Von Josquin bis Praetorius

Luthers Liebling

Der Sänger und Chordirigent Ludwig Böhme
Der Sänger und Chordirigent Ludwig Böhme © Irene Zandel/Website Josquin Projekt
Runde 100 Jahre liegen zwischen den Todesdaten von Josquin Des Préz und Michael Praetorius – 1521 und 1621. Sie umschreiben damit die ungefähren Eckpunkte der Renaissance nördlich der Alpen, die nicht zuletzt durch Luthers Reformation und ihre Folgen geprägt war.
In erster Linie ist die Leipziger Thomaskirche heute als wirkungs- und spätere Begräbnisstätte Johann Sebastian Bachs bekannt. Doch die Musik der beiden Jahrhunderte vor Bach passt mindestens genauso gut in den gotischen Hallenraum: für uns heute kommen beide aus einer weit entlegenen Epoche mit einem ganz anderen Raum- und Klanggefühl, das sich in einer kompliziert verhakten, aber gleichzeitig über weite Strecken in sich ruhenden Polyphonie äußert.
Was heute zum Ziel allerlei esoterischer Bemühungen wird – sich selbst aus dem Zeitfluss herauszunehmen, durchzuatmen und dadurch dem eigenen Selbst und den wirklich wesentlichen Dingen des Lebens näher zu kommen – stellt sich in der Musik des 16. Jahrhunderts, wenn sie gut interpretiert wird, fast automatisch ein; und das nicht nur in den geistlichen Sätzen, sondern auch bei weltlichen Liedern, obwohl diese oft einfacher strukturiert und bisweilen sogar mit ziemlich deftigen Texten versehen sind. Das Leipziger Konzert bietet im Zusammenspiel dreier Ensembles, die sich auf die Musik der frühen Neuzeit spezialisiert haben, Beispiele aus beiden Sphären der damals noch ganz vom Gesang geprägten Tonkunst. Den Rahmen bilden Werke von Josquin des Préz, der zu Martin Luthers Lieblingskomponisten zählte.

Thomaskirche Leipzig
Aufzeichnung vom 3. September 2017
Josquin des Préz
"Qui habitat in adiutorio"
Psalm 91
Michael Praetorius
"Wir gläuben all an einen Gott" aus "Musae Sioniae II"
Josquin des Préz
Credo De tous biens playne
Chansons
Ludwig Senfl
Deutsche Lieder

Kammerchor Josquin des Préz
The Playfords
Ensemble all’improviso
Leitung: Ludwig Böhme