Von Kolja Mensing
Die "Süddeutsche Zeitung" stellt das Buch eines anonymen Autors über die rüden Sitten in den besten Anwaltskanzleien Londons vor. In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unterstützt die Schriftstellerin Monika Maron Unionskanzlerkandidatin Angela Merkel. Und die "Tagezeitung" hat mit Asha Bhosle gesprochen, der erfolgreichsten Sängerin der Welt.
Schön, wenn Vorurteile bestätigt werden. In England ist gerade ein Buch erschienen, in dem ein anonymer Autor die rüden Sitten in den besten Anwaltskanzleien Londons beschreibt. Und siehe da, es ist alles so, wie man es sich vorgestellt hat: "Sexismus ist Alltag. Sadismus auch. Und wer sich beschwert, landet auf der Straße", fasst Sonja Zekri das Werk in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG zusammen.
Im Vergleich dazu wirken die juristischen Neuigkeiten aus Karlsruhe eher bescheiden. Der Weg zur Neuwahl ist frei, und in den überregionalen Feuilletons hat fast niemand Lust, das auch noch zu kommentieren.
Nur Patrick Bahners hat sich in der FAZ der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes angenommen - und stellt mit zynischem Blick fest, dass "die Abgeordneten des Bundestages nach dem gestrigen Urteil schlechter gestellt sind als die Funktionäre der NPD".
Wenn die NPD verboten werden solle, so Bahners, hätten ihre Mitglieder immerhin ein Recht darauf, dass alle Beweise auf den Tisch gelegt werden. Die beiden Abgeordneten, die gegen die Auflösung des Bundestages geklagt haben, verlieren dagegen nun ihr Mandat - ohne dass sie einen Anspruch auf eine öffentliche Erörterung der Gründe haben: Die Einschätzung des Kanzlers sei genug.
Wie auch immer, der Wahlkampf geht weiter - sehr zum Ärger der Schriftstellerin Monika Maron. Ganz besonders stört sie die oberflächliche Kritik an der Spitzenkandidatin der CDU: "Was hat Angela Merkel nur an sich", fragt Monika Maron in der FAZ,
"dass sogar Leute, denen ihr intellektuelles Niveau auch sonst lieb und teuer ist, plötzlich mit hängenden Mundwinkeln und Kleiderfarben argumentieren? Zuerst war es die Frisur, die zum nationalen Gesprächsthema erhoben wurde. Jahrelang blieb Frau Merkel standhaft, und ich bedaure sehr, dass sie sich den Visagisten, Friseuren und Schneiderinnen nun doch ergeben hat."
Besonders albern sei es, Angela Merkel darüber hinaus auch noch "Machtgier" vorzuwerfen: "Wer keine Macht haben will", meint Monika Maron, "darf nicht in die Politik gehen." Angela Merkel sollte auf jeden Fall ins Kanzleramt einziehen, um zu zeigen, was sie wirklich kann!
Damit dürfte Monika Maron die erste Schriftstellerin sein, die sich offen auf die Seite der CDU schlägt.
Eine unfreiwillige, aber interessante Fußnote zu der Debatte um Merkels Haarschnitt findet sich in der WELT: Berthold Seewald widmet sich dem "neuen Selbstverständnis" der bürgerlichen Mittelschichten - das sich vor allem an Oberflächlichkeiten festmacht:
"Ob Kochkurse oder Weinkeller, ausgesuchte Kleidung, Tanzkurse oder Kirchenbesuch - Stilfragen werden zunehmend zu sozialen Grenzsteinen zwischen der Mittelschicht und denen darunter."
Das sind erst einmal genug kluge Gedanken. Richtig Spaß hat man beim Blättern in den Feuilletons dagegen vor allem an zwei Interviews.
Für die TAZ hat Max Dax mit Asha Bhosle gesprochen, der - Sie werden es kaum glauben! - erfolgreichsten Sängerin der Welt. Die 70-jährige Inderin, die mit Gesangseinlagen in Bollywood-Filmen berühmt geworden ist, verkauft mehr Platten als Madonna.
Bescheiden ist sie nicht. So beantwortet Bhosle die Frage, warum sie neuerdings auch Konzerte gebe, damit, dass sie es Leid sei, ihre Stimme immer nur Schauspielern zu leihen - und sich selbst nie zeigen zu dürfen: "Ich finde es aber wichtig", sagt sie, "dass man als erfolgreiche Sängerin auch im Restaurant erkannt wird."
Auch Peter Zadek, der gerade ein eigenes Ensemble gegründet hat, ist nicht besonders bescheiden. Davon kann man sich in dem langen Interview überzeugen, das Christine Dössel mit dem Theaterregisseur für die SÜDDEUTSCHE geführt hat. Höhepunkte des Gesprächs sind natürlich die Beschimpfungen, mit denen Zadek seine Kollegen und Kolleginnen belegt: Andrea Breth zum Beispiel, die findet er einfach "bescheuert".
Kein Wunder, dass er nicht viele Freunde hat. Peter Zadek ist das natürlich egal: "Ich bin da komisch", meint er. "Ich brauche nicht so viele Menschen um mich herum."
Im Vergleich dazu wirken die juristischen Neuigkeiten aus Karlsruhe eher bescheiden. Der Weg zur Neuwahl ist frei, und in den überregionalen Feuilletons hat fast niemand Lust, das auch noch zu kommentieren.
Nur Patrick Bahners hat sich in der FAZ der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes angenommen - und stellt mit zynischem Blick fest, dass "die Abgeordneten des Bundestages nach dem gestrigen Urteil schlechter gestellt sind als die Funktionäre der NPD".
Wenn die NPD verboten werden solle, so Bahners, hätten ihre Mitglieder immerhin ein Recht darauf, dass alle Beweise auf den Tisch gelegt werden. Die beiden Abgeordneten, die gegen die Auflösung des Bundestages geklagt haben, verlieren dagegen nun ihr Mandat - ohne dass sie einen Anspruch auf eine öffentliche Erörterung der Gründe haben: Die Einschätzung des Kanzlers sei genug.
Wie auch immer, der Wahlkampf geht weiter - sehr zum Ärger der Schriftstellerin Monika Maron. Ganz besonders stört sie die oberflächliche Kritik an der Spitzenkandidatin der CDU: "Was hat Angela Merkel nur an sich", fragt Monika Maron in der FAZ,
"dass sogar Leute, denen ihr intellektuelles Niveau auch sonst lieb und teuer ist, plötzlich mit hängenden Mundwinkeln und Kleiderfarben argumentieren? Zuerst war es die Frisur, die zum nationalen Gesprächsthema erhoben wurde. Jahrelang blieb Frau Merkel standhaft, und ich bedaure sehr, dass sie sich den Visagisten, Friseuren und Schneiderinnen nun doch ergeben hat."
Besonders albern sei es, Angela Merkel darüber hinaus auch noch "Machtgier" vorzuwerfen: "Wer keine Macht haben will", meint Monika Maron, "darf nicht in die Politik gehen." Angela Merkel sollte auf jeden Fall ins Kanzleramt einziehen, um zu zeigen, was sie wirklich kann!
Damit dürfte Monika Maron die erste Schriftstellerin sein, die sich offen auf die Seite der CDU schlägt.
Eine unfreiwillige, aber interessante Fußnote zu der Debatte um Merkels Haarschnitt findet sich in der WELT: Berthold Seewald widmet sich dem "neuen Selbstverständnis" der bürgerlichen Mittelschichten - das sich vor allem an Oberflächlichkeiten festmacht:
"Ob Kochkurse oder Weinkeller, ausgesuchte Kleidung, Tanzkurse oder Kirchenbesuch - Stilfragen werden zunehmend zu sozialen Grenzsteinen zwischen der Mittelschicht und denen darunter."
Das sind erst einmal genug kluge Gedanken. Richtig Spaß hat man beim Blättern in den Feuilletons dagegen vor allem an zwei Interviews.
Für die TAZ hat Max Dax mit Asha Bhosle gesprochen, der - Sie werden es kaum glauben! - erfolgreichsten Sängerin der Welt. Die 70-jährige Inderin, die mit Gesangseinlagen in Bollywood-Filmen berühmt geworden ist, verkauft mehr Platten als Madonna.
Bescheiden ist sie nicht. So beantwortet Bhosle die Frage, warum sie neuerdings auch Konzerte gebe, damit, dass sie es Leid sei, ihre Stimme immer nur Schauspielern zu leihen - und sich selbst nie zeigen zu dürfen: "Ich finde es aber wichtig", sagt sie, "dass man als erfolgreiche Sängerin auch im Restaurant erkannt wird."
Auch Peter Zadek, der gerade ein eigenes Ensemble gegründet hat, ist nicht besonders bescheiden. Davon kann man sich in dem langen Interview überzeugen, das Christine Dössel mit dem Theaterregisseur für die SÜDDEUTSCHE geführt hat. Höhepunkte des Gesprächs sind natürlich die Beschimpfungen, mit denen Zadek seine Kollegen und Kolleginnen belegt: Andrea Breth zum Beispiel, die findet er einfach "bescheuert".
Kein Wunder, dass er nicht viele Freunde hat. Peter Zadek ist das natürlich egal: "Ich bin da komisch", meint er. "Ich brauche nicht so viele Menschen um mich herum."