Von Klaus Pokatzky

Die "Süddeutsche Zeitung" bespricht neue Sprachglossen von Wiglaf Droste. "Tagesspiegel" und "NZZ" beschäftigen sich mit dem Gedicht von Günter Grass. Und die "Frankfurter Allgemeine" schreibt über die Bedrohung von Journalisten durch extremistische Salafisten.
"Die deutschen Witzblätter werden wunderschön auf feinem Papier gedruckt."

Die Tageszeitung DIE WELT zitiert Mark Twain mit einem Satz aus dem Jahre 1880. Damals lernten die Kaufleute und Wirtschaftlenker gerade, einen Telefonhörer in der Hand zu halten. Das Kommunizieren unserer heutigen Manager hat andere Formen.

"Es führt bis zu den irrsinnigen Verhaltensweisen von Freisprechanlagenbenutzern und multitaskenden - gleichzeitig rollkofferziehenden und mobiltelefonbrüllenden - Geschäftsbarbaren, die unsere öffentlichen Verkehrsmittel mit ihrem Lärmdreck vollmüllen."

Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Eine Gesellschaft, die gegen Fluglärm protestiert, es aber mehrheitlich verlernt hat, leise zu sprechen, braucht dieses Buch", schreibt Gustav Seibt über den Band "Sprichst du noch oder kommunizierst du schon?" Es versammelt neue Sprachglossen von Wiglaf Droste. Schlechte neue Sprachwelt, alles wird verhunzt:

"Das beginnt bei dem dreist-nachlässigen 'Ömm…', das, wie Droste treffend beobachtet, vor allem bei Menschen der Kultur grassiert und das zum 'Grunz- und Grundton der öffentlichen Rede' wurde."

Wobei vielleicht hinzugefügt werden sollte, dass vor allem weibliche Kulturschaffende uns mit dem "Ömm" vollmüllen, während männliche Sozial- und Politikwissenschaftler uns mit dem altbekannten "Äh" volllümmeln. Und damit zu einem Meister der Sprache, immerhin hat er den Literaturnobelpreis bekommen:

"Die Dickköpfigkeit, mit der Günter Grass Verteidigungsring um Verteidigungsring um sein israelkritisches Gedicht 'Was gesagt werden muss' zieht, gibt längst mehr Anlass zu psychologischen Interpretationen als zu ästhetischen Debatten."

Das meint Gregor Dotzauer im Berliner TAGESSPIEGEL. "Israel, dieses Israel, ist bis heute ein Dauerfaktor der deutschen Debatten", lesen wir in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG. "Zwei Gruppen sind es, die regelmäßig gegen Israel antreten", schreibt der Schriftsteller Richard Wagner:

"Es sind die notorischen Rechten, die die deutsche Vergangenheit verharmlosen, und es sind die Linken, die angeblich im Namen der unterdrückten Völker wie der Palästinenser sprechen. Der Unterschied besteht darin, dass die erste Gruppe die Legitimität Israels anzweifelt. Die andere Gruppe, angeführt von der Linkspartei, geht durchaus weiter. Durch ihre Analyse Israels als Aggressionsmacht und als Apartheidstaat verlangen sie nicht weniger als die Einschränkung der Souveränität dieses Landes."

Nicht weniger als die Einschränkung der Pressefreiheit in unserem Lande verlangen andere Gruppierungen. "Salafisten bedrohen kritische Reporter im Internet", titelt die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG, nachdem zwei Journalisten des "Tagesspiegel" und der "Frankfurter Rundschau" über eine Aktion berichtet hatten:

"Salafisten, die einer besonders strengen Auslegung des Korans huldigen und die Einführung der Scharia befürworten, schicken sich an, insgesamt 25 Millionen Exemplare des Korans kostenlos unter die Leute zu bringen …"

… schreibt Michael Hanfeld in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN.

""Hinter der Aktion stehen Salafisten, die selbst innerhalb ihrer reaktionären Splitterbewegung als superradikal gelten …"

… schreibt Wolf Schmidt in der Tageszeitung TAZ und gibt wieder, was in einem Drohvideo im Internet gegen die beiden Journalisten zu hören war:

""Wir besitzen eine Menge an Daten von dir, zum Beispiel wissen wir, wo du wohnst, wir kennen deinen Fußballverein, wir besitzen deine Mobilfunknummer."

Kurt Westergaard kann ein garstig Lied von so etwas singen. Er hat 2005 für die dänische Tageszeitung Jyllands-Posten eine Mohammed-Karikatur gezeichnet und lebt nun unter Polizeischutz. "Heute würde sicher kein dänischer Cartoonist mehr meine Zeichnung von Mohammed mit der Bombe veröffentlichen", sagt er im Gespräch mit Klaus Staeck, das die FRANKFURTER RUNDSCHAU abdruckt.

"Ich glaube, wir haben ein Problem mit der Selbstzensur."