ein Australier hat jetzt ein großes Stück vom Scheibler-Gelände samt Häusern für, wie es heißt, sieben Millionen Euro gekauft. Die Bauarbeiten für Lofts, wie man sie aus London, Berlin oder Hamburg kennt, haben erst begonnen, die künftigen Luxusapartments sind bereits verkauft. Sie werden reichen Ausländern zur Verfügung stehen oder Angehörigen der Warschauer Eliten. Die dürften einziehen, wenn der Schnellzug aus der Hauptstadt nach Lodz nur noch eine Stunde benötigt, einstweilen sind es fast drei. Unterdessen streitet der australische Investor bereits mit denen, die sich für einen sozialen Stadtumbau und für Mitsprachrechte auch der Armen engagieren. Ob die Familien aus den heruntergekommenen Werkswohnungen in Neubauten an den Stadtrand ziehen oder lieber bleiben wollen, ob sie letztlich selbst entscheiden können, das ist im Moment eher unklar.
Menschenleer präsentiert sich indes Scheiblers altes Elektrizitätswerk. Die Maschinenhalle, in der noch eine AEG-Turbine aus Vorkriegszeiten herumsteht, erinnert mit Jugendstildetails und Buntglasfenstern ein wenig an einen Kirchenraum. Man könnte hier ein Industriemuseum einrichten, aber auch eine Konzerthalle. Dass die Industrielandschaft von Lodz nicht nur zum Wohnen und Arbeiten genutzt werden, sondern auch mit Kultureinrichtungen den Tourismus ankurbeln sollte, ist das Credo der Leute vom Art-Center. Sie bereiten ein Konzept für die Bewerbung der Stadt um den Titel der Europäischen Kulturhauptstadt 2016 vor und wissen, worauf sie bauen können. Schließlich gibt es in Lodz nicht nur eines der ersten europäischen Museen für moderne Kunst oder eine Filmhochschule, durch die Andrzej Wajda und Roman Polanski gegangen sind, es gibt auch eine ansehnliche Menge von Festivals. Eines nennt sich "Dialog der vier Kulturen" und ist dem Vielvölkererbe der Stadt - dem jüdischen, polnischen, russischen und deutschen - gewidmet. Diese Vielvölkerkultur ist im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört worden, ihre einzigartigen Spuren sind in Polens zweitgrößter Stadt gleichwohl allgegenwärtig.