Von Elektrosmog und Magnetwasser
Einen gelungenen Überblick über Magnetismus und Elektrizität bietet der Physiker Roland Glaser in seinem Sachbuch "Heilende Magnete - strahlende Handys". Dabei geht es um Ängste vor Elektrosmog, zweifelhafte Heilangebote und historische Rückblicke über den Einsatz von Magneten. Der Autor nimmt alles unter die naturwissenschaftliche Lupe.
Schaden Computer, Heizkissen oder Handys dem Menschen? Sind Zivilisationskrankheiten auf elektromagnetische Felder zurückführen? Haben Magnetenkräfte heilende Wirkungen?
Antwort auf diese und zahlreiche weitere Fragen gibt der ehemalige Berliner Physikprofessor Roland Glaser in seinem Buch "Heilende Magnete - Strahlende Handys". Ein umfangreiches Werk, das sich mit den möglichen Auswirkungen von Elektrizität und Magnetismus auf den Menschen beschäftigt.
Ausführlich wird erklärt, was die Naturwissenschaft an Zahlen, Daten, Fakten zu diesem Thema zu bieten hat. Ein gelungener Überblick, der Detailwissen aus Physik und Chemie auch für die Leser verständlich formuliert, die im Physikunterricht abgeschaltet haben.
Schon in vergangenen Jahrhunderten faszinierten Magnetismus und später Elektrizität den Menschen. Bereit vor 800 Jahren wurden Magneten zur geografischen Orientierung eingesetzt, und seit dem frühen Mittelalter interessiert sich auch die Medizin für Magnetismus. Damals wie heute lässt diese unsichtbare Kraft aber auch viel Raum für mannigfaltige Spekulationen.
Sowohl zweifelhafte Heilangebote als auch erfolgreiche medizinische Methoden gründen sich auf die Magnetkraft. Magnetisiertes Wasser, wie es zum Beispiel im Internet angepriesen wird, gibt es nicht. Auch wenn magnetisiertes Wasser seit dem 18.Jahrhundert immer wieder mit Therapienversprechungen versehen wird, Wasser lässt sich nicht dauerhaft magnetisieren, erklärt der Physiker. Dagegen ist der Magnet-Resonanz-Tomograf zu einer erfolgreichen medizinische Diagnosemethode geworden.
Anhänger alternativer Heilmethoden dürften allerdings keine Freude an diesen Ausführungen haben, denn jede mögliche Wirkung wird genau unter die naturwissenschaftliche Lupe genommen. Wo keine biologisch, physikalische oder chemische Veränderung messbar ist, ist eine Veränderung im Befinden wohl eher auf den Placeboeffekt zurückführen, schließt Glaser. Allerdings räumt der Physiker ein, dass die Wissenschaft möglicherweise mit neuen, besseren Messmethoden doch noch den einen oder anderen Nachweis erbringen könnte.
Auch wenn die Argumentation klar naturwissenschaftlich ist, so nimmt der Autor auch irrationale Ängste, Bedenken und Hoffnungen ernst. Diskutiert werden unter anderem verschiedene Studien zu Themen wie Elektrosensibilität und Krebserkrankungen durch Sendemasten.
Die große Themenbandbreite ist eine der Stärken des Buches. Alles was mit Elektrizität und Magnetismus in Verbindung steht kommt zur Sprache. Mobilfunktechnik, Medizin, Biologie und Aberglaube. Die Kommunikation zwischen Nervenzellen findet ebenso Beachtung wie das Heizkissen und der Zitterfisch.
Könnte der Mensch elektromagnetische Schwingungen hören, dann müsste es in unseren Wohnungen und Büros, ständig brummen, schreibt der Autor. Wer schon mal einen Trafo brummen gehört hat, kann sich vorstellen, was das bedeuten würde.
Gibt es ihn also tatsächlich, den gefürchteten Elektrosmog? Und schadet er uns vielleicht doch? Verschiedene Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, und auch die Forschung kann vielen Irrtümern unterliegen. Denn nicht immer, kritisiert Roland Glaser in seinem Buch, passen Ursache und Wirkung in den Experimenten zusammen. Nur weil jemand in der Nähe eines Sendemasts wohnt, bekommt er keinen Krebs. Viele andere Faktoren würden übersehen. Das sei so, als würde man die Zahl der Störche in einer Region für die Anzahl der Neugeborenen verantwortlich machen.
Man mag diese Ansicht etwas radikal finden, doch mit solchen anschaulichen zum Teil provozierenden Beispielen weiß Glaser den Leser immer wieder zu fesseln. Das ist gut, fordert er doch zwischenzeitlich immer wieder höchste Aufmerksamkeit für komplexe wissenschaftliche Vorgänge. Schön, wenn man nach einer ausführlichen Abhandlung über den Erdmagnetismus und seine Auswirkung auf den Menschen liest, dass das Kräfteverhältnis dem einer kleinen Fliege auf einer Planierraupe gleichkommt. Der Brückenschlag zwischen Unterhaltung und Information funktioniert.
Rezensiert von Susanne Nessler
Roland Glaser: Heilende Magnete - strahlende Handys. Bioelektromagnetismus: Fakten und Legenden
Wiley-VCH Verlag, 2008
350 Seiten, 24,90 Euro
Antwort auf diese und zahlreiche weitere Fragen gibt der ehemalige Berliner Physikprofessor Roland Glaser in seinem Buch "Heilende Magnete - Strahlende Handys". Ein umfangreiches Werk, das sich mit den möglichen Auswirkungen von Elektrizität und Magnetismus auf den Menschen beschäftigt.
Ausführlich wird erklärt, was die Naturwissenschaft an Zahlen, Daten, Fakten zu diesem Thema zu bieten hat. Ein gelungener Überblick, der Detailwissen aus Physik und Chemie auch für die Leser verständlich formuliert, die im Physikunterricht abgeschaltet haben.
Schon in vergangenen Jahrhunderten faszinierten Magnetismus und später Elektrizität den Menschen. Bereit vor 800 Jahren wurden Magneten zur geografischen Orientierung eingesetzt, und seit dem frühen Mittelalter interessiert sich auch die Medizin für Magnetismus. Damals wie heute lässt diese unsichtbare Kraft aber auch viel Raum für mannigfaltige Spekulationen.
Sowohl zweifelhafte Heilangebote als auch erfolgreiche medizinische Methoden gründen sich auf die Magnetkraft. Magnetisiertes Wasser, wie es zum Beispiel im Internet angepriesen wird, gibt es nicht. Auch wenn magnetisiertes Wasser seit dem 18.Jahrhundert immer wieder mit Therapienversprechungen versehen wird, Wasser lässt sich nicht dauerhaft magnetisieren, erklärt der Physiker. Dagegen ist der Magnet-Resonanz-Tomograf zu einer erfolgreichen medizinische Diagnosemethode geworden.
Anhänger alternativer Heilmethoden dürften allerdings keine Freude an diesen Ausführungen haben, denn jede mögliche Wirkung wird genau unter die naturwissenschaftliche Lupe genommen. Wo keine biologisch, physikalische oder chemische Veränderung messbar ist, ist eine Veränderung im Befinden wohl eher auf den Placeboeffekt zurückführen, schließt Glaser. Allerdings räumt der Physiker ein, dass die Wissenschaft möglicherweise mit neuen, besseren Messmethoden doch noch den einen oder anderen Nachweis erbringen könnte.
Auch wenn die Argumentation klar naturwissenschaftlich ist, so nimmt der Autor auch irrationale Ängste, Bedenken und Hoffnungen ernst. Diskutiert werden unter anderem verschiedene Studien zu Themen wie Elektrosensibilität und Krebserkrankungen durch Sendemasten.
Die große Themenbandbreite ist eine der Stärken des Buches. Alles was mit Elektrizität und Magnetismus in Verbindung steht kommt zur Sprache. Mobilfunktechnik, Medizin, Biologie und Aberglaube. Die Kommunikation zwischen Nervenzellen findet ebenso Beachtung wie das Heizkissen und der Zitterfisch.
Könnte der Mensch elektromagnetische Schwingungen hören, dann müsste es in unseren Wohnungen und Büros, ständig brummen, schreibt der Autor. Wer schon mal einen Trafo brummen gehört hat, kann sich vorstellen, was das bedeuten würde.
Gibt es ihn also tatsächlich, den gefürchteten Elektrosmog? Und schadet er uns vielleicht doch? Verschiedene Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, und auch die Forschung kann vielen Irrtümern unterliegen. Denn nicht immer, kritisiert Roland Glaser in seinem Buch, passen Ursache und Wirkung in den Experimenten zusammen. Nur weil jemand in der Nähe eines Sendemasts wohnt, bekommt er keinen Krebs. Viele andere Faktoren würden übersehen. Das sei so, als würde man die Zahl der Störche in einer Region für die Anzahl der Neugeborenen verantwortlich machen.
Man mag diese Ansicht etwas radikal finden, doch mit solchen anschaulichen zum Teil provozierenden Beispielen weiß Glaser den Leser immer wieder zu fesseln. Das ist gut, fordert er doch zwischenzeitlich immer wieder höchste Aufmerksamkeit für komplexe wissenschaftliche Vorgänge. Schön, wenn man nach einer ausführlichen Abhandlung über den Erdmagnetismus und seine Auswirkung auf den Menschen liest, dass das Kräfteverhältnis dem einer kleinen Fliege auf einer Planierraupe gleichkommt. Der Brückenschlag zwischen Unterhaltung und Information funktioniert.
Rezensiert von Susanne Nessler
Roland Glaser: Heilende Magnete - strahlende Handys. Bioelektromagnetismus: Fakten und Legenden
Wiley-VCH Verlag, 2008
350 Seiten, 24,90 Euro