Von Kolja Mensing

Google lässt sich sein Hauptquartier von Christoph Ingenhoven, dem Architekten des Stuttgarter Bahnhofs, bauen. "Die Welt" interviewt ihn. Die "SZ" beschäftigt sich mit US-Unternehmer Donald Trump als möglichem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner.
Ohne einen menschenfreundlichen Superlativ läuft bei Google gar nichts. Wenn das erfolgreichste Internet-Unternehmen der Welt eine neue Firmenzentrale in Auftrag gibt, dann muss es natürlich ein max green building werden - ein maximal umweltfreundliches Gebäude.

Den Zuschlag für das ökologisch korrekte Google-Hauptquartier in Kalifornien hat der deutsche Architekt Christoph Ingenhoven bekommen – bekannt geworden unter anderem durch seinen umstrittenen Entwurf für die Neugestaltung des Stuttgarter Hauptbahnhofs.

Kein Thema! In den USA habe man die Proteste gegen Stuttgart 21 "nur am Rande" wahrgenommen, winkt Ingenhoven ab – in einem Interview mit der Tageszeitung DIE WELT.

Und bürgerliche Politik ist ohnehin ein Auslaufmodell, wenn man dem Architekten Glauben schenken darf: "In der westlichen Welt erleben wir ja gerade, dass Institutionen wie Kirche und Staat zunehmend an Bedeutung verlieren", erklärt Ingenhoven im Gespräch mit der WELT: "Dagegen wird die Rolle, die die Wirtschaft und damit auch die Arbeitswelten spielen, weiter an Bedeutung zunehmen."

Also werden Google und Co. demnächst die Welt regieren?

In einer Hinsicht muss man Christoph Ingenhoven zustimmen: Wenn man einen Blick auf die Titelseiten der Zeitungen wirft, könnte man das Vertrauen in die derzeitige politische Elite schnell verlieren. Dominique Strauss-Kahn, der Chef des Internationalen Währungsfonds, steht unter dem Verdacht, eine Hotelangestellte sexuell belästigt zu haben.

Sind ähnliche Vorfälle in Frankreich möglicherweise in der Vergangenheit vertuscht worden? Rudolf Balmer weist in der TAZ darauf hin, dass in der französischen Medienlandschaft bisher das "ungeschriebene Gesetz" gegolten habe, "dass das Privatleben und erst recht die sexuellen Praktiken oder Neigungen der [...] Spitzenfunktionäre tabu" seien. Über Strauss-Kahns "sexuellen Appetit" sei in Paris seit vielen Jahren im kleinen Kreis geredet worden, so Balmer, allerdings immer "off the records".

Genauso hätten Journalisten über die sogenannten Abenteuer früherer Präsidenten nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen – und immer mit einer gewissen Bewunderung: Valéry Giscard d'Estaing, François Mitterand und Jacques Chirac sei es gelungen, sich ein "Image als Frauenhelden" zuzulegen, das von der Geschichte auch noch verklärt werde. "Scheuklappen in Sachen Intimsphäre" wirft Rudolf Balmer der französischen Medienszene in der TAZ vor: Der Fall Strauss-Kahn zeige, dass das bewusste Wegsehen "ziemlich perverse Konsequenzen" haben könne.

Auch die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG betreibt Kollegenschelte – in Hinblick auf die USA. Dort wird der Unternehmer Donald Trump in Kommentaren als nächster Präsidentschaftskandidat der Republikaner gehandelt. Doch was hat ein "Immobilien-Mogul" und "Casino-Besitzer" im Weißen Haus zu suchen? Tobias Moorstedt hat sich bei den amerikanischen Nachrichtenmedien umgehört: "Fragt man in den Redaktionen nach", berichtet er in der SZ, "warum Trump so viel Aufmerksamkeit erhält, heißt es meist: Er ist populär."

Und populär ist Trump offenbar vor allem deshalb, weil er jedes Mal, wenn eine Kamera in seiner Nähe ist, ein provokantes Statement zur Hand hat: "Unser Land wird von den Chinesen vergewaltigt", oder: "Ich würde der Opec befehlen, den Ölpreis zu senken."

Auffallen um jeden Preis: Für Tobias Moorstedt folgt der Erfolg des Quereinsteigers Donald Trump den Gesetzen des Reality TV. Fernseh-Shows wie Big Brother, schreibt er in der SZ,

"können uns auf die Politik der Gegenwart vorbereiten. Ihre erste Lektion lautet: In der Aufmerksamkeitsökonomie gewinnt man politisches Kapital vor allem durch Bildschirmpräsenz."

Auch das: eine ziemlich traurige Konsequenz.