Von Kolja Mensing
Falk Richter kann die Feuilletons mit seinem "Freischütz" bei den Salzburger Festspielen nicht überzeugen. Die "Süddeutsche Zeitung" greift ein in die Diskussion um die Diskriminierung von Homosexuellen in Deutschland. Und der "Spiegel" rollt die Debatte um die "Beutekunst" neu auf.
Falk Richter hat sich für die Salzburger Festspiele an eine moderne Interpretation des "Freischütz" gewagt. Aus Carl Maria von Webers Jägern sind die Soldaten einer High-Tech-Armee geworden, und der Teufel Samiel tritt als Psycho-Coach auf.
"Unverschämt flache Einfälle", ärgert sich Julia Spinola in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Auch Christine Lemke-Matwey, die Kritikerin des TAGESSPIEGELS ist genervt: "borniert", "vernagelt" und "dilettantisch" findet sie Falk Richters Umgang mit der Oper, und Wolfgang Schreiber von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kann nicht erkennen, was das moderne Drama auf der Bühne in Salzburg mit dem "frühromantischen Innerlichkeitspanorama" der Vorlage zu tun haben soll.
Nur Manuel Brug fühlt sich gut unterhalten und lobt Richters "Freischütz" in der WELT als "grelle Farce und vergnügt gruselige Albtraumnovelle".
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG greift ein in die Diskussion um die Diskriminierung von Homosexuellen in Deutschland.
Jens Bisky wundert sich:
"Kaum eine andere Minderheit hat die öffentliche Meinung so sehr auf ihrer Seite wie die Schwulenszene, keine kulturelle Rolle ist so problematisch geworden wie die des Hetero-Machos, und dennoch liest man seit Wochen immer wieder von wachsendem Hass, von Rückschlägen im Emanzipationsprozess (…), (und) Studien und Reportagen suggerieren eine neue Bedrohung."
Für Bisky trägt das "Gerede von der allgegenwärtigen Homophobie demagogische Züge": Natürliche dürfe niemand "geprügelt oder gedemütigt werden", aber man könne eben auch von einem Katholiken oder Muslim nicht verlangen, "schwule Lebensformen" gutzuheißen: "Es hat etwas Totalitäres und Intolerantes", so der Autor, "bedingungslosen Respekt einzufordern".
Biskys Beitrag wird vermutlich auf scharfen Widerspruch stoßen, vor allem wegen seiner Schlussbemerkung:
"Nach der beispiellos erfolgreichen Emanzipationsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte könnte Schwulsein eine rein private Angelegenheit werden", meint Bisky, "eine der Zusatzqualifikationen im Leben, die kein Verdienst ist, aus der aber kein Anspruch auf mehr Achtung folgt, als jeder Mensch genießt."
Der SPIEGEL rollt die Debatte um die "Beutekunst" neu auf. Dabei geht es nicht um die Verhandlungen mit Polen und Russland. Auch in Frankreich, den USA und den Niederlanden, so Erich Wiedemann, lagerten nämlich "Kunstschätze von unermesslichen Wert", die nach Ende des Zweiten Weltkriegs "umverteilt" worden seien und eigentlich deutschen Museen oder jüdischen Sammlern gehörten. Die Bundesregierung, kritisiert Wiedemann, verzichte aus politischen Gründen auf berechtigte Restitutionsforderungen – und beschreite damit einen "Sonderweg vorpreschender Freiwilligkeit".
Für den SPIEGEL zählt offenbar das Recht mehr als die Moral. Und so hat sich dann auch ein in Amerika niedergelassener jüdischer Kunstanwalt gefunden, der zu Protokoll gibt:
"Es wäre ein schreckliches Unrecht, wenn deutsche Ansprüche weniger Aufmerksamkeit bekämen als die von jüdischen Nazi-Opfern."
Zuletzt ein Blick auf den doch recht originellen Aufmacher im Feuilleton der FAZ. Thema hier: die Kuh.
Nach der überraschenden Erhöhung der Milchpreise hat Melanie Mühl sich aufgemacht, um sich auf einem hessischen Bauernhof über das "hochsensible, hochkomplexe Wesen" des Wiederkäuers zu informieren. Die Reportage über den Besuch in einem modernen "Außenklimastall" ist durchaus lehrreich: Viel Licht und Luft bekommt die Kuh, sie darf fressen, soviel sie will, und ihr steht in ihrer Liegebox sogar eine speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Dusche zur Verfügung.
Trotz allem sei im Stall das "Urwüchsige mit der Technologie verschmolzen: Dampfende Brunst trifft auf künstliche Besamung, zuckende Zitzen" werden vom Melkroboter versorgt. Und auch der Rohstoff Milch sei bekanntlich schon lange nicht mehr roh, bedauert Melanie Mühl und merkt besorgt an: "Die Kuh erfährt sich als ein außengesteuertes, ein pasteurisiertes Lebewesen."
"Unverschämt flache Einfälle", ärgert sich Julia Spinola in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG. Auch Christine Lemke-Matwey, die Kritikerin des TAGESSPIEGELS ist genervt: "borniert", "vernagelt" und "dilettantisch" findet sie Falk Richters Umgang mit der Oper, und Wolfgang Schreiber von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG kann nicht erkennen, was das moderne Drama auf der Bühne in Salzburg mit dem "frühromantischen Innerlichkeitspanorama" der Vorlage zu tun haben soll.
Nur Manuel Brug fühlt sich gut unterhalten und lobt Richters "Freischütz" in der WELT als "grelle Farce und vergnügt gruselige Albtraumnovelle".
Die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG greift ein in die Diskussion um die Diskriminierung von Homosexuellen in Deutschland.
Jens Bisky wundert sich:
"Kaum eine andere Minderheit hat die öffentliche Meinung so sehr auf ihrer Seite wie die Schwulenszene, keine kulturelle Rolle ist so problematisch geworden wie die des Hetero-Machos, und dennoch liest man seit Wochen immer wieder von wachsendem Hass, von Rückschlägen im Emanzipationsprozess (…), (und) Studien und Reportagen suggerieren eine neue Bedrohung."
Für Bisky trägt das "Gerede von der allgegenwärtigen Homophobie demagogische Züge": Natürliche dürfe niemand "geprügelt oder gedemütigt werden", aber man könne eben auch von einem Katholiken oder Muslim nicht verlangen, "schwule Lebensformen" gutzuheißen: "Es hat etwas Totalitäres und Intolerantes", so der Autor, "bedingungslosen Respekt einzufordern".
Biskys Beitrag wird vermutlich auf scharfen Widerspruch stoßen, vor allem wegen seiner Schlussbemerkung:
"Nach der beispiellos erfolgreichen Emanzipationsgeschichte der vergangenen Jahrzehnte könnte Schwulsein eine rein private Angelegenheit werden", meint Bisky, "eine der Zusatzqualifikationen im Leben, die kein Verdienst ist, aus der aber kein Anspruch auf mehr Achtung folgt, als jeder Mensch genießt."
Der SPIEGEL rollt die Debatte um die "Beutekunst" neu auf. Dabei geht es nicht um die Verhandlungen mit Polen und Russland. Auch in Frankreich, den USA und den Niederlanden, so Erich Wiedemann, lagerten nämlich "Kunstschätze von unermesslichen Wert", die nach Ende des Zweiten Weltkriegs "umverteilt" worden seien und eigentlich deutschen Museen oder jüdischen Sammlern gehörten. Die Bundesregierung, kritisiert Wiedemann, verzichte aus politischen Gründen auf berechtigte Restitutionsforderungen – und beschreite damit einen "Sonderweg vorpreschender Freiwilligkeit".
Für den SPIEGEL zählt offenbar das Recht mehr als die Moral. Und so hat sich dann auch ein in Amerika niedergelassener jüdischer Kunstanwalt gefunden, der zu Protokoll gibt:
"Es wäre ein schreckliches Unrecht, wenn deutsche Ansprüche weniger Aufmerksamkeit bekämen als die von jüdischen Nazi-Opfern."
Zuletzt ein Blick auf den doch recht originellen Aufmacher im Feuilleton der FAZ. Thema hier: die Kuh.
Nach der überraschenden Erhöhung der Milchpreise hat Melanie Mühl sich aufgemacht, um sich auf einem hessischen Bauernhof über das "hochsensible, hochkomplexe Wesen" des Wiederkäuers zu informieren. Die Reportage über den Besuch in einem modernen "Außenklimastall" ist durchaus lehrreich: Viel Licht und Luft bekommt die Kuh, sie darf fressen, soviel sie will, und ihr steht in ihrer Liegebox sogar eine speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Dusche zur Verfügung.
Trotz allem sei im Stall das "Urwüchsige mit der Technologie verschmolzen: Dampfende Brunst trifft auf künstliche Besamung, zuckende Zitzen" werden vom Melkroboter versorgt. Und auch der Rohstoff Milch sei bekanntlich schon lange nicht mehr roh, bedauert Melanie Mühl und merkt besorgt an: "Die Kuh erfährt sich als ein außengesteuertes, ein pasteurisiertes Lebewesen."