Von Kolja Mensing

Für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" ist der Machtkampf um Bayreuth entschieden, die "Süddeutsche Zeitung" sieht das nicht ganz so; und die "Berliner Zeitung" verweist in der Diskussion um den geplanten Hollywood-Film über den Widerstandskämpfer Claus von Stauffenberg auf die ökonomische Bedeutung der Produktion.
"Totalitär"

findet es der Augsburger Bischof Walter Mixa, dass im Biologieunterricht allein die von Charles Darwin begründete Evolutionslehre vermittelt werde.

"Auch und gerade aus Sicht der Wissenschaft"

sei das unvernünftig, zitiert Christian Schwägerl in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG den "medienfreundlichen Kampfsportler" – und ärgert sich darüber, dass ein Bischof

"hundertfünfzig Jahre wissenschaftlicher Arbeit beiseite wischt, weil ihre Ergebnisse sein sehr spezifisches Weltbild nicht ausdrücklich bestätigen"."

Die Äußerung Mixas ist Teil des schwelenden Streits zwischen den Kreationisten, jenen Christen also, die die biblische Schöpfungsgeschichte wörtlich nehmen, und ihren Kritikern auf der Seite der Naturwissenschaft.

Einen überraschenden Blick auf diese Debatte liefert die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Uwe Justus Wenzel wundert sich über die "Vehemenz", mit der Wissenschaftler und auch Politiker derzeit die "Evolutionsbiologie zum Allerheiligsten der modernen Gesellschaft erheben". Offenbar fehle es beiden Seiten an der "Bereitschaft zur Selbstreflexion".

Den Kreationisten könne man das möglicherweise nachsehen – ihren übereifrigen Gegnern jedoch keinesfalls:

""Was da vergessen zu gehen droht, hieß vor noch nicht allzu langer Zeit Wissenschaftskritik","

merkt Wenzel an - und warnt mit Jürgen Habermas davor, dass die Naturwissenschaft sich zu einer "Sinnstiftungsagentur" aufzublähen drohe.

Für die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG ist der Machtkampf um Bayreuth entschieden.

Eleonore Büning war bei den Proben zur "Meistersinger"-Inszenierung von Katharina Wagner dabei, der Tochter des amtierenden Festspiel-Leiters Wolfgang Wagner.

Vater Wagner würde Katharina offenbar als Nachfolgerin in seinem Amt akzeptieren. Der Stiftungsrat stimmt erst in vier Monaten ab, doch für Eleonore Büning ist nach der Begegnung mit der "smarten, jungen Regisseurin" bereits klar:

""Es gibt eine neue Chefin. Noch nicht de jure, aber de facto. Das Blatt hat sich gewendet. Die neue Ära ist da."

Reinhard J. Brembeck sieht das in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG nicht ganz so. Seiner Meinung nach mache der Stiftungsrat "keinerlei Anstalten, dem Prinzipal Wolfgang Wagner in Sachen Katharina zu Willen zu sein".

Brembeck plädiert dafür, sich Zeit mit der Entscheidung zu nehmen und "sie weniger mit dynastischen, denn inhaltlichen Überlegungen zu verknüpfen". In Bayreuth gebe es deutliche "musikalische Schwachstellen", die Inszenierungen setzten zu oft "um jeden Preis auf den großen Effekt", und das "System der Kartenvergabe" erinnere - wie viele andere Regelungen in Bayreuth auch - an "feudalistische Strukturen".

Von den Walküren zu "Valkyrie", dem geplanten Hollywood-Film über den Widerstandskämpfer Claus von Stauffenberg. Es gab in den letzten Wochen bekanntlich viel Streit um das Projekt, unter anderem weil Hauptdarsteller Tom Cruise bekennender Scientologe ist.

Im Interview mit der WELT besteht Johannes Tuchel, einer der beiden Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand darauf, dass das Drehverbot für den Bendlerblock in Berlin nichts mit der Religion des Schauspielers zu tun habe. Der Ort, an dem Menschen wegen ihres Widerstands gegen Hitler erschossen worden seien, so Huchel, dürfe nicht in eine Filmkulisse verwandelt werden:

"Hier sollen keine Hakenkreuzfahnen aus den Fenstern hängen, hier sollen keine Exekutionen nachgestellt werden."

Anke Westphal streicht in der BERLINER ZEITUNG die ökonomische Bedeutung der Produktion heraus. Filme wie "Valkyrie" schafften Arbeitsplätze in der Region und sicherten den Standort Berlin. Genau darum würden sie auch mit Geldern des Deutschen Filmförderungsfonds ausgestattet.

"Leute wie der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger, denen das im Fall "Valkyrie" nicht recht ist" und die "die Verwendung der Fördermittel mit einem moralischen Prüfstempel versehen wollen", meint Anke Westphal, sollten aufwachen: "Was für eine Vorstellung haben sie von Filmwirtschaft?"