Von Gregor Sander
Die Feuilletons berichten über die Neupräsentation der Sammlungsbestände im Hamburger Bahnhof und das einzige Konzert von Lou Reed und Laurie Anderson in Deutschland. Die "Welt" rezensiert das Buch "Erlebnis Käse und Wein" von Ursula Heinzelmann.
"Die Kunst ist super!" Wer hätte das gedacht. Super. Klingt ein bisschen abgestanden, so als wollte sich der Lehrer bei den Schülern beliebt machen. Der Lehrer heißt in diesem Fall Udo Kittelmann und ist seit elf Monaten Direktor der Nationalgalerie. Als solcher untersteht ihm auch der Hamburger Bahnhof, den er nun neueröffnet und neusortiert unter dem Motto: "Die Kunst ist super!" präsentiert.
"Soll das etwa witzig sein? Steckt Galgenhumor dahinter, nach den Preisstürzen und rasanten Wertminderungen der Kunst in den letzten Monaten?,"
fragt sich nicht nur Nicola Kuhn im BERLINER TAGESSPIEGEL. Aber, so betont Kuhn:
""Die Sichtungsphase hat sich gelohnt, denn plötzlich wirken die zum Haus gehörenden Kollektionen Marx, Flick, Marzona wie neu gedacht... Während der Hamburger Bahnhof bislang in Pflichterfüllung gegenüber seinen Sammlern zu erstarren drohte, das Haus in separate Kompartimente zerfiel, atmet nun ein frischer Geist."
Auch Gabriela Walde in der Tageszeitung DIE WELT ist begeistert vom frisch gestalteten Hamburger Bahnhof. Sie lobt besonders die neue Raumaufteilung und findet dafür eine erstaunliche Erklärung.
"Kittelmann ist gelernter Optiker. Daraus mag sich sein visuelles Gespür für Räume und Raumsituationen in gewisser Weise erklären."
Aber "Die Kunst ist super!"? Wollen wir ihm dieses merkwürdige Motto verzeihen? Niklas Maak von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kann dies nicht und unterstellt dem neuen Direktor sogar Verdunkelung:
"’Die Kunst ist super’. Was bedeutet das – super, so wie eine Hose super sitzt? Super wie Super 8? Wie Super Bleifrei? Mit einem entschlossen unterbelichteten Titel über die Problematik der Flick-Sammlung hinwegzutäuschen ist, wenn es ein Trick sein sollte, ein sehr schlechter."
Kein Trick war das gemeinsame Konzert von Lou Reed und Laurie Anderson in Frankfurt am Main. Die beiden sind seit anderthalb Jahren verheiratet, und da bietet es sich ja an, ein bisschen Hausmusik zu machen. Klaus Walter von der TAZ war dabei und stellt erst einmal die Kleiderordnung dar.
"Anderson trägt weites Karohemd über Jeans, Reed schwarzes Schlabber-Muscle-Shirt über Jeans. Sie steht mit Geige am Keyboard, er sitzt auf einem Schreibtischstuhl mit Rollen."
Mit seiner Gitarre natürlich und gesungen wurde auch.
"Laurie Anderson singt ‚Pale Blue Eyes’, Lous Liebeserklärung an - mutmaßlich - Nico, die teutonische Hexen-Beauty von Velvet Underground. Lou schweigt, lässt die Gitarre reden."
Da wären wir dann doch gern Mäuschen gewesen beim einzigen Deutschlandkonzert der beiden und fragen uns, wie wohl die Aufgaben verteilt sind im Hause Anderson/Reed?
Christian Schlüter hat die Antwort darauf in der FRANKFURTER RUNDSCHAU:
"Während sich der Mann seinen melancholischen, beinahe depressiven Stimmungen überlässt, wie etwa in ‚Romeo had Juliette’ oder ‚Who I am’, und ansonsten seiner erdig-schweren, dickflüssig klingenden Gitarre wohl kalkulierte, manchmal halbstark anmutende Provokationen entlockt, verbreitet die Frau mit großer Besessenheit gute Laune."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fühlt sich Hans Jürgen Balmes bei diesem Konzert in Frankfurt an das Radio erinnert.
"Es war, als drehten sie am Sendeknopf eines Radios und empfingen Fetzen und Zitate ihrer Werke. Doch sie scheuten davor zurück, sich nostalgisch selbst zu covern, und sobald das Publikum etwas wiedererkannte, drehten sie weiter."
Bevor Sie jetzt weiter drehen, reichen wir lieber ein wenig Käse zum Abschluss.
"Käse ist Kunsthandwerk" überschreibt DIE WELT ein Interview mit der Sommelière und Gastronomin Ursula Heinzelmann. Sie hat für ihr Buch "Erlebnis Käse und Wein. Entdeckungsreise durch neue deutsche Genusslandschaften" über 100 deutsche Käsereien besucht und ist zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen. So ist die Käseherstellung nicht nur Kunsthandwerk sondern:
"Milchwirtschaft prägt Kulturlandschaften, die für viele Menschen Heimat bedeuten. Ohne sie gäbe es keine Almen und Alpweiden, und manche Marsch an der Nordsee sähe anders aus."
Wohl wahr - aber wie benennt man denn nun den ganzen Käse liebe Frau Heinzelmann:
"Metaphern aus der Musik sind oft hilfreicher als technische Beschreibungen. Käse können beispielsweise ‚laut’ oder ‚leise’ sein."
Einverstanden - solange sie nicht "super" sind.
"Soll das etwa witzig sein? Steckt Galgenhumor dahinter, nach den Preisstürzen und rasanten Wertminderungen der Kunst in den letzten Monaten?,"
fragt sich nicht nur Nicola Kuhn im BERLINER TAGESSPIEGEL. Aber, so betont Kuhn:
""Die Sichtungsphase hat sich gelohnt, denn plötzlich wirken die zum Haus gehörenden Kollektionen Marx, Flick, Marzona wie neu gedacht... Während der Hamburger Bahnhof bislang in Pflichterfüllung gegenüber seinen Sammlern zu erstarren drohte, das Haus in separate Kompartimente zerfiel, atmet nun ein frischer Geist."
Auch Gabriela Walde in der Tageszeitung DIE WELT ist begeistert vom frisch gestalteten Hamburger Bahnhof. Sie lobt besonders die neue Raumaufteilung und findet dafür eine erstaunliche Erklärung.
"Kittelmann ist gelernter Optiker. Daraus mag sich sein visuelles Gespür für Räume und Raumsituationen in gewisser Weise erklären."
Aber "Die Kunst ist super!"? Wollen wir ihm dieses merkwürdige Motto verzeihen? Niklas Maak von der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kann dies nicht und unterstellt dem neuen Direktor sogar Verdunkelung:
"’Die Kunst ist super’. Was bedeutet das – super, so wie eine Hose super sitzt? Super wie Super 8? Wie Super Bleifrei? Mit einem entschlossen unterbelichteten Titel über die Problematik der Flick-Sammlung hinwegzutäuschen ist, wenn es ein Trick sein sollte, ein sehr schlechter."
Kein Trick war das gemeinsame Konzert von Lou Reed und Laurie Anderson in Frankfurt am Main. Die beiden sind seit anderthalb Jahren verheiratet, und da bietet es sich ja an, ein bisschen Hausmusik zu machen. Klaus Walter von der TAZ war dabei und stellt erst einmal die Kleiderordnung dar.
"Anderson trägt weites Karohemd über Jeans, Reed schwarzes Schlabber-Muscle-Shirt über Jeans. Sie steht mit Geige am Keyboard, er sitzt auf einem Schreibtischstuhl mit Rollen."
Mit seiner Gitarre natürlich und gesungen wurde auch.
"Laurie Anderson singt ‚Pale Blue Eyes’, Lous Liebeserklärung an - mutmaßlich - Nico, die teutonische Hexen-Beauty von Velvet Underground. Lou schweigt, lässt die Gitarre reden."
Da wären wir dann doch gern Mäuschen gewesen beim einzigen Deutschlandkonzert der beiden und fragen uns, wie wohl die Aufgaben verteilt sind im Hause Anderson/Reed?
Christian Schlüter hat die Antwort darauf in der FRANKFURTER RUNDSCHAU:
"Während sich der Mann seinen melancholischen, beinahe depressiven Stimmungen überlässt, wie etwa in ‚Romeo had Juliette’ oder ‚Who I am’, und ansonsten seiner erdig-schweren, dickflüssig klingenden Gitarre wohl kalkulierte, manchmal halbstark anmutende Provokationen entlockt, verbreitet die Frau mit großer Besessenheit gute Laune."
In der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG fühlt sich Hans Jürgen Balmes bei diesem Konzert in Frankfurt an das Radio erinnert.
"Es war, als drehten sie am Sendeknopf eines Radios und empfingen Fetzen und Zitate ihrer Werke. Doch sie scheuten davor zurück, sich nostalgisch selbst zu covern, und sobald das Publikum etwas wiedererkannte, drehten sie weiter."
Bevor Sie jetzt weiter drehen, reichen wir lieber ein wenig Käse zum Abschluss.
"Käse ist Kunsthandwerk" überschreibt DIE WELT ein Interview mit der Sommelière und Gastronomin Ursula Heinzelmann. Sie hat für ihr Buch "Erlebnis Käse und Wein. Entdeckungsreise durch neue deutsche Genusslandschaften" über 100 deutsche Käsereien besucht und ist zu erstaunlichen Erkenntnissen gekommen. So ist die Käseherstellung nicht nur Kunsthandwerk sondern:
"Milchwirtschaft prägt Kulturlandschaften, die für viele Menschen Heimat bedeuten. Ohne sie gäbe es keine Almen und Alpweiden, und manche Marsch an der Nordsee sähe anders aus."
Wohl wahr - aber wie benennt man denn nun den ganzen Käse liebe Frau Heinzelmann:
"Metaphern aus der Musik sind oft hilfreicher als technische Beschreibungen. Käse können beispielsweise ‚laut’ oder ‚leise’ sein."
Einverstanden - solange sie nicht "super" sind.