Von Gregor Sander

Harald Schmidt erklärt seinen erneuten Senderwechsel. Darüber hinaus im Fokus der Feuilletons: Alice Schwarzer mischt sich mit ihrem neuen Buch in die Integrationsdebatte ein.
Immer wenn Harald Schmidt den Sender wechselt ist ihm ein großes Medienecho sicher. Gerade zieht es ihn wieder zu Sat.1 zurück, und die Wochenzeitung DIE ZEIT interviewt ihn dazu auf der ersten Seite des Feuilletons. Über die Reaktion auf seinen Abschied bei der ARD mutmaßt Schmidt da:

"Ich glaube, die freuen sich. Die sind erleichtert, die wussten nicht, wohin mit mir. Jetzt hinterlasse ich 26 Sendeplätze und ’ne Menge Kohle. Mein Etat reicht für 500 Ina-Müller-Sendungen."

Für seinen Neuanfang beim Privatsender bemüht er in der ZEIT noch einmal das ewige Vorbild aus den USA:

"Die Sendung von David Letterman, als er dem Publikum sagte, dass er fremdgegangen ist und deswegen erpresst wurde. Sensationell, wie er das gemacht hat. Ein Mann verschmilzt mit der eigenen Show. Da will ich wieder hin, es muss alles extrem werden. Ich war auf dem Weg dazu, damals bei meiner Late-Night-Show auf Sat.1. Doch dann konnte ich nicht mehr, hatte mich zu sehr verausgabt. Ich brauchte damals unbedingt eine Pause."

Diese Pause hat sechs Jahre gedauert, wurde von der ARD finanziert und auf das angekündigte Comeback darf man gespannt sein.

Auf großes Interesse wird wohl auch Alice Schwarzers neues Buch treffen. Der Titel lautet: "Die große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus" und es scheint wie geschrieben für die Intergrationsdebatte rund um Thilo Sarrazin. Iris Radisch zeigt sich in der ZEIT begeistert:

"Es werden viele wichtige Forderungen erhoben in Alice Schwarzers Buch: Deutsche Notare mögen sich islamischem Recht nicht länger beugen und beispielsweise Testamente mit Benachteiligung der Frauen akzeptieren, die Krankenkassen sollen polygame Ehen nicht anerkennen, deutsche Richter weniger Verständnis für die Gewalt muslimischer Ehemänner aufbringen und so weiter. Die Forderung nach einem Kopftuchverbot für Schülerinnen an deutschen Schulen ist dabei die bedeutendste."

Die Frage nach dem Kopftuch scheint sich immer mehr zur Gretchenfragen zu entwickeln, denn auch der dänische Autor Peter Hoeg, bekanntgeworden mit dem Roman "Fräulein Smillas Gespür für Schnee", wird im Interview mit der Tageszeitung DIE WELT von Andreas Puff-Trojahn direkt danach gefragt:

"Aber eine Meinung zum Kopftuchverbot werden Sie doch haben?"

Der Autor antwortet:

"Ich bin überzeugt, dass ein konstanter Dialog zwischen den Kulturen notwendig ist. Ohne diesen Dialog, der eben auch ganz kontrovers geführte Debatten wie das Tragen von Kopftüchern betrifft, ist meiner Meinung nach der Weltfrieden gefährdet. Verbote und Verunglimpfungen helfen da gar nichts."

Das Reiseverbot für einen populären chinesischen Autor ist aufgehoben worden, wie wir bei Nina Apin in der TAZ lesen können:

"Es war sein 15. Ausreiseversuch. Und ist nun tatsächlich seine erste Auslandsreise. Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu kann als Gast am Internationalen Literaturfestival Berlin teilnehmen. Am Mittwochmorgen landete der bislang mit einem Ausreiseverbot belegte Autor in Berlin, wo er bis zum 31. Oktober im Rahmen einer Autorenresidenz bleiben wird."

Vier Jahre saß Liao Yiwu für seine Texte im Gefängnis. Bernhard Bartsch von der BERLINER ZEITUNG verrät der chinesische Autor noch am Gepäckband des Flughafens:

"Ich bin gespannt darauf, was Freiheit in einem Land wie Deutschland tatsächlich bedeutet."

Mit eben dieser Freiheit ist Oliver Kluck nicht zufrieden. "Der zornige junge Mann", wie ihn Barbara Behrendt in der TAZ nennt, ist derzeit der meistgespielte Jungdramatiker.

"Seine Texte sind durchdrungen vom Zorn über gesellschaftliche Ungerechtigkeiten und über das Unvermögen einer ganzen Generation, sich zu widersetzen."

Aber wie es sich für einen Dramatiker von Format gehört, klagt der 30-jährige Kluck nicht nur an, sondern weist auch gleich einen Ausweg:

"Was wir gelernt haben in unserer Generation, ist, dass man uns aussitzt. Man tut nur so, als höre man uns zu. Die Uni besetzen, das ist die Sprache der 68er, das interessiert keinen. Aber mit den Mitteln des Theaters und der Literatur werden wir den Leuten die geeigneten Waffen an die Hand liefern!"