Von E-Book bis Krautgarden
Am zweiten Tag der Leipziger Buchmesse geht es im Tagesbericht um das E-Book von Sony, das diese Woche auf den deutschen Markt gekommen ist, und um seine Konkurrenz. Ausserdem lockten die Lesungen die Besucher an: Unter dem Titel "Krautgarden" präsentierten amerikanische Autoren ihre Bücher, darunter der aus Bosnien stammende Alexandar Hemon seinen Roman "Lazarus".
Jetzt ist er also auf dem Markt - der E-Reader von Sony: So groß wie ein Taschenbuch und dank elektronischer Tinte auch bei Sonne gut lesbar. Der Kindle von Amazon wird folgen, sowie andere Geräte, die bereits auf der CeBIT vorgestellt wurden.
Doch Vorsicht - E-Book ist nicht gleich E-Book. Wer den Sony kauft, entscheidet sich für Bücher, die im sogenannten E-Pub-Format vorliegen, und damit gegen Bücher, die bei Amazon zu haben sein werden - und umgekehrt.
Um zu verhindern, dass es künftig wie in der Musikbranche nur ein oder zwei Big Player geben wird, hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jetzt ein Konkurrenzmodell vorgestellt: Libreka. Detlev Blum vom Börsenverein:
"Ab der Leipziger Buchmesse kann jeder Privatmensch auf diese Plattform gehen, kann sich ein elektronisches Buch, wenn er es erwerben möchte, aussuchen, und kann dann entscheiden, ob er es von einem Verlag direkt kauft, oder ob er es von einer Buchhandlung seiner Wahl kauft."
Für die Verlage ist der Einstieg ins E-Book-Geschäft mit Risiken verbunden. Denn noch ist völlig offen, wie viel Marktanteil die elektronischen Bücher künftig haben werden. Während einige Verlage noch abwarten, ist für den S.Fischer Verlag das Vorgehen klar. Martin Spieles:
"Wir haben einen genauen Fahrplan, und für uns ist die Leipziger Messe eine Etappe - aber keine besonders wichtige. Denn zur Frankfurter Buchmesse werden wir mit unserem Programm starten. Da werden alle Novitäten angeboten und etwa 200 bis 300 Backlist-Titel."
Der Berlin Verlag ist zurückhaltender. Carsten Sommerfeldt:
"Wir denken, dass es wenig Sinn macht, aktionistisch oder hektisch in den Markt zu gehen, zumal es viele Fragen gibt, die noch nicht geklärt sind."
Die Frage der Rechte beispielsweise. Die Gefahr ist groß, dass Bücher künftig ohne Kopierschutz im Internet herumgeistern. Noch zeigt sich das Buch krisenfest, so wie insgesamt auf der Messe nicht viel von der allgemeinen Wirtschaftskrise zu spüren ist. Noch ist die Lage stabil. Messechef Oliver Zille:
"Die Crux ist ja, dass in der Krise oft beim Marketing gespart wird. Wir sehen an den Verlagen, dass sie es im Moment auf der Messe nicht tun. Wir sehen das nicht nur an den Auftritten an den Ständen, sondern wir sehen es vor allem auch am Programm. Es war unklar, ob das Programm in der Form und in der Qualität zustande kommen würde."
Doch das Programm ist mit 1900 Veranstaltungen so opulent und so international wie nie. Von 1500 Autoren auf der Messe sind etwa 13 Prozent ausländische Autoren.
Ein Höhepunkt: Unter dem Titel "Krautgarden" lasen gestern und heute amerikanische Autoren. Neben Stars wie T.C. Boyle oder John Griesemer beispielsweise Alexandar Hemon, ein aus Bosnien stammender Autor, der seit dem Krieg in Jugoslawien in den USA lebt und auf Englisch schreibt. In seinem Roman "Lazarus" geht es um einen Anfang des vorigen Jahrhunderts vor Pogromen in Osteuropa in die USA geflohenen Juden, der von dem Chicagoer Polizeichef irrtümlich für einen Anarchisten gehalten und erschossen wird.
Das Vorgehen gegen Anarchisten damals ist laut Hemon insofern mit dem Kampf gegen den Terror heute zu vergleichen, als dass jeweils Fremdenfeindlichkeit zugrunde liegt. Nach dem Lazarus-Fall wurden die Gesetze gegen Einwanderer verschärft, und die sind, zumindest bis jetzt, noch immer gültig.
Hemon hat am Abend in Leipzig gelesen. Die Leipziger Buchmesse, das ist auch eine Messe der Preise. Ein Höhepunkt am zweiten Messetag: Um 18 Uhr wurde der Preis der Literaturhäuser vergeben. Elf Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz vergeben diesen Preis jährlich an einen Schriftsteller, der sich in besonderem Maß um das Gelingen von Literaturveranstaltungen verdient gemacht hat. Der Preisträger in diesem Jahr ist Ilija Trojanow, der vor drei Jahren für seinen Roman "Der Weltensammler" den Preis der Leipziger Buchmesse bekam.
Der Preisträger wird durch die Literaturhäuser reisen und lesen - aber nicht im herkömmlichen Sinn. Wenn Bücher nun auch elektronisch zu haben sind, wird vielleicht das, was die Literaturhäuser mit ihrem Preis fördern, immer wichtiger: die leibhaftige Begegnung mit dem Autor.
Doch Vorsicht - E-Book ist nicht gleich E-Book. Wer den Sony kauft, entscheidet sich für Bücher, die im sogenannten E-Pub-Format vorliegen, und damit gegen Bücher, die bei Amazon zu haben sein werden - und umgekehrt.
Um zu verhindern, dass es künftig wie in der Musikbranche nur ein oder zwei Big Player geben wird, hat der Börsenverein des Deutschen Buchhandels jetzt ein Konkurrenzmodell vorgestellt: Libreka. Detlev Blum vom Börsenverein:
"Ab der Leipziger Buchmesse kann jeder Privatmensch auf diese Plattform gehen, kann sich ein elektronisches Buch, wenn er es erwerben möchte, aussuchen, und kann dann entscheiden, ob er es von einem Verlag direkt kauft, oder ob er es von einer Buchhandlung seiner Wahl kauft."
Für die Verlage ist der Einstieg ins E-Book-Geschäft mit Risiken verbunden. Denn noch ist völlig offen, wie viel Marktanteil die elektronischen Bücher künftig haben werden. Während einige Verlage noch abwarten, ist für den S.Fischer Verlag das Vorgehen klar. Martin Spieles:
"Wir haben einen genauen Fahrplan, und für uns ist die Leipziger Messe eine Etappe - aber keine besonders wichtige. Denn zur Frankfurter Buchmesse werden wir mit unserem Programm starten. Da werden alle Novitäten angeboten und etwa 200 bis 300 Backlist-Titel."
Der Berlin Verlag ist zurückhaltender. Carsten Sommerfeldt:
"Wir denken, dass es wenig Sinn macht, aktionistisch oder hektisch in den Markt zu gehen, zumal es viele Fragen gibt, die noch nicht geklärt sind."
Die Frage der Rechte beispielsweise. Die Gefahr ist groß, dass Bücher künftig ohne Kopierschutz im Internet herumgeistern. Noch zeigt sich das Buch krisenfest, so wie insgesamt auf der Messe nicht viel von der allgemeinen Wirtschaftskrise zu spüren ist. Noch ist die Lage stabil. Messechef Oliver Zille:
"Die Crux ist ja, dass in der Krise oft beim Marketing gespart wird. Wir sehen an den Verlagen, dass sie es im Moment auf der Messe nicht tun. Wir sehen das nicht nur an den Auftritten an den Ständen, sondern wir sehen es vor allem auch am Programm. Es war unklar, ob das Programm in der Form und in der Qualität zustande kommen würde."
Doch das Programm ist mit 1900 Veranstaltungen so opulent und so international wie nie. Von 1500 Autoren auf der Messe sind etwa 13 Prozent ausländische Autoren.
Ein Höhepunkt: Unter dem Titel "Krautgarden" lasen gestern und heute amerikanische Autoren. Neben Stars wie T.C. Boyle oder John Griesemer beispielsweise Alexandar Hemon, ein aus Bosnien stammender Autor, der seit dem Krieg in Jugoslawien in den USA lebt und auf Englisch schreibt. In seinem Roman "Lazarus" geht es um einen Anfang des vorigen Jahrhunderts vor Pogromen in Osteuropa in die USA geflohenen Juden, der von dem Chicagoer Polizeichef irrtümlich für einen Anarchisten gehalten und erschossen wird.
Das Vorgehen gegen Anarchisten damals ist laut Hemon insofern mit dem Kampf gegen den Terror heute zu vergleichen, als dass jeweils Fremdenfeindlichkeit zugrunde liegt. Nach dem Lazarus-Fall wurden die Gesetze gegen Einwanderer verschärft, und die sind, zumindest bis jetzt, noch immer gültig.
Hemon hat am Abend in Leipzig gelesen. Die Leipziger Buchmesse, das ist auch eine Messe der Preise. Ein Höhepunkt am zweiten Messetag: Um 18 Uhr wurde der Preis der Literaturhäuser vergeben. Elf Literaturhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz vergeben diesen Preis jährlich an einen Schriftsteller, der sich in besonderem Maß um das Gelingen von Literaturveranstaltungen verdient gemacht hat. Der Preisträger in diesem Jahr ist Ilija Trojanow, der vor drei Jahren für seinen Roman "Der Weltensammler" den Preis der Leipziger Buchmesse bekam.
Der Preisträger wird durch die Literaturhäuser reisen und lesen - aber nicht im herkömmlichen Sinn. Wenn Bücher nun auch elektronisch zu haben sind, wird vielleicht das, was die Literaturhäuser mit ihrem Preis fördern, immer wichtiger: die leibhaftige Begegnung mit dem Autor.