Von Jens Brüning
Die "Berliner Zeitung" kommentiert das neue Outfit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die "Süddeutsche Zeitung" zweifelt am wirtschaftlichen Erfolg von Gratis-Zeitungen. Und die "Frankfurter Rundschau" hat den Schriftsteller Günter Wallraff interviewt.
"Umsturz!" Lesen wir in der BERLINER ZEITUNG. Sabine Vogel kommentiert mit diesem Wort die optischen Wandlungen einer Tageszeitung, von der bisher Umsturz zuletzt zu erwarten war. Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, so ist allgemein zu lesen, wird Anfang Oktober ein neues Outfit tragen: Buntes Foto auf der Titelseite, keine Frakturbuchstaben mehr in den Kommentartiteln und keine schwarzen Striche zwischen den Spalten. Kurz: die alte Tante FAZ wird geliftet, dass es eine Art hat. Ob sie damit für die Jugend konsumierbarer wird, ist eine andere Frage. Sabine Vogel trauert in der BERLINER ZEITUNG:
"Dahin ist’s nun bald mit der heilsamen Ernüchterung einer textpuren Titelseite, die einen nicht mit dem überall gleichen scheinsensationellen ‚Bild des Tages’ anbrüllt."
Ohnehin stehen dem Zeitungsmarkt Umbrüche bevor, gegen die jener "Umsturz" im FAZ-Design ein laues Lüftchen ist. Caspar Busse und Claudia Tieschky berichten in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über das Florieren der Gratisblätter in der Schweiz und die daraus erwachsende Sorge deutscher Verleger. Wobei man diesen Plural unbesorgt eindampfen kann, wie die SZ im letzten Satz dieses Artikels das auch tut:
"Klar ist, wem Gratiszeitungen in Deutschland besonders schaden würden: Springers Bild."
Das wird aus dem Zitat eines Schweizer Journalisten deutlich, der daran erinnert, dass man sich früher am Kiosk Zigaretten und eine sehr bunte Boulevard-Zeitung kaufte. Und nun? "Heute", schreibt der Kollege, "ist man Nichtraucher und liest ein Gratisblatt." Das bedeutet nicht: Von Nichts kommt nichts. Denn Gratiszeitungen sind ein blendendes Geschäft. Dort, wo viele Berufspendler unterwegs sind, gleichen sie Gelddruckmaschinen. Darum sind Gratiszeitungen in der Schweiz so verbreitet. Das Land ist klein, und die Bewohner sind viel unterwegs. Die Kosten werden durch Anzeigen satt gedeckt. In Deutschland, erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, sind nicht nur die meisten Pressehäuser mit am Start, sondern auch die Deutsche Post, die sich mit dem Einstieg in dieses Geschäft eine feine Retourkutsche für die Geschäfte des Springer-Verlages mit der "grünen Post" verspricht.
Der Schriftsteller Günter Wallraff steht seit Wochen unter Polizeischutz. Wegen seines Vorschlags, in einer Kölner Moschee aus dem Roman "Die Satanischen Versen" von Salman Rushdie vorzulesen, wird er auf islamistischen Internetblogs mit Morddrohungen überzogen. Ingrid Müller-Münch hat für die FRANKFURTER RUNDSCHAU von ihm erfahren, er sorge sich derzeit nicht.
"Ich schlüpfe gerade in eine neue Rolle."
Sagte Wallraff.
"Dafür muss ich mich so verkleiden, dass mich sowieso niemand wiedererkennen wird."
Eine Testlesung hat Wallraff bereits in seiner Wohnung veranstaltet. Die ist in Köln-Ehrenfeld, dort, wo die Moschee gebaut werden soll. Seine moslemischen Nachbarn hätten gelacht, erklärte Wallraff: "Das war schon eine Enttabuisierung." Das nächste Projekt, wenn denn die Rushdie-Lesung jemals zustande käme, wäre ein ökumenischer "Schwulengottesdienst im Vatikan", zu dem Wallraff "alle heimlichen Geliebten und Kinder von Priestern mit einladen" würde.
Auf der Medienseite der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG befragt Jutta Tabeling den einstigen ZDF-Auslandsreporter Heinz Metlitzky über seine Erfahrungen auf Kriegsschauplätzen. Metlitzky wurde jetzt achtzig Jahre alt und hat unter anderem aus Vietnam und Jugoslawien berichtet. Zwei Erkenntnisse leuchten besonders ein. Erstens:
"Ohne Kameramann ist der Fernsehjournalist ein Niemand."
Zweitens:
"Fliegende Kugeln kann man nicht filmen."
Besonders geärgert hat Metlitzky sich über die Nichtachtung seiner langjährigen Tätigkeit als Lieferant von politischen Hintergrund-Berichten. Er sagte der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Wenn ich einmal aus Prag berichte, wie die russischen Panzer über den Hauptplatz rollen, dann bin ich auf einmal ein bekannter Journalist."
"Dahin ist’s nun bald mit der heilsamen Ernüchterung einer textpuren Titelseite, die einen nicht mit dem überall gleichen scheinsensationellen ‚Bild des Tages’ anbrüllt."
Ohnehin stehen dem Zeitungsmarkt Umbrüche bevor, gegen die jener "Umsturz" im FAZ-Design ein laues Lüftchen ist. Caspar Busse und Claudia Tieschky berichten in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG über das Florieren der Gratisblätter in der Schweiz und die daraus erwachsende Sorge deutscher Verleger. Wobei man diesen Plural unbesorgt eindampfen kann, wie die SZ im letzten Satz dieses Artikels das auch tut:
"Klar ist, wem Gratiszeitungen in Deutschland besonders schaden würden: Springers Bild."
Das wird aus dem Zitat eines Schweizer Journalisten deutlich, der daran erinnert, dass man sich früher am Kiosk Zigaretten und eine sehr bunte Boulevard-Zeitung kaufte. Und nun? "Heute", schreibt der Kollege, "ist man Nichtraucher und liest ein Gratisblatt." Das bedeutet nicht: Von Nichts kommt nichts. Denn Gratiszeitungen sind ein blendendes Geschäft. Dort, wo viele Berufspendler unterwegs sind, gleichen sie Gelddruckmaschinen. Darum sind Gratiszeitungen in der Schweiz so verbreitet. Das Land ist klein, und die Bewohner sind viel unterwegs. Die Kosten werden durch Anzeigen satt gedeckt. In Deutschland, erfahren wir aus der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, sind nicht nur die meisten Pressehäuser mit am Start, sondern auch die Deutsche Post, die sich mit dem Einstieg in dieses Geschäft eine feine Retourkutsche für die Geschäfte des Springer-Verlages mit der "grünen Post" verspricht.
Der Schriftsteller Günter Wallraff steht seit Wochen unter Polizeischutz. Wegen seines Vorschlags, in einer Kölner Moschee aus dem Roman "Die Satanischen Versen" von Salman Rushdie vorzulesen, wird er auf islamistischen Internetblogs mit Morddrohungen überzogen. Ingrid Müller-Münch hat für die FRANKFURTER RUNDSCHAU von ihm erfahren, er sorge sich derzeit nicht.
"Ich schlüpfe gerade in eine neue Rolle."
Sagte Wallraff.
"Dafür muss ich mich so verkleiden, dass mich sowieso niemand wiedererkennen wird."
Eine Testlesung hat Wallraff bereits in seiner Wohnung veranstaltet. Die ist in Köln-Ehrenfeld, dort, wo die Moschee gebaut werden soll. Seine moslemischen Nachbarn hätten gelacht, erklärte Wallraff: "Das war schon eine Enttabuisierung." Das nächste Projekt, wenn denn die Rushdie-Lesung jemals zustande käme, wäre ein ökumenischer "Schwulengottesdienst im Vatikan", zu dem Wallraff "alle heimlichen Geliebten und Kinder von Priestern mit einladen" würde.
Auf der Medienseite der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG befragt Jutta Tabeling den einstigen ZDF-Auslandsreporter Heinz Metlitzky über seine Erfahrungen auf Kriegsschauplätzen. Metlitzky wurde jetzt achtzig Jahre alt und hat unter anderem aus Vietnam und Jugoslawien berichtet. Zwei Erkenntnisse leuchten besonders ein. Erstens:
"Ohne Kameramann ist der Fernsehjournalist ein Niemand."
Zweitens:
"Fliegende Kugeln kann man nicht filmen."
Besonders geärgert hat Metlitzky sich über die Nichtachtung seiner langjährigen Tätigkeit als Lieferant von politischen Hintergrund-Berichten. Er sagte der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG:
"Wenn ich einmal aus Prag berichte, wie die russischen Panzer über den Hauptplatz rollen, dann bin ich auf einmal ein bekannter Journalist."