Von Klaus Pokatzky
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit der Zukunft der Tageszeitungen, den Umgang eines Verlagshauses mit Presserabatten und mit der "Kulturinfarkt"-Diskussion.
"Ich habe gemerkt, dass ich mit Ironie und Selbstironie gedanklich weiter komme als mit Pathos und Schärfe." Dieses Bekenntnis, dem sich der Kulturpressebeschauer nur scharf und pathetisch anschließen kann, lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. "Beim Schreiben gelingt es mir, meine eigenen Ressentiments, meine Ängste oder meinen Kleinmut, sogar die Rachsucht am ehesten zu überwinden." Im Interview spricht der österreichische Autor Karl-Markus Gauss. "Ich bin nicht immer meiner Meinung," sagt er auch noch – und dem wollen wir uns nicht so gerne anschließen. Dem nächsten Satz dafür umso mehr: "Zeitungen werden überleben, wenn sie wirklich im klassischen Sinne aufklärende Medien sind, mit anspruchsvollem Programm." Der Interviewer der NEUEN ZÜRCHER hatte in einem Wirtschaftsblog im Internet gelesen, dass das Ende der Tageszeitung für das Jahr 2034 vorausberechnet werden könne – und wollte nun gerne wissen, ob denn seine Zeitung 2034 noch ein Feuilleton haben wird.
"Wenn es," antwortet Karl-Markus Gauss, "im Jahr 2034 noch Zeitungen geben wird, dann werden sie sicherlich einen sehr elaborierten, gediegen gemachten politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Teil haben, zu dem auch das klassische Feuilleton gehören wird." Danke, wir sind beruhigt. Und wir betrachten mal den klassischen Feuilletonisten: etwa den "gemeinen Haus-Feuilletonisten, Feuilletonistus domesticus" – über den uns die Tageszeitung DIE WELT aufklärt. "Wir kennen die Launen seiner Katze und die Weltanschauungen seines Pudels." So hatte Ferdinand Kürnberger einst geschrieben, einer der Altmeister des österreichischen Feuilletons, der von 1821 bis 1879 gelebt hat. "Wir kennen die Stelle hinterm Ofen, wo seine Kaffeemaschine steht, wir wissen, wie viele Bohnen er abzählt." Und natürlich: "Wie viel Wassergehalt seine Milch und wie viel Kalkgehalt sein Zucker hat, wenn er mit der ersten Morgentasse das Kreuz der Zivilisation auf sich nimmt."
Die Feuilletonisten der WELT werden in Zukunft allerdings ihre Kaffeemaschinen nicht mehr mit Hilfe ihres Presseausweises besonders günstig kaufen können. "Die Journalisten des Verlagshauses Axel Springer sollen künftig auf Presserabatte verzichten," berichtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU – und zitiert aus einer internen Mitteilung des Verlags, nach der "ab sofort keine dem Berufsstand Journalist zu verdankenden Vergünstigungen mehr angenommen werden" Doch gelten – zwar nicht für Kaffeemaschinen – aber doch andere Ausnahmeregelungen für die Feuilletonisten, beruhigt die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Ausgenommen seien Besuche von Kultur- oder Sportveranstaltungen sowie Kino- oder Theaterpremieren, so diese journalistisch geboten seien."
Die Kultur ist immer journalistisch geboten – und deshalb haben wir ja jetzt auch eine heftige Debatte in den Feuilletons über ein Buch von vier Autoren mit dem Titel "Der Kulturinfarkt", in dem provozierende Fragen zur Halbierung unseres Angebotes an Theatern und Museen, Opern und Bibliotheken gestellt wurden. "Wer sollte überhaupt entscheiden, welches Theater geschlossen, welcher Regisseur vor die Tür gesetzt, welcher Etat gestrichen werden sollte? Eine neue Kulturbürokratie, die den gemütlichen Klüngel durch einen grausamen Klüngel ersetzt?" Das fragt Thomas Steinfeld in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, durchaus auch mit Verständnis für die vier Buchautoren – und antwortet: "Nein, wenn etwas gegen den "Kulturinfarkt" helfen sollte, dann kann es nicht von staatlicher Seite, dann muss es aus der bürgerlichen Öffentlichkeit, aus dem aufgeklärten Publikum und seinen Organen kommen, dann muss man die Akteure des Kulturbetriebs und seine Adressaten entflechten: in Gestalt von mehr Kritik, schärferer Kritik, rücksichtsloserer Kritik. Das Ende aller Medienpartnerschaften wäre darin eingeschlossen."
Dann gibt es irgendwann gar keine Presserabatte mehr.
"Wenn es," antwortet Karl-Markus Gauss, "im Jahr 2034 noch Zeitungen geben wird, dann werden sie sicherlich einen sehr elaborierten, gediegen gemachten politischen, wissenschaftlichen und kulturellen Teil haben, zu dem auch das klassische Feuilleton gehören wird." Danke, wir sind beruhigt. Und wir betrachten mal den klassischen Feuilletonisten: etwa den "gemeinen Haus-Feuilletonisten, Feuilletonistus domesticus" – über den uns die Tageszeitung DIE WELT aufklärt. "Wir kennen die Launen seiner Katze und die Weltanschauungen seines Pudels." So hatte Ferdinand Kürnberger einst geschrieben, einer der Altmeister des österreichischen Feuilletons, der von 1821 bis 1879 gelebt hat. "Wir kennen die Stelle hinterm Ofen, wo seine Kaffeemaschine steht, wir wissen, wie viele Bohnen er abzählt." Und natürlich: "Wie viel Wassergehalt seine Milch und wie viel Kalkgehalt sein Zucker hat, wenn er mit der ersten Morgentasse das Kreuz der Zivilisation auf sich nimmt."
Die Feuilletonisten der WELT werden in Zukunft allerdings ihre Kaffeemaschinen nicht mehr mit Hilfe ihres Presseausweises besonders günstig kaufen können. "Die Journalisten des Verlagshauses Axel Springer sollen künftig auf Presserabatte verzichten," berichtet die FRANKFURTER RUNDSCHAU – und zitiert aus einer internen Mitteilung des Verlags, nach der "ab sofort keine dem Berufsstand Journalist zu verdankenden Vergünstigungen mehr angenommen werden" Doch gelten – zwar nicht für Kaffeemaschinen – aber doch andere Ausnahmeregelungen für die Feuilletonisten, beruhigt die FRANKFURTER RUNDSCHAU: "Ausgenommen seien Besuche von Kultur- oder Sportveranstaltungen sowie Kino- oder Theaterpremieren, so diese journalistisch geboten seien."
Die Kultur ist immer journalistisch geboten – und deshalb haben wir ja jetzt auch eine heftige Debatte in den Feuilletons über ein Buch von vier Autoren mit dem Titel "Der Kulturinfarkt", in dem provozierende Fragen zur Halbierung unseres Angebotes an Theatern und Museen, Opern und Bibliotheken gestellt wurden. "Wer sollte überhaupt entscheiden, welches Theater geschlossen, welcher Regisseur vor die Tür gesetzt, welcher Etat gestrichen werden sollte? Eine neue Kulturbürokratie, die den gemütlichen Klüngel durch einen grausamen Klüngel ersetzt?" Das fragt Thomas Steinfeld in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG, durchaus auch mit Verständnis für die vier Buchautoren – und antwortet: "Nein, wenn etwas gegen den "Kulturinfarkt" helfen sollte, dann kann es nicht von staatlicher Seite, dann muss es aus der bürgerlichen Öffentlichkeit, aus dem aufgeklärten Publikum und seinen Organen kommen, dann muss man die Akteure des Kulturbetriebs und seine Adressaten entflechten: in Gestalt von mehr Kritik, schärferer Kritik, rücksichtsloserer Kritik. Das Ende aller Medienpartnerschaften wäre darin eingeschlossen."
Dann gibt es irgendwann gar keine Presserabatte mehr.