Von Jens Brüning

Die "Süddeutsche" zitiert eine Studie des Grimme-Instituts, wonach im deutschen Fernsehen die normale Familie nicht vorkommt und das normale Leben als eines ohne Kinder dargestellt wird. Zugleich schreibt in der Zeitung Hans Leyendecker über den Zusammenhang von journalistischer Berufsehre und Spitzeltätigkeit. Die "Welt" porträtiert die BND-Zentrale in Pullach und der Historiker Ulrich Herbert kommentiert im "Tagesspiegel" die Vorschläge zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte.
"Die Normalität im Fernsehen ist ein Leben ohne Kinder", lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Alex Rühle zitiert diesen Satz aus einer Studie des Grimme-Instituts. Die Wissenschaftler untersuchten, was in den Fernsehanstalten für Realität gehalten wird. Und dann kommt etwas dabei heraus, das den an seinen TV-Sessel gefesselten Single nur in seiner Haltung bestätigt, alles im Leben gelinge besser, wenn er niemanden neben sich hat. Alex Rühle aber hat sich im wirklichen Leben umgeschaut, und das ist fast noch grausiger. Denn es droht die Apokalypse, lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG:

"Wer nicht genug Kinder kriegt, wird ärmer sterben als ein russisches Mütterchen und so einsam wie die Häftlinge in Guantanamo."

Bereits in der Titelzeile lesen wir die Drohung:

"Deutschland stirbt aus."

Nach aller Lebenserfahrung des SZ-Autors liegt das daran, dass allüberall Familienbilder verbreitet werden, die dem fliehenden Mann "in seiner emotionalen Erschöpfung den Rest geben."

Unerschöpfliche Emotionen brutzeln derzeit in höchst geheimen Töpfen. Hans Leyendecker, bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Spezialist für Geheimes und Verborgenes, resümiert den derzeitigen Stand der Aufklärung in Sachen "Bundesnachrichtendienst beschäftigt Journalisten, um Kollegen auszuforschen." Der Bericht beginnt mit einer Episode im Kanzleramt. Das Personal ist hochrangig, der Vorgang äußerst dubios, und das Ergebnis des Treffens nur für die journalistische Seite ehrenhaft. Im derzeitigen Getümmel um Verrat und Geheimnistuerei ist es klug, sich an Spielregeln zu erinnern. Leyendecker schreibt:

"Schon vor vielen Jahren hat hierzulande der Deutsche Presserat darauf hingewiesen, es sei unzulässig, Aufträge von Geheimdiensten entgegenzunehmen oder nachrichtendienstlich tätig zu werden."

Und schließlich erfahren wir auch:

"Der unbestechliche, immer unabhängige Journalist prägt nicht immer das Bild des Berufsstandes."

Bei der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG achten sie aber darauf, dass er immer öfter das Bild prägt.

Passend zum Thema bespricht Eckhard Fuhr in der Tageszeitung DIE WELT einen Bildband, den Andreas Magdanz nun herausgebracht hat. Der Fotograf konnte als erster Fotograf überhaupt beim Auslandsgeheimdienst BND Gelände und Gebäude der Schlapphüte am Standort Pullach fotografisch dokumentieren. Die Fotos sind aus verständlichen Gründen menschenleer. Nur in einem Besprechungssaal ist ein Ölbild zu sehen, das den Preußenkönig Friedrich Zwo zeigt. Das Bild stammt aus dem Nachlass von Martin Bormann, Führerstellvertreter unseligen Angedenkens, wie das ganze Pullacher Gelände historisch kontaminiert ist als ursprüngliches "Führerhauptquartier Siegfried" nebst "Reichssiedlung Rudolf Heß". Einige Gründer des Geheimdienstes kamen ja auch irgendwie aus diesem Milieu. Eckhard Fuhr schreibt in der Tageszeitung DIE WELT:

"Im Hof der technischen Dienste beweisen säuberlich aufgereihte Mülltonnen, dass auch der BND vom Mülltrennen nicht befreit ist."

Im Berliner TAGESSPIEGEL ist ein Gespräch abgedruckt, das Christiane Peitz mit dem Historiker Ulrich Herbert über die jüngsten Vorschläge zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte geführt hat. Daraus sei nur dieser Satz zitiert:

"Die Durchherrschung der DDR-Gesellschaft mit ihrem riesigen Apparat war viel ausgeprägter als in der NS-Zeit, in der sich Repression und Terror vor allem auf kleinere Bevölkerungsgruppen konzentrierten."

Den Rest des Interviews soll man gründlich selbst lesen. Man lernt, was das Wort "Differenzierung" bedeutet.