Von der Spätromantik bis in die Gegenwart
Das Festival Alpenklassik stellt Musik und Literatur in den Mittelpunkt. Für Begeisterung sorgten in diesem Jahr vor allem Goethe-Vertonungen aus unterschiedlichen Jahrhunderten für Begeisterung.
Ganz am Schluss der Reichenhaller Liederwerkstatt, da gab es den Klassiker deutschsprachiger Lyrik, Goethes "Erlkönig" zu hören. Nach fast zweieinhalb Stunden waren nicht nur das Publikum, sondern auch die vorher so stimmschöne Mezzosopranistin Anne-Carolyn Schlüter ziemlich erledigt. Schlüter bewältigte gemeinsam mit dem Tenor Daniel Behle, dem Bariton Peter Schöne, der Sopranistin Felicitas Fuchs sowie mit gleich drei begleitenden Pianisten ein Mammutprogramm, zwei Abende lang gab es Goethe-Vertonungen von der Romantik bis zur Gegenwart.
Zum Einstieg bewegte man sich bei Johann Friedrich Reichardt und Carl Friedrich Zelter in eher gediegenen Gefilden, dann folgte jede Menge expressiver Beethoven, Schubert und Schumann. Und auch der vielleicht profilreichste Lyrikvertoner des vorletzten Jahrhunderts, Hugo Wolf, kam ausführlich zur Geltung. Der eigentliche Clou dieser nun schon zum vierten Mal stattfindenden Liederwerkstatt war jedoch das Einstreuen neuer, eigens für diesen Anlass komponierter Werke.
Wolfgang Rihm etwa schrieb gleich ein halbes Dutzend Liedvertonungen, die – erstaunlicherweise – eine ziemlich trittfeste Brücke von der Spätromantik in die Gegenwart bilden.
Mit feinsten Schattierungen stattet Rihm Goethes lichtdurchflutete Lyrik aus, die Effekte und Affekte sind genauestens eingesetzt und kalkuliert. Es gibt kein provokatives Intervall und keine (ver)störenden Brüche, stattdessen sehr sanft angerauhten Schönklang.
In ähnlichem Fahrwasser schwimmt Aribert Reimann, der für Goethes "Die Liebende abermals" einen eher illustrierenden Klavierpart, aber ziemlich ausufernde Gesangslinien schrieb. Felicitas Fuchs reizte ihre Stimmbänder bis zum äußersten.
Gut abhangen, nämlich schon 1997 entstanden, erblickte eine Petitesse von Moritz Eggert, der in Reichenhall auch als Pianist auftrat, das erste Licht der Tonwelt. Eggerts zerstückelte Variationen über das ewig Weibliche, dass ihn hier hinanzieht, fügen sich zu einem hübsch verspielten, wenngleich etwas banalen Stückchen.
Neben den durchwegs guten Leistungen der Interpreten, ist es sehr erfreulich, dass die Reichenhaller Liederwerkstatt auch 2007 ein beachtlich großes Publikum anzog. Und das, obwohl der Kurort ja nur wenige Autominuten von der Festspielstadt Salzburg entfernt liegt. Während sich in diesem Sommer die Starabsagen an der Salzach häuften, bot das idyllische, etwas verschlafene Städtchen nicht nur neue Musik, sondern auch hochkarätige Kammerkonzerte und Lesungen. Und während in Salzburg allabendlich Unmengen von Luxuskarossen einer deutschen Automarke die Luft verpesten, stehen vor dem alten Reichenhaller Kurmittelhaus in aller Ruhe zwei Mittelklassewagen und warten auf ihren Einsatz. Und statt großer Banken und Versicherungen ziert das Programmheft der Alpenklassik ein Werbeslogan für Bergbauernmilch. Dem vom Erlkönig gepeinigten Kind hätte ein guter Schluck Biomilch von der Alm sicher gut getan, indes auch in Reichenhall kam jede Hilfe zu spät.
Zum Einstieg bewegte man sich bei Johann Friedrich Reichardt und Carl Friedrich Zelter in eher gediegenen Gefilden, dann folgte jede Menge expressiver Beethoven, Schubert und Schumann. Und auch der vielleicht profilreichste Lyrikvertoner des vorletzten Jahrhunderts, Hugo Wolf, kam ausführlich zur Geltung. Der eigentliche Clou dieser nun schon zum vierten Mal stattfindenden Liederwerkstatt war jedoch das Einstreuen neuer, eigens für diesen Anlass komponierter Werke.
Wolfgang Rihm etwa schrieb gleich ein halbes Dutzend Liedvertonungen, die – erstaunlicherweise – eine ziemlich trittfeste Brücke von der Spätromantik in die Gegenwart bilden.
Mit feinsten Schattierungen stattet Rihm Goethes lichtdurchflutete Lyrik aus, die Effekte und Affekte sind genauestens eingesetzt und kalkuliert. Es gibt kein provokatives Intervall und keine (ver)störenden Brüche, stattdessen sehr sanft angerauhten Schönklang.
In ähnlichem Fahrwasser schwimmt Aribert Reimann, der für Goethes "Die Liebende abermals" einen eher illustrierenden Klavierpart, aber ziemlich ausufernde Gesangslinien schrieb. Felicitas Fuchs reizte ihre Stimmbänder bis zum äußersten.
Gut abhangen, nämlich schon 1997 entstanden, erblickte eine Petitesse von Moritz Eggert, der in Reichenhall auch als Pianist auftrat, das erste Licht der Tonwelt. Eggerts zerstückelte Variationen über das ewig Weibliche, dass ihn hier hinanzieht, fügen sich zu einem hübsch verspielten, wenngleich etwas banalen Stückchen.
Neben den durchwegs guten Leistungen der Interpreten, ist es sehr erfreulich, dass die Reichenhaller Liederwerkstatt auch 2007 ein beachtlich großes Publikum anzog. Und das, obwohl der Kurort ja nur wenige Autominuten von der Festspielstadt Salzburg entfernt liegt. Während sich in diesem Sommer die Starabsagen an der Salzach häuften, bot das idyllische, etwas verschlafene Städtchen nicht nur neue Musik, sondern auch hochkarätige Kammerkonzerte und Lesungen. Und während in Salzburg allabendlich Unmengen von Luxuskarossen einer deutschen Automarke die Luft verpesten, stehen vor dem alten Reichenhaller Kurmittelhaus in aller Ruhe zwei Mittelklassewagen und warten auf ihren Einsatz. Und statt großer Banken und Versicherungen ziert das Programmheft der Alpenklassik ein Werbeslogan für Bergbauernmilch. Dem vom Erlkönig gepeinigten Kind hätte ein guter Schluck Biomilch von der Alm sicher gut getan, indes auch in Reichenhall kam jede Hilfe zu spät.