Von Jens Brüning

Jeffrey Gedmin, der Leiter des Aspen Instituts in Berlin, schreibt in der "Neuen Zürcher Zeitung", dass Europa von der Einwanderernation USA lernen könne. Christopher Schmidt meint in der "Süddeutschen Zeitung", die Reaktionen auf die Absetzung eines Handke-Stückes in Paris seien "überhöht". Und die "Welt" berichtet, dass die Kirche von England ihr Publikum auch auf dem Fußballplatz sucht.
"Das wohlhabende Amerika braucht Arbeitskräfte; das arme Mexiko hat sie", lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Jeffrey Gedmin, der das Aspen Institute Berlin leitet, meint, dass Europa von der Einwanderernation USA lernen könne. Wenn alles so einfach wäre, wie der weiße Absolvent einer der amerikanischen Eliteuniversitäten das im Schweizer Blatt darstellt, müsste man sich nicht um die Zukunft der Welt sorgen. Da wären zum Beispiel jene Zugewanderten aus Arabien, die im heutigen Frankreich und seinen Vorstädten Angst und Schrecken verbreiten. Jeffrey Gedmin schreibt in der NZZ: "Amerikaner arabischen Ursprungs sind oft relativ wohlhabend. Sie wohnen nicht in trostlosen öffentlich finanzierten Wohnprojekten. Außerdem sind sie in der Gesellschaft recht gut vertreten." Möglicherweise liegt das daran, dass die Amerikaner arabischen Ursprungs schon bei ihrer Ankunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nicht ganz unbegütert waren, vielleicht gar als Vorstandsmitglied einer global aufgestellten Firma zuzogen und sich mit Sam und George im Golfclub über ihre Aktien unterhalten konnten. Jeffrey Gedmin aber fordert in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG: "Europa muss sich bewegen." Und er vermutet: "Die amerikanische Erfahrung mit Jobs, Eigenheimbesitz, Repräsentation und der Aussicht auf Staatsbürgerschaft scheint nicht völlig falsch zu sein." Aus der Sicht der Insel Schwanenwerder, auf welcher das Aspen Institute Berlin seinen Sitz hat, ist diese Perspektive wahrlich nahe liegend.

Um grundsätzliche Fragen geht es auch im Streit um Peter Handkes Theaterstück "Das Spiel vom Fragen", das in Paris gerade vom Spielplan genommen wurde. Christopher Schmidt fragt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Ist Peter Handke ein ideologischer Krawallmacher, dessen Werke vorerst in den Giftschrank gehören?" Die Frage ist rhetorisch, denn zuvor hat Schmidt dargelegt, dass der in Sehnsucht nach Serbien sich verzehrende Dichter an sich harmlos ist. "Tatsächlich ist Handkes Eintreten für Serbien kein politisches Projekt, sondern der Versuch, die landläufige Wahrnehmung durch poetische Überhöhung zu korrigieren." Und darum seien die Reaktionen der Pariser Theatermenschen ebenso überhöht, wenn sie den Autor nun sozusagen aus ihrem Kreis verbannen. Christopher Schmidt schreibt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Dabei beweist die Entscheidung gegen das völlig unpolitische und vor dem Balkan-Engagement entstandene Stück ebenso wenig Vertrauen in die Kraft des Theaters wie in die der Demokratie."

Ebenfalls in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG schreibt Franziska Augstein über den Abschlussbericht der Kommission "Die Zukunft der DDR-Geschichte". Sie erinnert daran, "dass der Gedanke von der friedlichen Revolution in der deutschen Geschichte festgeschrieben ist." Hingegen seien die außenpolitischen Umstände des Umbruchs von 1989 weitgehend verdrängt. "Ohne Gorbatschow, sein gutes Einvernehmen mit den USA und die desolate Lage der Sowjetunion hätte es ihn nicht gegeben." Zuvor aber schreibt Franziska Augstein ausführlich über das Hin und Her der Gedenkdebatte. Wir lesen in der SZ: "Eine Erinnerungslandschaft, die Millionen ehemaligen DDR-Bürgern zeigen wollte, dass sie 40 Jahre quasi im Vorzimmer von Einzelhaft- und Folterzellen verbracht hätten, würde ihr Publikum nicht finden."

Ihr Publikum sucht die Kirche von England, wo sie es finden kann: Zum Beispiel auf dem Fußballplatz. In der Tageszeitung DIE WELT findet sich die website, auf der Gebete für Sieg und Wohlbefinden formuliert sind. Die dazu passende kulinarische internet-Seite aus England wird in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG vorgestellt: www.thegastronaut.com.