Von Jens Brüning

Im Feuilleton der "NZZ" gedenkt ein Zürcher Fernsehdokumentarist der russischen Journalistin Anna Politkowskaja. Die "Welt" erinnert an den Kunsthistoriker Wilhelm Bode. Das von ihm gegründete Bodemuseum wird in der kommenden Woche auf der Berliner Museumsinsel wiedereröffnet.
"Wie kommt es, dass ich überhaupt noch lebe?" Lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. Diese Frage hat die 48-jährige russische Reporterin Anna Politkowskaja gestellt, als sie den Züricher Fernsehdokumentaristen Eric Bergkraut vor zwei Jahren am Genfer See traf. Nun erinnert sich Bergkraut in der NZZ an die couragierte Kollegin: "Sie war eine sehr schöne Frau." Anna Politkowskaja wurde am Dienstag in Moskau beigesetzt.

Auf den Politikseiten der Mittwochsausgaben werden allerhand Verdächtige für dieses feige Attentat genannt, und man berichtet von der Dresdner Pressekonferenz mit Wladimir Putin, welcher der "sehr bestürzten" Angela Merkel "alle Anstrengungen zugesichert habe, das Verbrechen aufzuklären."

Anna Politkowskaja, die "scharfe Kritikerin" der Staatsmacht in Russland, sei "in Menschenrechtskreisen in Russland und im Westen bekannt", "ihr Einfluss in der Heimat ‚unbedeutend’ gewesen", erfahren wir auf den vorderen Seiten der Gazetten. Im Feuilleton der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG berichtet Ralf Witzler über den "Petersburger Dialog" in Dresden, bei dem es unter anderem um die Ermordung von Anna Politkowskaja und die Bewertung dieses Falles durch die Medien ging.

"In einer unzivilisierten Gesellschaft wird der Gegner aufgefressen", "

ist dort zu lesen. Das sagte ein russischer Fernsehmoderator, und sein deutscher Kollege musste sich gegen Vorwürfe wehren, die deutschen Medien hätten in dieser Mordsache Gräuel-Propaganda gegen den Kreml verbreitet. "Unterschiedliche Redaktionen und Redakteure gelangten in bestimmten Fällen eben zu gleichen Auffassungen", habe der Mann geantwortet, und Propaganda sei etwas ganz anderes. Es war – wie erwähnt – ein Dialog.

Einen Dialog der Kulturen führte vor mehr als hundert Jahren der Generaldirektor der preußischen Museen, Wilhelm Bode. Das nach ihm benannte "Bodemuseum" auf der Berliner Museumsinsel wird in der kommenden Woche nach gründlicher Renovierung und Umwidmung als Haus der Skulpturensammlung wiedereröffnet. Uta Baier nimmt dies zum Anlass, in der Tageszeitung DIE WELT an diesen gelernten Juristen und Kunsthistoriker zu erinnern. Er sammelte überall auf der Welt Kunstwerke und gründete ein Museum nach dem anderen. Damals gab es noch nicht die Probleme, über die Museumsleute heutzutage klagen.

Auf derselben Feuilleton-Seite der WELT ist ein Interview abgedruckt, das Uta Baier mit dem ostfriesischen Kurator Dirk Heisig führte. Der meint, dass viele Museen an ihren Sammlungen ersticken und sie weder angemessen zeigen noch aufbewahren könnten.

" "Nach Jahren des Wachstums musealer Sammlungen", " sagt Dirk Heisig in diesem Interview, " "ist es Zeit, Sammlungsprofile festzulegen und Bestände, die nicht ins Profil passen, zu entfernen."

Es wird also dann bloß noch ordentlich aufgeräumte Sammlungen geben, denkt sich der über ein wenig Unordnung begeisterte Kunstfreund. Und dann kommt die Zukunftsvision:

" "Viele Stücke werden wohl verkauft oder aber auch verschrottet werden müssen", "

sagt der Kurator, dessen Berufsbezeichnung an sich aus der kirchlichen Verwaltung kommt. Eigentlich müsste er "Kustos" heißen, aber mit dem Wortstamm "Kur" gerät der "Kurator" fast in den Bereich der Medizin, und das kann der Kunst ja nur nützen, wobei Heisigs Medizin äußerst bitter schmeckt.

Insofern nimmt die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG im Fall des Handels mit hochwertigen Büchern zugunsten eines Baudenkmals in Baden-Württemberg nach dem Motto "Bücher für Schloss Salem" die Rolle eines bewahrenden Beraters ein: Drei große Artikel widmen sich der causa, bei der es um viel Geld geht. Während Gottfried Knapp bezweifelt, dass für die Sanierung von Salem 40 Millionen Euro "auf die hohe Kante gelegt werden müssen", appelliert Martin Germann in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG an alle Landesregierungen, "ihre Verantwortung für das Kulturgut Buch" zu erkennen.