Von Jens Brüning

Die "taz" hat den in Harvard lehrenden Kulturtheoretiker Homi Bhabha über die Thesen des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama zur Einheit der Nation befragt. Der schwarze Hip-Hopper M-1 betont in der "Süddeutschen Zeitung", dass er von Barack Obama keine revolutionären Veränderungen erwartet. Und die "Frankfurter Rundschau" befasst sich mit dem Zustand der über 100 Jahre alten Dame SPD.
"Bekanntlich können die gebildetsten Menschen Rassisten sein", lesen wir in der TAGESZEITUNG, der TAZ. Ines Kappert hat den im indischen Mumbai geborenen und in Harvard lehrenden Kulturtheoretiker Homi Bhabha über die Thesen des Präsidentschaftskandidaten Barack Obama zur Einheit der Nation befragt. Der Wissenschaftler ist nämlich im Gegensatz zu dem Politiker der Ansicht, dass eine Vielgestaltigkeit der kulturellen Hintergründe nicht mit Zuckerguss – alle Menschen werden Brüder – übergossen werden dürfe. Bhabha spricht von der "Hybridisierung", durch die es zu produktiven Veränderungen der Kultur komme. Im Interview mit der TAZ sagt er etwa:

"Ich glaube nicht, dass sich der allgemeine Diskurs in der Welt auf Muselmanen als Selbstmordattentäter und Amerikaner als morallose Konsumtrottel reduzieren lässt."

Und der Kulturtheoretiker stellt fest, dass die inner-amerikanischen Grenzen zwischen Schwarz und Weiß durchlässiger geworden seien. In der TAZ lesen wir die Begründung:

"Weil die Leute begriffen haben, dass die Politik der Polarisierung die USA weder intern noch international auch nur einen Schritt weitergebracht hat."

Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG hat den ziemlich wilden Hip-Hopper M-1 vom schwarzen Duo "Dead Prez" um seine Meinung zu Barack Obama und die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika gebeten. Mister M-1 ist ein ziemlich skeptischer Staatsbürger, streng antikapitalistisch orientiert und voller Black Power. Er meint:

"Genauso wenig wird Obama unser Gefängnissystem revolutionieren – weil es ein zu lukratives Geschäft ist."

Am Ende der durchaus zivilisierten Unterhaltung mit SZ-Mitarbeiter Jonathan Fischer betont M-1 sein bürgerschaftliches Engagement:

"Ich wünsche mir, dass mehr Verantwortung übernommen wird. Das würde in diesem Land mehr verändern als jeder schwarze Präsident."

Die FRANKFURTER RUNDSCHAU ist seit 2004 zu neunzig Prozent im Besitz der Medienholding-Gesellschaft der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Daher wundert man sich gar nicht, dass zwei Seiten des Mittwochs-Feuilletons der gegenwärtigen Lage der über hundertjährigen Dame SPD gewidmet sind. Einerseits kommt Peter Michalzik unter der Titelzeile "Höchstens Mindestlohn" zu dem Schluss:

"Das Problem der SPD ist die SPD und die Angst vor den Herausforderungen unserer Zeit."

Andererseits diagnostiziert Christian Schlüter "In der Mitte eine Lücke", um dann festzustellen:

"Die SPD hat ihre proletarische Herkunft verraten, ohne sich in einem neuen Milieu verankern zu können."

Das könnte auch schwierig werden, denn Schlüter prognostiziert in der FRANKFURTER RUNDSCHAU:

"Massenhafte Armut ist das große Zukunftsproblem."

In einem aus dem Problemaufriss gewonnenen Fünf-Punkte-Plan rät Christian Schlüter unter anderem:

"Gegen das global agierende Kapital hilft nur internationale Solidarität."

Schlüter fragt in diesem Zusammenhang nach dem Gebrauchswert der "Sozialistischen Internationale", die nach dem Tod von Karl Marx globale Aufgaben in Sachen Sozialismus übernommen hatte. Wenn wir es recht sehen, ist diese Organisation derzeit ebenso orientierungslos wie die ihr angehörende SPD. In einem anderen programmatischen Punkt muss man dem FR-Autor Christian Schlüter allerdings für die klare Aussage danken:

"Es bedarf einer nachdrücklichen Aufklärung darüber, dass eine ganze Volkswirtschaft im Banne des Geiz-ist-geil, also der organisierten Verantwortungslosigkeit aller gegen alle, an sich selbst zu Grunde gehen muss."

Hannes Stein schrieb unter dem Eindruck des gerade beendeten Purim-Festes einen "Brief aus Brooklyn". Den druckt die Tageszeitung DIE WELT ab. Aufgefallen sind ihm vor allem die vielen Kinder, die an Purim ausgelassen feiern. Hannes Stein fragt:

"Woher nehmen die Eltern das Geld, um in der sündteuren Upper West Side ein kindergerechtes Appartement zu bezahlen?"