Von Gregor Sander
"Die Zeit" versucht, das Berlin der Wowereit-Ära zu verstehen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" befasst sich mit der Bedeutung des Richterspruchs in Karlsruhe zum Euro-Rettungsschirm. Zudem im Blickpunkt: Die Shortlist des Deutschen Buchpreises.
"Berlin, oh weh!"
so prangt es rot und groß auf der ersten Seite des Feuilletons der Wochenzeitung DIE ZEIT. Harald Martenstein versucht, das Berlin der Wowereit-Ära zu verstehen. Der nicht fertig gebaute Flugplatz sei ja nicht das einzige Problem der Hauptstadt, erklärt Martenstein. Der Fehler stecke im System.
"Im Kern wird Berlin bis heute von der alten, sagen wir: bodenständigen West-Berliner Elite aus Mauertagen regiert, von dem Tempelhofer Bezirkspolitiker Wowereit und seinem wichtigsten Helfer, dem Tempelhofer Bezirkspolitiker Michael Müller, jetzt Wowereits Stellvertreter sowie Senator für Stadtentwicklung und Umwelt ... Dazu kommt von der CDU Frank Henkel, ehemaliger Bürochef von Eberhard Diepgen, im Ostteil geboren, aber politisch sozialisiert in Reineckendorf."
Frank Henkel sei nun der neue Umfrageliebling in Berlin, aber wer wirklich Hoffnungen in ihn setzen sollte, dem zieht Martenstein in der ZEIT den Zahn:
"In seiner Fraktion hat es den Fall des in Rekordzeit zurückgetretenen Justizsenators gegeben, dazu einen Fraktionschef, der seinen Doktortitel zurückgeben musste, einen Abgeordneten, der wegen Subventionsbetrug vor Gericht steht, und eine von Henkel angeordnete Razzia gegen Rocker wurde an die Rocker verraten. Dies alles innerhalb weniger Monate."
Die gerade zurückgetretene Berliner Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz nennt Harald Martenstein an dieser Stelle gar nicht mehr, resümiert aber trotzdem hoffnungslos:
"Was immer die Zukunft an Personaltableaus bringt: Berlin bleibt Berlin."
In der FRANKFURTER ALLGMEINEN ZEITUNG erregt sich Niels Minkmar über die Bedeutung des Richterspruchs in Karlsruhe zum Euro-Rettungsschirm.
"Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts wurde gehyped wie der Millennium-Bug oder das Ende der Welt laut Maya-Kalender, manch einer wird gestern doppelt gefrühstückt haben, wer weiß, ob es morgen noch Nussnugatcreme gibt in Deutschland."
Diese Dramatisierung, so Minkmar in der FAZ, sei aber eben nur Show.
"Die große Inszenierung der Karlsruher Urteilsverkündung war ein Ventil und überdies klassische Merkel-Taktik: auch mal andere Institutionen ins Licht rücken, abwechselnd die Weltbank oder die Troika oder den Europäischen Gerichtshof oder die IWF-Chefin Christine Lagarde. Dann ruhen alle Blicke auf denen, die Kanzlerin kann in Ruhe ihre Sachen machen und wird nicht pausenlos von quengelnden Bürgern gefragt, wann wir endlich da sind."
Jedes Jahr wird sie mit Spannung erwartet, nun ist sie da: Die Shortlist des Deutschen Buchpreis. Kommentarlos teilt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG mit:
"Nominiert wurden die Romane "Robinsons blaues Haus" von Ernst Augustin, "Sand" von Wolfgang Herrndorf, "Landgericht" von Ursula Krechel, "Indigo" von Clemens J. Setz, "Fliehkräfte" von Stephan Thome und "Nichts Weißes" von Ulf Erdmann Ziegler."
Judith Sternburg in der FRANKFURTER RUNDSCHAU hingegen meint:
"Es ist eine Auswahl, die plausibel, nicht apart ist."
Deutlich unter der Gürtellinie befindet sich Tilmann Krause, wenn er in der Tageszeitung DIE WELT gegen den an Krebs erkrankten Wolfgang Herrndorf wettert:
"Wieder ist der bereits im Frühjahr mit dem Leipziger Preis zu unverdienten Ehren gelangte Wolfgang Herrndorf mit dabei – bei allem Respekt vor seiner schwierigen gesundheitlichen Situation, die immer fleißig von seinen Befürwortern ins Feld geführt wird, verbunden mit der auf dem Fuße folgenden Beteuerung, sie spiele keine Rolle: Das geht zu weit."
Gerrit Bartels sieht denselben Fall im Berliner TAGESSPIEGEL so:
"Außerdem hat den besten deutschsprachigen Roman des Bücherjahrs 2011/2012, wenn nicht überhaupt in den vergangenen Jahren, der Berliner Schriftsteller Wolfgang Herrndorf mit "Sand" geschrieben. Und "Sand" steht jetzt tatsächlich auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2012."
so prangt es rot und groß auf der ersten Seite des Feuilletons der Wochenzeitung DIE ZEIT. Harald Martenstein versucht, das Berlin der Wowereit-Ära zu verstehen. Der nicht fertig gebaute Flugplatz sei ja nicht das einzige Problem der Hauptstadt, erklärt Martenstein. Der Fehler stecke im System.
"Im Kern wird Berlin bis heute von der alten, sagen wir: bodenständigen West-Berliner Elite aus Mauertagen regiert, von dem Tempelhofer Bezirkspolitiker Wowereit und seinem wichtigsten Helfer, dem Tempelhofer Bezirkspolitiker Michael Müller, jetzt Wowereits Stellvertreter sowie Senator für Stadtentwicklung und Umwelt ... Dazu kommt von der CDU Frank Henkel, ehemaliger Bürochef von Eberhard Diepgen, im Ostteil geboren, aber politisch sozialisiert in Reineckendorf."
Frank Henkel sei nun der neue Umfrageliebling in Berlin, aber wer wirklich Hoffnungen in ihn setzen sollte, dem zieht Martenstein in der ZEIT den Zahn:
"In seiner Fraktion hat es den Fall des in Rekordzeit zurückgetretenen Justizsenators gegeben, dazu einen Fraktionschef, der seinen Doktortitel zurückgeben musste, einen Abgeordneten, der wegen Subventionsbetrug vor Gericht steht, und eine von Henkel angeordnete Razzia gegen Rocker wurde an die Rocker verraten. Dies alles innerhalb weniger Monate."
Die gerade zurückgetretene Berliner Wirtschaftssenatorin Sybille von Obernitz nennt Harald Martenstein an dieser Stelle gar nicht mehr, resümiert aber trotzdem hoffnungslos:
"Was immer die Zukunft an Personaltableaus bringt: Berlin bleibt Berlin."
In der FRANKFURTER ALLGMEINEN ZEITUNG erregt sich Niels Minkmar über die Bedeutung des Richterspruchs in Karlsruhe zum Euro-Rettungsschirm.
"Die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts wurde gehyped wie der Millennium-Bug oder das Ende der Welt laut Maya-Kalender, manch einer wird gestern doppelt gefrühstückt haben, wer weiß, ob es morgen noch Nussnugatcreme gibt in Deutschland."
Diese Dramatisierung, so Minkmar in der FAZ, sei aber eben nur Show.
"Die große Inszenierung der Karlsruher Urteilsverkündung war ein Ventil und überdies klassische Merkel-Taktik: auch mal andere Institutionen ins Licht rücken, abwechselnd die Weltbank oder die Troika oder den Europäischen Gerichtshof oder die IWF-Chefin Christine Lagarde. Dann ruhen alle Blicke auf denen, die Kanzlerin kann in Ruhe ihre Sachen machen und wird nicht pausenlos von quengelnden Bürgern gefragt, wann wir endlich da sind."
Jedes Jahr wird sie mit Spannung erwartet, nun ist sie da: Die Shortlist des Deutschen Buchpreis. Kommentarlos teilt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG mit:
"Nominiert wurden die Romane "Robinsons blaues Haus" von Ernst Augustin, "Sand" von Wolfgang Herrndorf, "Landgericht" von Ursula Krechel, "Indigo" von Clemens J. Setz, "Fliehkräfte" von Stephan Thome und "Nichts Weißes" von Ulf Erdmann Ziegler."
Judith Sternburg in der FRANKFURTER RUNDSCHAU hingegen meint:
"Es ist eine Auswahl, die plausibel, nicht apart ist."
Deutlich unter der Gürtellinie befindet sich Tilmann Krause, wenn er in der Tageszeitung DIE WELT gegen den an Krebs erkrankten Wolfgang Herrndorf wettert:
"Wieder ist der bereits im Frühjahr mit dem Leipziger Preis zu unverdienten Ehren gelangte Wolfgang Herrndorf mit dabei – bei allem Respekt vor seiner schwierigen gesundheitlichen Situation, die immer fleißig von seinen Befürwortern ins Feld geführt wird, verbunden mit der auf dem Fuße folgenden Beteuerung, sie spiele keine Rolle: Das geht zu weit."
Gerrit Bartels sieht denselben Fall im Berliner TAGESSPIEGEL so:
"Außerdem hat den besten deutschsprachigen Roman des Bücherjahrs 2011/2012, wenn nicht überhaupt in den vergangenen Jahren, der Berliner Schriftsteller Wolfgang Herrndorf mit "Sand" geschrieben. Und "Sand" steht jetzt tatsächlich auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2012."