Von Jens Brüning

Die "FAZ" befasst sich mit der abgesagte Fernsehdebatte des US-Präsidentschaftskandidaten John McCain mit seinem Konkurrenten Barack Obama. Die "Süddeutsche" blickt auf die Landtagswahl in Bayern und stellt fest: "Bayern ist heute ein modernes und aufgeklärtes Land." Und "Die Welt" erinnert daran, dass das Amt eines "Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien" vor zehn Jahren eingerichtet wurde.
"Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein Fünfminutengespräch mit einem Durchschnittswähler", lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Es handelt sich um ein Zitat, das dem einstigen britischen Premierminister, Literaturnobelpreisträger und US-Ehrenbürger Sir Winston Churchill zugeschrieben wird. Der hielt die "Demokratie für die schlechteste Regierungsform, außer all der anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert worden sind". Jordan Mejias schreibt in der FAZ über die abgesagte Fernsehdebatte des US-Präsidentschaftskandidaten John McCain mit seinem Konkurrenten Barack Obama. Er lässt nicht viel Gutes an dem Mann, dem es eine Herzensangelegenheit sein muss, alle Verbindungen zum derzeitigen Amtsinhaber und Parteifreund George Walker Bush zu vertuschen.

Am Wochenende schon wird in Bayern gewählt. "Bayern ist heute ein modernes und aufgeklärtes Land", lesen wir dazu in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG. Heribert Prantl meint:

"Die Bayern brauchen die CSU als Staatspartei nicht mehr."

Und er hält das erstens für einen Gewinn und zweitens für eine genuine Leistung der gewesenen Staatspartei CSU, denn:

"Das Land wächst der CSU über den Kopf."

Nun war die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG nie ein Blatt, dem man die Nähe zur CSU oder zu ihrer großen Schwester CDU nachsagen konnte. Heribert Prantl aber müht sich, die Partei zu loben, und er tut das auf eine Art, die der Bayer vielleicht "hinterfotzig" nennen würde:

"Nun macht eine neue Generation von Bayern in Film, Theater und Musik die Furore, die früher die CSU in der deutschen Politik gemacht hat."

Und sieht man alles nur in allem, wird es ein fröhliches Leichenbegängnis geben am Wahltag, prognostiziert der Innenpolitikchef der SÜDDEUTSCHEN:

"Zu Grabe getragen wird der Rauten-Absolutismus, beerdigt wird der Glaube, dass Lederhosen und Landratsämter der CSU gehören."
Fazit: "Das Leben geht weiter."

Auch in der FRANKFURTER RUNDSCHAU beginnt der Abgesang auf die Christlich Soziale Union bereits vor dem Urnengang. Peter Michalzik meint:

"Diesmal ist alles anders."
Stärkstes Indiz ist für ihn:
"Selbst die FDP rechnet sich eine Chance aus."

Das bewertet der FR-Autor nicht – wie sein Kollege von der SZ – als Ergebnis der Parteipolitik, sondern als Folge der Personalpolitik. Den derzeitigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein, der evangelisch getaufter Nürnberger ist, charakterisiert er so:

"Der Franke ist ein fehlgeschlagener Versuch, aus einem Preußen einen Bayern zu machen."

Beobachtet hat Peter Michalzik dies bei der Wahlkampfrunde des Ministerpräsidenten durch die Bierzelte des Freistaats. Und nicht nur, dass die Ministerpräsidenten-Gattin "zur Wiesn das Dirndl verweigert" hat, es ist alles viel schlimmer, wie wir der FRANKFURTER RUNDSCHAU entnehmen:

"Bayern sind die Bayerndarsteller abhanden gekommen."
Vorbei also auch der allgemein übliche Scherz:
"Man sagt Bier, meint Bayern und lacht laut."
Wie gesagt: Eine schöne Leich’.

In der Tageszeitung DIE WELT erinnert Eckhard Fuhr an die Schaffung des Amtes eines "Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien". Das wurde vor genau zehn Jahren aus praktischen Gründen ins Leben gerufen und hat sich, wie Fuhr meint, inzwischen bewährt. Vor allem war das Amt des "Kulturstaatsministers" ein Segen für die heute nicht mehr ganz so neuen Bundesländer. Wir lesen in der WELT:

"Ein Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung hatte sich gezeigt, dass die neuen Bundesländer trotz aller Transferleistungen nicht in der Lage waren, ihre reiche, aber bröckelnde kulturelle Substanz zu erhalten. Dasselbe galt für das wiedervereinigte Berlin. Der Bund sprang da ein, wo die Länder ihre ‚Kulturhoheit’ nicht ausüben konnten."