Von Jens Brüning
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit dem 20. Jahrestag des Mauerfalls, mit der Arbeit von Unternehmensspionen und mit der Sloterdijk-Debatte.
"Unser Stadtpfarrer war früher Florist", lesen wir in der BERLINER ZEITUNG, "er hat am liebsten Pfeife geraucht und Blumen gebunden." Dirk Pilz erzählt von der Wende in Treuen/Vogtland, zwei Regionalbahnstunden südwestlich von Leipzig. 1989 lebten dort über neuneinhalbtausend Menschen. 2007 waren es noch 8791. Ein großer Sohn der Stadt ist der Kabarettist Jürgen Hart, bekannt geworden mit dem Lied "Sing, mein Sachse sing". Dirk Pilz stammt aus Treuen und erlebte in der letzten Klasse der Erweiterten Oberschule die Wende. "In meiner Erinnerung", schreibt er in der BERLINER ZEITUNG, "ist kein DDR-Volk auf die Straße gegangen. Tausende kamen in Plauen, Leipzig und Berlin zusammen, doch das Volk zeigte sich erst, als es um 100 Mark Begrüßungsgeld, die ersten Adidas-Turnschuhe und den gebrauchten Opel Kadett ging." Wir lesen noch allerhand über die Atmosphäre in Treuen, diesseits und jenseits der Wende, aber es ist keine froh machende Lektüre.
In der Wochenzeitung DIE ZEIT geht Evelyn Finger unter dem Titel "Freiheit ist auch die Freiheit der Jammerossis" der Frage nach: "Warum der Mauerfall von vielen Ostdeutschen nicht als das große Glück empfunden wird." Der Einstieg in das Thema ist dramatisch: Aus den Fenstern einer Klinik hört man demonstrierende Rechtsradikale, drinnen wird gesagt, das habe es früher nicht gegeben. Auf den Einwand, dass doch auch die Rechten ein Recht auf freie Meinungsäußerung hätten, wird geklagt, heute dürfe man zwar alles gegen den Staat, aber nichts gegen die Chefs sagen, jedenfalls dann nicht, wenn man seinen Job behalten wolle. Wir lesen in der Wochenzeitung DIE ZEIT: "Der Übergang zur Demokratie ereignete sich für viele Ostdeutsche parallel zum sozialen Abstieg oder zumindest zum Erwachen bisher ungekannter Abstiegsängste." Der Weg war mit bitteren Erfahrungen gepflastert, von denen die Autorin auch berichtet. In einer kleinen Möbelfabrik im Thüringischen gab es "neun Geschäftsführer aus dem Westen, die den Laden nicht sanierten, sondern sich bereicherten, bevor sie türmten."
Aber das hat natürlich nichts mit Demokratie oder Freiheit zu tun. Und dass die stolzen Arbeiter der Möbelfabrik, die ihre Maschinen Tag und Nacht bewachten, damit die Chefs nicht mit ihnen durchbrennen konnten, dass diese Helden dann schließlich doch entlassen wurden, steht auf wieder einem anderen Blatt. Evelyn Finger kommt in der ZEIT zu dem Schluss: "Wie frei ein Volk ist, erkennt man daran, dass es über das Thema Freiheit uneins bleiben kann."
Über eine andere Freiheit lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Hans Leyendecker und Klaus Ott berichten von der "Hemmungslosigkeit, mit der Unternehmensspione in privates Leben drangen". Die Spione handelten im Auftrag der Deutschen Telekom. Das Privatleben ist das des freiberuflichen Buchautors und Journalisten Detlef Gürtler. In den Unterlagen der von wem auch immer in der Telekom beauftragten Spionagefirma taucht auch Gürtlers Kontoverbindung auf. Außerdem sammelte man Telekom-kritische Artikel aus seiner Feder. Wir lesen in der SZ: "Der Konzern hatte herausfinden wollen, welche Aufsichtsräte mit welchen Journalisten telefonierten." Das Fazit von Leyendecker und Ott: "Es ist am Ende vor allem eines: ein schmutziges Spiel."
Der ZEIT-Kolumnist "finis" hat auf einer Eisenbahnfahrt von München über Hannover, Stendal und Schnega nach Stederdorf bei Peine lektüremäßig nachgesessen und die Debatte um Sloterdijk und Consorten aufgearbeitet. Wie das auf Fahrten mit der Deutschen Bahn öfter passiert, wurde er vom Fahrgastbetreuer abgelenkt. Darum zitieren wir, was noch zu sagen wäre, aus einem Artikel von Franz Sommerfeld in der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Der Geist der Zeit, schreibt Sloterdijk, sendet neue Signale. Es wäre fatal, sie nicht empfangen zu wollen."
In der Wochenzeitung DIE ZEIT geht Evelyn Finger unter dem Titel "Freiheit ist auch die Freiheit der Jammerossis" der Frage nach: "Warum der Mauerfall von vielen Ostdeutschen nicht als das große Glück empfunden wird." Der Einstieg in das Thema ist dramatisch: Aus den Fenstern einer Klinik hört man demonstrierende Rechtsradikale, drinnen wird gesagt, das habe es früher nicht gegeben. Auf den Einwand, dass doch auch die Rechten ein Recht auf freie Meinungsäußerung hätten, wird geklagt, heute dürfe man zwar alles gegen den Staat, aber nichts gegen die Chefs sagen, jedenfalls dann nicht, wenn man seinen Job behalten wolle. Wir lesen in der Wochenzeitung DIE ZEIT: "Der Übergang zur Demokratie ereignete sich für viele Ostdeutsche parallel zum sozialen Abstieg oder zumindest zum Erwachen bisher ungekannter Abstiegsängste." Der Weg war mit bitteren Erfahrungen gepflastert, von denen die Autorin auch berichtet. In einer kleinen Möbelfabrik im Thüringischen gab es "neun Geschäftsführer aus dem Westen, die den Laden nicht sanierten, sondern sich bereicherten, bevor sie türmten."
Aber das hat natürlich nichts mit Demokratie oder Freiheit zu tun. Und dass die stolzen Arbeiter der Möbelfabrik, die ihre Maschinen Tag und Nacht bewachten, damit die Chefs nicht mit ihnen durchbrennen konnten, dass diese Helden dann schließlich doch entlassen wurden, steht auf wieder einem anderen Blatt. Evelyn Finger kommt in der ZEIT zu dem Schluss: "Wie frei ein Volk ist, erkennt man daran, dass es über das Thema Freiheit uneins bleiben kann."
Über eine andere Freiheit lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Hans Leyendecker und Klaus Ott berichten von der "Hemmungslosigkeit, mit der Unternehmensspione in privates Leben drangen". Die Spione handelten im Auftrag der Deutschen Telekom. Das Privatleben ist das des freiberuflichen Buchautors und Journalisten Detlef Gürtler. In den Unterlagen der von wem auch immer in der Telekom beauftragten Spionagefirma taucht auch Gürtlers Kontoverbindung auf. Außerdem sammelte man Telekom-kritische Artikel aus seiner Feder. Wir lesen in der SZ: "Der Konzern hatte herausfinden wollen, welche Aufsichtsräte mit welchen Journalisten telefonierten." Das Fazit von Leyendecker und Ott: "Es ist am Ende vor allem eines: ein schmutziges Spiel."
Der ZEIT-Kolumnist "finis" hat auf einer Eisenbahnfahrt von München über Hannover, Stendal und Schnega nach Stederdorf bei Peine lektüremäßig nachgesessen und die Debatte um Sloterdijk und Consorten aufgearbeitet. Wie das auf Fahrten mit der Deutschen Bahn öfter passiert, wurde er vom Fahrgastbetreuer abgelenkt. Darum zitieren wir, was noch zu sagen wäre, aus einem Artikel von Franz Sommerfeld in der FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Der Geist der Zeit, schreibt Sloterdijk, sendet neue Signale. Es wäre fatal, sie nicht empfangen zu wollen."