Von der Leidenschaft, das Fremde zu erleben
Die "Cinématheque de Toulouse" verwaltet im Augenblick allein 40.000 Filme und 500.000 Fotos - und verfügt noch dazu mit 70.000 Plakaten über die größte Kinoplakatsammlung des Landes. Seit 2004 leitet Natacha Laurent den bedeutenden Kino-Ort, und kümmert sich auch Rettung von Filmschätzen, die sonst für immer verloren gehen würden.
Natacha Laurent, groß und schlank, dunkle Haare und elegante Kleidung, führt durch das imposante Gebäude der Cinémathèque mitten in der Innenstadt von Toulouse. Gleich beginnt die Kindervorstellung; das Licht im Saal ist schon gedimmt. Mehrere Kinosäle, eine Bibliothek, ein Ausstellungsraum und ein gewaltiges Archiv gehören zur Cinémathèque, in der jährlich über 1000 Projektionen über die Leinwand flimmern. Eigentlich ist Natacha Laurent studierte Historikerin. Und eigentlich, sagt sie mit einem feinen, ironischen Lächeln, hat sie es deshalb mit ihrem Schwerpunkt nicht leicht.
"Mein Thema ist das Kino, das ist für die Historiker ein wenig exotisch, weil sie konservativ sind und sich auf traditionellere Quellen beziehen. Im Großen und Ganzen wird man, wenn man sich mit Kino beschäftigt, von den Historikern nicht Ernst genommen."
Natacha Laurent wird 1964 in der Nähe von Paris geboren - aufgewachsen ist sie allerdings außerhalb Frankreichs. Als sie wenige Wochen alt ist, ziehen ihre Eltern mit ihr in den Iran. Der Vater arbeitet dort fünf Jahre lang als Ingenieur bei der Armee, die Mutter als Lehrerin für Naturwissenschaften.
"Ich glaube, diese Zeit hat mich sehr geprägt. Damals wohnten meine Eltern im Iran, auch später sind wir enorm viel gereist. Seitdem gibt es bei mir dieses Bedürfnis nach der Fremde."
Es ist eigentlich kein Zufall, erzählt Natacha Laurent, dass sie ausgerechnet einen russischen Namen bekommen hat. Ihre Eltern waren nur auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Vornamen, der sich vom gewöhnlichen Nachnamen absetzt. "Nomen est omen" - bei der Direktorin der Cinémathèque Toulouse stimmt diese alte Weisheit. Mit 13 Jahren fängt Laurent an, Russisch zu lernen - und entwickelt eine bis heute ungebrochene Leidenschaft für alles, was mit dem Thema zu tun hat. Schließlich sind es sowjetische Filme, von denen die Französin nicht mehr loskommt - und, durch die sie ihre Liebe zum Kino entdeckt.
"Meine Eltern und ich sind schon regelmäßig ins Kino gegangen. Nicht mehr als andere, glaube ich. Was für mich wirklich entscheidend war, war Russland. Und erlebt habe ich diese Kultur durch das Kino und durch das Theater."
Nach ihrem Studium in Paris und ihrem Doktor in Geschichte verschlägt es Natacha Laurent schließlich nach Südfrankreich - denn die Cinémathèque Toulouse verfügt über einen der europaweit größten Schätze an Filmen aus der ehemaligen UdSSR. Laurent forscht damals wie heute an der Toulouser Université du Mirail zum Thema des sowjetischen Films und lehrt Filmgeschichte - und ist mittlerweile auch noch Direktorin der Einrichtung in Toulouse, die zu den bedeutendsten, cineastischen Orten Frankreichs gehört.
Die Organisation von Kino-Kooperationen mit Städten wie Potsdam, Moskau, Barcelona oder Tokyo gehören heute zu Laurents Alltag - wie auch ihre Tätigkeit in renommierten Filmjurys, beispielsweise 2006 beim Filmfestival in Cannes für den Preis der "Caméra d'Or". Auf Fragen nach ihrer Cinémathèque antwortet Natacha Laurent professionell und strahlt dabei eine natürliche Autorität aus. Dabei wirkt sie sympathisch und offen, nimmt sich viel Zeit für ihre Antworten und lächelt entwaffnend - besonders dann, wenn man sie Persönliches fragt. Beispielsweise, ob sie nach all den Jahren denn noch fasziniert sei, wenn im Kinosaal das Licht ausgeht.
"Was ich durch den russischen Film gelernt habe und was ich heute immer noch am Kino mag: Es versetzt mich in fremde Gegenden und Kulturen, die ich nicht kenne."
Ein Kinoprogramm zu gestalten heißt für Natacha Laurent, einen Beitrag zur Geschichtsschreibung zu leisten. Die Französin, das spürt man bei der Begegnung deutlich, liebt ihre Arbeit sehr. Die Gestaltung zahlreicher Reihen - zuletzt zum Beispiel über das Genre des "film lapin", also zensierter Filme aus der DDR -, zählt ebenso dazu wie die aufwändige Restaurierung alter Filmschätze. Wenn sie ein anderes Leben wählen könnte, erzählt Laurent, dann wäre sie vielleicht Tänzerin geworden. Und doch wirkt es so, als sei sie genau am richtigen Ort für ihre Passion. Und ja, für Natacha Laurent, gibt es noch genug Zeit für ein umfangreiches Privatleben. Dafür sorgen schon ihr Mann und ihre beiden Kinder.
"Meine Kinder bringen mich jeden Tag auf den Boden der Tatsachen zurück. Vorhin war ich etwas spät dran, weil ich mich zwischen dem Rugbymatch für den einen und dem Tennistraining für den anderen aufteilen musste!"
"Mein Thema ist das Kino, das ist für die Historiker ein wenig exotisch, weil sie konservativ sind und sich auf traditionellere Quellen beziehen. Im Großen und Ganzen wird man, wenn man sich mit Kino beschäftigt, von den Historikern nicht Ernst genommen."
Natacha Laurent wird 1964 in der Nähe von Paris geboren - aufgewachsen ist sie allerdings außerhalb Frankreichs. Als sie wenige Wochen alt ist, ziehen ihre Eltern mit ihr in den Iran. Der Vater arbeitet dort fünf Jahre lang als Ingenieur bei der Armee, die Mutter als Lehrerin für Naturwissenschaften.
"Ich glaube, diese Zeit hat mich sehr geprägt. Damals wohnten meine Eltern im Iran, auch später sind wir enorm viel gereist. Seitdem gibt es bei mir dieses Bedürfnis nach der Fremde."
Es ist eigentlich kein Zufall, erzählt Natacha Laurent, dass sie ausgerechnet einen russischen Namen bekommen hat. Ihre Eltern waren nur auf der Suche nach einem ungewöhnlichen Vornamen, der sich vom gewöhnlichen Nachnamen absetzt. "Nomen est omen" - bei der Direktorin der Cinémathèque Toulouse stimmt diese alte Weisheit. Mit 13 Jahren fängt Laurent an, Russisch zu lernen - und entwickelt eine bis heute ungebrochene Leidenschaft für alles, was mit dem Thema zu tun hat. Schließlich sind es sowjetische Filme, von denen die Französin nicht mehr loskommt - und, durch die sie ihre Liebe zum Kino entdeckt.
"Meine Eltern und ich sind schon regelmäßig ins Kino gegangen. Nicht mehr als andere, glaube ich. Was für mich wirklich entscheidend war, war Russland. Und erlebt habe ich diese Kultur durch das Kino und durch das Theater."
Nach ihrem Studium in Paris und ihrem Doktor in Geschichte verschlägt es Natacha Laurent schließlich nach Südfrankreich - denn die Cinémathèque Toulouse verfügt über einen der europaweit größten Schätze an Filmen aus der ehemaligen UdSSR. Laurent forscht damals wie heute an der Toulouser Université du Mirail zum Thema des sowjetischen Films und lehrt Filmgeschichte - und ist mittlerweile auch noch Direktorin der Einrichtung in Toulouse, die zu den bedeutendsten, cineastischen Orten Frankreichs gehört.
Die Organisation von Kino-Kooperationen mit Städten wie Potsdam, Moskau, Barcelona oder Tokyo gehören heute zu Laurents Alltag - wie auch ihre Tätigkeit in renommierten Filmjurys, beispielsweise 2006 beim Filmfestival in Cannes für den Preis der "Caméra d'Or". Auf Fragen nach ihrer Cinémathèque antwortet Natacha Laurent professionell und strahlt dabei eine natürliche Autorität aus. Dabei wirkt sie sympathisch und offen, nimmt sich viel Zeit für ihre Antworten und lächelt entwaffnend - besonders dann, wenn man sie Persönliches fragt. Beispielsweise, ob sie nach all den Jahren denn noch fasziniert sei, wenn im Kinosaal das Licht ausgeht.
"Was ich durch den russischen Film gelernt habe und was ich heute immer noch am Kino mag: Es versetzt mich in fremde Gegenden und Kulturen, die ich nicht kenne."
Ein Kinoprogramm zu gestalten heißt für Natacha Laurent, einen Beitrag zur Geschichtsschreibung zu leisten. Die Französin, das spürt man bei der Begegnung deutlich, liebt ihre Arbeit sehr. Die Gestaltung zahlreicher Reihen - zuletzt zum Beispiel über das Genre des "film lapin", also zensierter Filme aus der DDR -, zählt ebenso dazu wie die aufwändige Restaurierung alter Filmschätze. Wenn sie ein anderes Leben wählen könnte, erzählt Laurent, dann wäre sie vielleicht Tänzerin geworden. Und doch wirkt es so, als sei sie genau am richtigen Ort für ihre Passion. Und ja, für Natacha Laurent, gibt es noch genug Zeit für ein umfangreiches Privatleben. Dafür sorgen schon ihr Mann und ihre beiden Kinder.
"Meine Kinder bringen mich jeden Tag auf den Boden der Tatsachen zurück. Vorhin war ich etwas spät dran, weil ich mich zwischen dem Rugbymatch für den einen und dem Tennistraining für den anderen aufteilen musste!"