Von Klaus Pokatzky
Die Feuilletons befassen sich mit der verstorbenen Verlegerin Heidi Oetinger, der Homosexualität von Guido Westerwelle, der Talkshow von Anne Will und der Kunstfigur Horst Schlämmer.
"Besonders stolz war sie auf die Auszeichnung als ‚Ritterin des Königlich Schwedischen Nordsternordens’." Das lesen wir in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG im Nachruf auf die Kinder- und Jugendbuch-Verlegerin Heidi Oetinger, die nun im Alter von 100 Jahren in Hamburg gestorben ist. "Zu ihrem Hundertsten war sie", schreibt Roswitha Budeus-Budde,
"zum letzten Mal der Mittelpunkt einer großen Festgesellschaft, eine freundliche alte Dame, die mit großem Vergnügen die Würdigungen aus aller Welt annahm, dazu gerne ein kleines Glas Rotwein in der Hand."
Der "Ritterin des Königlich Schwedischen Nordsternordens" haben wir die Bücher von Astrid Lindgren und James Krüss zu verdanken, die von Paul Maar und Kirsten Boie.
"Ohne Heidi Oetinger hätte die Welt der Kinder- und Jugendbuchverlage nach dem Zweiten Weltkrieg zweifellos anders ausgesehen","
meint Roswitha Budeus-Budde.
""Legendär ist der Beginn ihrer Freundschaft zu Astrid Lindgren: Sie erzählte noch in hohem Alter davon, welches Wagnis es bedeutete, ‚Pippi Langstrumpf’ zu verlegen."
Und etwas von der anarchischen Pippi Langstrumpf, dieser juvenilen Frauenrechtlerin, hatte auch Heidi Oetinger.
"So fuhr sie, als begeisterte Autofahrerin noch weit über achtzig selbst am Steuer, zu den wichtigsten nationalen und internationalen Messen und Jugendbuchkongressen."
Als Pippi Langstrumpf unsere Kinderherzen von der Spießigkeit der Adenauer-Ära befreite, hatten wir unseren ersten schwulen Außenminister: Heinrich von Brentano von der CDU. Damals gab es noch den Paragraphen 175, der Schwule mit dem Gefängnis bedrohte. Als sein Kanzler Konrad Adenauer auf die Homosexualität Heinrich von Brentanos angesprochen wurde, soll Adenauer gesagt haben: "Dat ist mir ejal, solange er misch nit anpackt." Daran müssen wir nun denken, wenn wir demnächst möglicherweise unseren ersten offen schwulen Außenminister bekommen.
"Westerwelle wird, ob er will oder nicht, das Bild des schwulen Politikers in der Öffentlichkeit prägen wie kein anderer vor ihm."
Das schreibt in der Tageszeitung DIE WELT der Sozialwissenschaftler Andreas Heilmann – und gibt dann schon mal einen kleinen Vorgeschmack darauf, aus welchen Ecken heutzutage das antischwule Mobbing droht.
"So wurde Westerwelle während der Bundestagswahl in mindestens zwei Fällen mit Bezug auf seine Homosexualität vom politischen Gegner angegriffen: im Vorfeld der Wahl vom linken Landtagskandidaten Volker Lindenau aus Schleswig-Holstein, der Westerwelle mit einem Nymphensittich verglichen hatte (‚Grundsätzlich wäre er gut zu Vögeln’), und noch am Wahlabend vom Duisburger SPD-Politiker Peter Langner (‚Ich will keinen schwulen Außenminister haben’)."
Von Adenauer können die Linken noch Toleranz lernen.
"Lange schon wurde nicht mehr so besonnen über Politik gesprochen", heißt es in der SÜDDEUTSCHEN – für die Gustav Seibt am Sonntagabend die Politiker in der Talk-Show von Anne Will und dabei gesehen hat:
"Gespräche fast ohne folgenlose Maximalforderungen, schale Witzchen, Verdrehen der Argumente anderer, ja Gespräche, bei denen der eine oder andere sogar einen Satz zu Ende bringen durfte"."
Früher, als Heinrich von Brentano noch Außenminister war und es Werner Höfers "Internationalen Frühschoppen" gab, war so etwas im Fernsehen allgemein üblich. Gustav Seibt auf jeden Fall ist optimistisch:
""Vielleicht zeigt sich in den kommenden Wochen eine eher unauffällige Zeitenwende, nämlich eine wohltuende Abkühlung und Entdramatisierung des Sprechens."
Einer aber dürfte sich aus dem Politikbetrieb zurückziehen: "Vielleicht lasse ich ihn wirklich jetzt sterben." So hat Hape Kerkeling im Interview mit dem Magazin DER SPIEGEL das Ende seiner Polit-Nase Horst Schlämmer ins Auge gefasst. Tilmann P. Gangloff beruhigt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Schlämmer-Anhänger. "Darin sollten die Schlämmer-Fans Trost finden: Kunstfiguren können gar nicht sterben."
Eben: Pippi Langstrumpf lebt ewig.
"zum letzten Mal der Mittelpunkt einer großen Festgesellschaft, eine freundliche alte Dame, die mit großem Vergnügen die Würdigungen aus aller Welt annahm, dazu gerne ein kleines Glas Rotwein in der Hand."
Der "Ritterin des Königlich Schwedischen Nordsternordens" haben wir die Bücher von Astrid Lindgren und James Krüss zu verdanken, die von Paul Maar und Kirsten Boie.
"Ohne Heidi Oetinger hätte die Welt der Kinder- und Jugendbuchverlage nach dem Zweiten Weltkrieg zweifellos anders ausgesehen","
meint Roswitha Budeus-Budde.
""Legendär ist der Beginn ihrer Freundschaft zu Astrid Lindgren: Sie erzählte noch in hohem Alter davon, welches Wagnis es bedeutete, ‚Pippi Langstrumpf’ zu verlegen."
Und etwas von der anarchischen Pippi Langstrumpf, dieser juvenilen Frauenrechtlerin, hatte auch Heidi Oetinger.
"So fuhr sie, als begeisterte Autofahrerin noch weit über achtzig selbst am Steuer, zu den wichtigsten nationalen und internationalen Messen und Jugendbuchkongressen."
Als Pippi Langstrumpf unsere Kinderherzen von der Spießigkeit der Adenauer-Ära befreite, hatten wir unseren ersten schwulen Außenminister: Heinrich von Brentano von der CDU. Damals gab es noch den Paragraphen 175, der Schwule mit dem Gefängnis bedrohte. Als sein Kanzler Konrad Adenauer auf die Homosexualität Heinrich von Brentanos angesprochen wurde, soll Adenauer gesagt haben: "Dat ist mir ejal, solange er misch nit anpackt." Daran müssen wir nun denken, wenn wir demnächst möglicherweise unseren ersten offen schwulen Außenminister bekommen.
"Westerwelle wird, ob er will oder nicht, das Bild des schwulen Politikers in der Öffentlichkeit prägen wie kein anderer vor ihm."
Das schreibt in der Tageszeitung DIE WELT der Sozialwissenschaftler Andreas Heilmann – und gibt dann schon mal einen kleinen Vorgeschmack darauf, aus welchen Ecken heutzutage das antischwule Mobbing droht.
"So wurde Westerwelle während der Bundestagswahl in mindestens zwei Fällen mit Bezug auf seine Homosexualität vom politischen Gegner angegriffen: im Vorfeld der Wahl vom linken Landtagskandidaten Volker Lindenau aus Schleswig-Holstein, der Westerwelle mit einem Nymphensittich verglichen hatte (‚Grundsätzlich wäre er gut zu Vögeln’), und noch am Wahlabend vom Duisburger SPD-Politiker Peter Langner (‚Ich will keinen schwulen Außenminister haben’)."
Von Adenauer können die Linken noch Toleranz lernen.
"Lange schon wurde nicht mehr so besonnen über Politik gesprochen", heißt es in der SÜDDEUTSCHEN – für die Gustav Seibt am Sonntagabend die Politiker in der Talk-Show von Anne Will und dabei gesehen hat:
"Gespräche fast ohne folgenlose Maximalforderungen, schale Witzchen, Verdrehen der Argumente anderer, ja Gespräche, bei denen der eine oder andere sogar einen Satz zu Ende bringen durfte"."
Früher, als Heinrich von Brentano noch Außenminister war und es Werner Höfers "Internationalen Frühschoppen" gab, war so etwas im Fernsehen allgemein üblich. Gustav Seibt auf jeden Fall ist optimistisch:
""Vielleicht zeigt sich in den kommenden Wochen eine eher unauffällige Zeitenwende, nämlich eine wohltuende Abkühlung und Entdramatisierung des Sprechens."
Einer aber dürfte sich aus dem Politikbetrieb zurückziehen: "Vielleicht lasse ich ihn wirklich jetzt sterben." So hat Hape Kerkeling im Interview mit dem Magazin DER SPIEGEL das Ende seiner Polit-Nase Horst Schlämmer ins Auge gefasst. Tilmann P. Gangloff beruhigt in der FRANKFURTER RUNDSCHAU die Schlämmer-Anhänger. "Darin sollten die Schlämmer-Fans Trost finden: Kunstfiguren können gar nicht sterben."
Eben: Pippi Langstrumpf lebt ewig.