Von der Sekundärrohstofferfassung zum Recycling

Von Martin Reischke · 07.08.2006
Wer schon immer mal wissen wollte, was ein "Mufuti" ist, der hatte vor drei Jahren im Film "Good bye Lenin" dazu die Chance: "Mufuti" ist die Kurzform für Multifunktionstisch, ein in der Höhe und Breite veränderbares Möbelstück, das über Jahrzehnte hinweg ein eher unbeachtetes Dasein in vielen Wohnzimmern der DDR gefristet hatte. Mit dem Erfolgsfilm "Good bye Lenin" erlebte der "Mufuti" eine Renaissance - zwar nicht im Wohnzimmer, aber immerhin als sprachliche Skurrilität eines untergegangenen Landes.
Doch das Wiederaufleben der DDR-Begriffe war nur von kurzer Dauer. Manche haben sich von selbst erledigt, da sie nicht mehr in die neue Wirklichkeit passen. So darf sich heute niemand mehr über ein "Westpaket" freuen, das der Klassenfeind aus dem kapitalistischen Ausland an seine Brüder und Schwestern auf der anderen Seite des antifaschistischen Schutzwalls schickte.

Andere Begriffe könnten zwar weiter genutzt werden, doch sie taugen heute allenfalls noch für die Bürokratensprache. Wer erinnert sich schon daran, dass Recycling in der DDR unter dem Begriff "SERO" bekannt war, hinter dem sich das Wortungeheuer "Sekundärrohstofferfassung" versteckte? Statt eines profanen grünen Punktes gab es in der DDR sogar ein eigenes Maskottchen für das Recycling - pardon - die Sekundärrohstofferfassung: Eine rosarote Elefantendame, die auf den Namen "Emmi" hörte.

In anderen Bereichen waren die DDR-Bürger zumindest sprachlich ihrer Zeit weit voraus - und haben die Amerikanisierung des Deutschen schon vor vielen Jahren vorweg genommen. Ein Brathähnchen war und ist im Osten schließlich immer noch ein "Broiler", besser noch ein "Goldbroiler". Das Wort stammt aus dem Englischen und hat dank der Ostdeutschen bis heute überlebt.