Von Klaus Pokatzky
Der Tod der schwedischen Opernsängerin Birgit Nilsson reißt die Feuilletons zu wehmütigen Nachrufen hin. Andere suchen nach dem "Unwort des Jahres", Salman Rushdie gibt seins in der "Zeit" zum besten. Merkwürdig findet die "Frankfurter Rundschau" das Finanzgebahren des Fördervereins Berliner Stadtschloss.
"Wo sie hinsang, war vorne."
Die schwedische Sängerin Birgit Nilsson ist im Alter von 87 Jahren verstorben - und die Tageszeitung DIE WELT würdigt eine Ausnahmestimme. "Wo sie hinsang, war vorne: dort, wo gemeinhin der Dirigent steht", schreibt Klaus Geitel:
"Sie sang mit einer Autorität, mit der ein Holzhacker Bäume fällt."
Bang fragt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Joachim Kaiser:
"Ob wir je wieder so ein Wunder hören werden?"
Und im Berliner TAGESSPIEGEL gibt Christine Lemke-Matwey eine Probe des selbstironischen Humors der Diva:
"Von meiner Fanpost heute beruht ein Großteil darauf, dass ich mit dem Sexstar Brigitte Nielsen verwechselt werde", erklärte sie noch kurz vor ihrem 80. Geburtstag und verwies darauf, dass sie und ihre Namensvetterin "ein üppiger Brustkasten" vereine."
"Bundeskanzlerin" ist bekanntlich zum Wort des Jahres 2005 gekürt worden - nun warten wir auf das Unwort des Jahres; Einsendeschluss war am Montag.
"Bei der unabhängigen Frankfurter Jury von Sprachwissenschaftlern gingen 1 800 Vorschläge ein", klärt uns die BERLINER ZEITUNG auf.
"Einige springen sofort ins Auge: "Schwampel" (für eine mögliche schwarz-gelb-grüne Koalition nach der Wahl), "Ehrenmord" (für die Tötung türkischer Frauen durch Familienmitglieder), "Gammelfleisch" (Schöpfung im Rahmen des Fleischskandals)), "Bombenholocaust" (NPD-Wort für die Bombenangriffe auf Dresden 1945)."
Und dann nennt Torsten Harmsen noch eins aus der Politik:
""Folterähnliche Methoden" sollte offenbar harmloser klingen als Folter. Wobei man sich dafür noch andere Begriffe vorstellen kann, etwa: Intensivbefragung ohne Samthandschuhe oder nachdrückliche Geständnismotivation."
Sein "hässlichstes Wort 2005" - und zwar in der englischen Sprache - nennt in der Wochenzeitung DIE ZEIT der Schriftsteller Salman Rushdie: "extraordinary rendition".
Dieses Wort wurde gerne verwendet, wenn amerikanischen Diensten Terrorverdächtige "überstellt" wurden - Folterähnliche Methoden" nicht ausgeschlossen. "Die Verrohung, die in diesem Begriff steckt, weist eindeutig darauf hin, dass er etwas verbergen soll", meint Salman Rushdie:
""Am Anfang ist das Wort. Wo die Sprache korrumpiert wird, folgt bald Schlimmeres."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU und DIE ZEIT beschäftigen sich mit dem Finanzgebahren des Fördervereins Berliner Stadtschloss. "Finanzielle Unregelmäßigkeiten" sieht die FRANKFURTER RUNDSCHAU - und DIE ZEIT geht ins Detail:
"Zwischen 1993 und 2005 sind nach Selbstaussagen des Vereins etwa neun Millionen Euro an Spenden gesammelt worden, genaue Bilanzen gibt er nicht heraus, das muss er nicht, sollte es aber möglicherweise angesichts seines öffentlichen Auftretens"," schreibt Thomas E. Schmidt:
""Was tut er damit? Er treibt Lobbyarbeit, druckt Werbematerial, plant eine Infobox. Und er zahlt seinem Geschäftsführer Wilhelm von Boddien ein Gehalt, das nach Angaben des Schatzmeisters zwischen 50.000 und 100.000 Euro liegt, plus Berliner Dienstwohnung und Auto. Vor allem aber lässt er die barocke Fassade erforschen, und zwar durch das Architekturbüro seines ehemaligen Vorstandsmitglieds Rupert Stuhlemmer. Bisher sind allein 2003 an Stuhlemmers Firma 210.000 Euro geflossen."
Und abschließend das Wort zum Feuilletonisten.
""Wenn ich einen optimistischen Feuilletonisten treffe, würde ich ihm empfehlen, sofort in ein anderes Ressort zu gehen."
Das erklärt im Interview mit dem TAGESSPIEGEL Michael Naumann, einst Kulturstaatsminister und jetzt Herausgeber der ZEIT. Für den Feuilletonisten gehöre "Pessimismus zur Grundausstattung" - und, wenn er bedauerlicherweise Optimist ist, in welches Ressort soll er dann gehen, Michael Naumann?
"Sport zum Beispiel. Viele Feuilletonisten, die ich kenne und schätze, sind Fußballfanatiker. Da holen die sich ihre Lebensportion Optimismus ab."
Die schwedische Sängerin Birgit Nilsson ist im Alter von 87 Jahren verstorben - und die Tageszeitung DIE WELT würdigt eine Ausnahmestimme. "Wo sie hinsang, war vorne: dort, wo gemeinhin der Dirigent steht", schreibt Klaus Geitel:
"Sie sang mit einer Autorität, mit der ein Holzhacker Bäume fällt."
Bang fragt in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Joachim Kaiser:
"Ob wir je wieder so ein Wunder hören werden?"
Und im Berliner TAGESSPIEGEL gibt Christine Lemke-Matwey eine Probe des selbstironischen Humors der Diva:
"Von meiner Fanpost heute beruht ein Großteil darauf, dass ich mit dem Sexstar Brigitte Nielsen verwechselt werde", erklärte sie noch kurz vor ihrem 80. Geburtstag und verwies darauf, dass sie und ihre Namensvetterin "ein üppiger Brustkasten" vereine."
"Bundeskanzlerin" ist bekanntlich zum Wort des Jahres 2005 gekürt worden - nun warten wir auf das Unwort des Jahres; Einsendeschluss war am Montag.
"Bei der unabhängigen Frankfurter Jury von Sprachwissenschaftlern gingen 1 800 Vorschläge ein", klärt uns die BERLINER ZEITUNG auf.
"Einige springen sofort ins Auge: "Schwampel" (für eine mögliche schwarz-gelb-grüne Koalition nach der Wahl), "Ehrenmord" (für die Tötung türkischer Frauen durch Familienmitglieder), "Gammelfleisch" (Schöpfung im Rahmen des Fleischskandals)), "Bombenholocaust" (NPD-Wort für die Bombenangriffe auf Dresden 1945)."
Und dann nennt Torsten Harmsen noch eins aus der Politik:
""Folterähnliche Methoden" sollte offenbar harmloser klingen als Folter. Wobei man sich dafür noch andere Begriffe vorstellen kann, etwa: Intensivbefragung ohne Samthandschuhe oder nachdrückliche Geständnismotivation."
Sein "hässlichstes Wort 2005" - und zwar in der englischen Sprache - nennt in der Wochenzeitung DIE ZEIT der Schriftsteller Salman Rushdie: "extraordinary rendition".
Dieses Wort wurde gerne verwendet, wenn amerikanischen Diensten Terrorverdächtige "überstellt" wurden - Folterähnliche Methoden" nicht ausgeschlossen. "Die Verrohung, die in diesem Begriff steckt, weist eindeutig darauf hin, dass er etwas verbergen soll", meint Salman Rushdie:
""Am Anfang ist das Wort. Wo die Sprache korrumpiert wird, folgt bald Schlimmeres."
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU und DIE ZEIT beschäftigen sich mit dem Finanzgebahren des Fördervereins Berliner Stadtschloss. "Finanzielle Unregelmäßigkeiten" sieht die FRANKFURTER RUNDSCHAU - und DIE ZEIT geht ins Detail:
"Zwischen 1993 und 2005 sind nach Selbstaussagen des Vereins etwa neun Millionen Euro an Spenden gesammelt worden, genaue Bilanzen gibt er nicht heraus, das muss er nicht, sollte es aber möglicherweise angesichts seines öffentlichen Auftretens"," schreibt Thomas E. Schmidt:
""Was tut er damit? Er treibt Lobbyarbeit, druckt Werbematerial, plant eine Infobox. Und er zahlt seinem Geschäftsführer Wilhelm von Boddien ein Gehalt, das nach Angaben des Schatzmeisters zwischen 50.000 und 100.000 Euro liegt, plus Berliner Dienstwohnung und Auto. Vor allem aber lässt er die barocke Fassade erforschen, und zwar durch das Architekturbüro seines ehemaligen Vorstandsmitglieds Rupert Stuhlemmer. Bisher sind allein 2003 an Stuhlemmers Firma 210.000 Euro geflossen."
Und abschließend das Wort zum Feuilletonisten.
""Wenn ich einen optimistischen Feuilletonisten treffe, würde ich ihm empfehlen, sofort in ein anderes Ressort zu gehen."
Das erklärt im Interview mit dem TAGESSPIEGEL Michael Naumann, einst Kulturstaatsminister und jetzt Herausgeber der ZEIT. Für den Feuilletonisten gehöre "Pessimismus zur Grundausstattung" - und, wenn er bedauerlicherweise Optimist ist, in welches Ressort soll er dann gehen, Michael Naumann?
"Sport zum Beispiel. Viele Feuilletonisten, die ich kenne und schätze, sind Fußballfanatiker. Da holen die sich ihre Lebensportion Optimismus ab."