Von Kolja Mensing
Die Autorin Unni Drougge verteidigt in der "taz" Filesharing-Börsen im Internet, in denen kostenlos Hörbücher angeboten werden. Hendrik Werner fordert in der "Welt" die Bundesregierung auf, gegen das "Raubrittertum im Internet" vorzugehen. Und die "FAZ" regt sich darüber auf, dass im Netz ununterbrochen der Tod der Zeitung verkündet wird.
In Schweden schlagen die Schriftsteller zurück. Henning Mankell und Per Olof Enquist haben einen Musterprozess gegen einen Internet-User angestrengt, der Hörbücher über eine Filesharing-Börse angeboten hat.
Die Autorin Unni Drougge findet das falsch: Ihre Kollegen, erklärte sie der TAZ, würden sich von einer "machtgeilen Unterhaltungsindustrie" einspannen lassen, die per Copyright finanzielle Interessen durchzusetzen versuche. Drougge hat die Hörbuch-Version ihres neuen Romans darum eigenhändig ins Netz gestellt – und zwar ausgerechnet mit Hilfe der umstrittenen Plattform "The Pirate Bay".
In Deutschland sind sich beim Streit um das Urheberrecht dagegen alle einig: 1300 Schriftsteller und Publizisten haben mittlerweile den sogenannten "Heidelberger Appell" unterschrieben – einen Aufruf, der sich gegen das Digitalisierungsprojekt Google Book Search richtet.
Der Suchmaschinen-Betreiber scannt seit vier Jahren die Bestände der größten amerikanischen Bibliotheken, um die Bücher anschließend ins Netz zu stellen: Das kulturelle Gedächtnis der Menschheit verkomme so zum Ramschartikel, schreibt Hendrik Werner in der WELT und ärgert sich darüber, dass die Bundesregierung angesichts des "Raubrittertums im Internet" keine deutlichen Worte findet.
Nicht nur das Feuilleton der WELT hat in den letzten Tagen wohlwollend über den "Heidelberger Appell" berichtet. Der Grund für die Unterstützung der Urheberrechtsoffensive in den Medien klingt gegen Ende des Artikels an. Das Problem sei, dass Google nicht nur Bücher scanne, so Werner, sondern auf seinen "News"-Seiten auch die Inhalte von Tageszeitungen vermarkte. Gezahlt würde dafür nicht, die Leidtragenden seien die Verlagshäuser.
Das mag sein – aber es ist auch nur eine Seite des Problems. Die Inhalte, um die es geht, stammen schließlich von Journalisten, und die machen auch ohne Google bereits einen schlechten Schnitt: Wer in den Printmedien arbeitet, muss sich seit Jahren damit abfinden, seine Artikel über die Druckausgabe hinaus kostenlos dem Online-Angebot der Zeitungen zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig sinken die Honorare, und immer weniger Redaktionen geben Geld aus für aufwändig recherchierte Texte. Im besten Fall wandert der Reportage-Journalismus der alten Schule dann ins Netz ab: Michael G. Meyer porträtiert in der BERLINER ZEITUNG die amerikanische Website Spot.Us, auf der freie Journalisten Ideen für Geschichten vorstellen - und Spenden sammeln. Ist die Idee gut, fließt das Geld, und ein oder zwei Wochen später kann man die Story auf Spot.Us tatsächlich nachlesen.
Betrieben wird diese Seite passenderweise von San Francisco aus, einer Stadt, in der man die Krise der Printmedien deutlicher spürt als an jedem anderen Ort in den USA. Mittlerweile gibt es nur noch den San Francisco Chronicle, und es sieht nicht so aus, als ob das Jahr übersteht.
Michael Hanfeld, der Medienredakteur der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kann es nicht mehr hören: Es vergehe "kein Tag, keine Stunde, keine Sekunde", da im Internet nicht der Tod der Zeitung beschworen werde. Besonders hervorgetan habe sich dabei bekanntlich das Blog "medienlese", das jetzt allerdings selbst eingestellt werde, wie Hanfeld mit leichter Schadenfreude verkündet.
Ein positiver Blick auf das Internet findet sich nur im Berliner TAGESSPIEGEL. Fasziniert schreibt Kurt Sagatz über das "Engagement" von StudiVZ im Wahljahr 2009: Parteien dürften "Profilseiten" einrichten und die potenziellen Jungwähler der Online-Community mit RSS-Feeds, Micro-Blogs und Video-Botschaften beliefern. Sagatz scheint es nicht zu stören, dass über den Ausgang der Wahlen im Internet entschieden werden könnte und nicht in den traditionellen Medien.
Der Gewinner ist ohnehin in jedem Fall sein Arbeitgeber. Der TAGESSPIEGEL gehört zur Verlagsgruppe von Holtzbrinck. Genau wie StudiVZ.
Die Autorin Unni Drougge findet das falsch: Ihre Kollegen, erklärte sie der TAZ, würden sich von einer "machtgeilen Unterhaltungsindustrie" einspannen lassen, die per Copyright finanzielle Interessen durchzusetzen versuche. Drougge hat die Hörbuch-Version ihres neuen Romans darum eigenhändig ins Netz gestellt – und zwar ausgerechnet mit Hilfe der umstrittenen Plattform "The Pirate Bay".
In Deutschland sind sich beim Streit um das Urheberrecht dagegen alle einig: 1300 Schriftsteller und Publizisten haben mittlerweile den sogenannten "Heidelberger Appell" unterschrieben – einen Aufruf, der sich gegen das Digitalisierungsprojekt Google Book Search richtet.
Der Suchmaschinen-Betreiber scannt seit vier Jahren die Bestände der größten amerikanischen Bibliotheken, um die Bücher anschließend ins Netz zu stellen: Das kulturelle Gedächtnis der Menschheit verkomme so zum Ramschartikel, schreibt Hendrik Werner in der WELT und ärgert sich darüber, dass die Bundesregierung angesichts des "Raubrittertums im Internet" keine deutlichen Worte findet.
Nicht nur das Feuilleton der WELT hat in den letzten Tagen wohlwollend über den "Heidelberger Appell" berichtet. Der Grund für die Unterstützung der Urheberrechtsoffensive in den Medien klingt gegen Ende des Artikels an. Das Problem sei, dass Google nicht nur Bücher scanne, so Werner, sondern auf seinen "News"-Seiten auch die Inhalte von Tageszeitungen vermarkte. Gezahlt würde dafür nicht, die Leidtragenden seien die Verlagshäuser.
Das mag sein – aber es ist auch nur eine Seite des Problems. Die Inhalte, um die es geht, stammen schließlich von Journalisten, und die machen auch ohne Google bereits einen schlechten Schnitt: Wer in den Printmedien arbeitet, muss sich seit Jahren damit abfinden, seine Artikel über die Druckausgabe hinaus kostenlos dem Online-Angebot der Zeitungen zur Verfügung zu stellen.
Gleichzeitig sinken die Honorare, und immer weniger Redaktionen geben Geld aus für aufwändig recherchierte Texte. Im besten Fall wandert der Reportage-Journalismus der alten Schule dann ins Netz ab: Michael G. Meyer porträtiert in der BERLINER ZEITUNG die amerikanische Website Spot.Us, auf der freie Journalisten Ideen für Geschichten vorstellen - und Spenden sammeln. Ist die Idee gut, fließt das Geld, und ein oder zwei Wochen später kann man die Story auf Spot.Us tatsächlich nachlesen.
Betrieben wird diese Seite passenderweise von San Francisco aus, einer Stadt, in der man die Krise der Printmedien deutlicher spürt als an jedem anderen Ort in den USA. Mittlerweile gibt es nur noch den San Francisco Chronicle, und es sieht nicht so aus, als ob das Jahr übersteht.
Michael Hanfeld, der Medienredakteur der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG kann es nicht mehr hören: Es vergehe "kein Tag, keine Stunde, keine Sekunde", da im Internet nicht der Tod der Zeitung beschworen werde. Besonders hervorgetan habe sich dabei bekanntlich das Blog "medienlese", das jetzt allerdings selbst eingestellt werde, wie Hanfeld mit leichter Schadenfreude verkündet.
Ein positiver Blick auf das Internet findet sich nur im Berliner TAGESSPIEGEL. Fasziniert schreibt Kurt Sagatz über das "Engagement" von StudiVZ im Wahljahr 2009: Parteien dürften "Profilseiten" einrichten und die potenziellen Jungwähler der Online-Community mit RSS-Feeds, Micro-Blogs und Video-Botschaften beliefern. Sagatz scheint es nicht zu stören, dass über den Ausgang der Wahlen im Internet entschieden werden könnte und nicht in den traditionellen Medien.
Der Gewinner ist ohnehin in jedem Fall sein Arbeitgeber. Der TAGESSPIEGEL gehört zur Verlagsgruppe von Holtzbrinck. Genau wie StudiVZ.