Von Märchen und Mythen über die Natur
Neun Reisen in ferne Länder, die der Moderator Dirk Steffens für die ZDF-Sendereihe Terra X unternommen hat, sind in diesem Buch zu finden. Dabei ist "Faszination Erde" viel besser als der Film.
Das Buch schafft etwas, was die Filme gnadenlos verhindern: Es bietet Tiefgang und echte Faszination und das gelingt aus zwei Gründen. Erstens grinst der Moderator nicht unablässig in die Kamera, macht schlechte Witze und nervt mit seinen gespielten Szenen, wenn er zum Beispiel wie ein Affe am Baum hängt oder tollkühne Runden mit dem Jeep durch die Wüste dreht. Zweitens sind die Berichte angereichert mit spannenden Details, für die in den Filmen keine Zeit ist.
Unaufgeregt und mit großer Sorgfalt schreibt Dirk Steffens über seine Reisen nach Afrika, Sibirien, Neuseeland oder Alaska. Er liefert spannende historische und geologische Informationen, berichtet von ungelösten Fragen der Forschung und erklärt ausführlich ökologische Zusammenhänge.
Zum Beispiel Grizzlybären in Alaska fangen gern Lachse, um sich ein fettes Winterpolster anzufressen. Doch das tun sie etwas abseits des Flusses. Ungefähr 600 Lachse schleppt jeder Bär pro Jahr in den Wald. Die Überreste dieser Mahlzeiten sind ein hervorragender Dünger, sodass die Bäume, dort wo die Grizzlys gespeist haben, doppelt so dick sind als an anderen Stellen des Waldes. Für die Menschen sind diese Plätze damit einfach zu erkennen.
Ebenso erzählt Dirk Steffens von Märchen und Mythen, die in den verschiedenen Landstrichen seit vielen Jahrhunderten weitergegeben werden. Die Bewohner Sibiriens erklären ihren Reichtum an Bodenschätzen gern damit, dass Gott beim Verteilen der Rohstoffe über Sibirien die Finger eingefroren sind, deshalb hätte er hier alle Bodenschätze auf einmal herunterfallen lassen.
So entsteht beim Lesen ein umfassendes Bild über das Zusammenspiel von Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Dazu gibt es natürlich auch zahlreiche Fotos, oft Seiten füllend, gelegentlich auch mal über zwei Seiten. Wunderschöne Aufnahmen von Landschaften, Tieren und zuweilen vom Autor selbst, wie er mit Vogelspinnen, Schildkröten und anderen wilden Tieren posiert. So ganz kann Dirk Steffens eben doch nicht aus seiner Haut.
Das macht sich auch in den kurzen Einträgen aus seinen Reisetagebüchern bemerkbar, die jeder Reportage hinzugefügt sind. Doch in den kurzen Ausschnitten aus den Tagebüchern wirken die Beschreibungen bei Weitem nicht so aufgeregt und aufgesetzt, wie das leider oft im Fernsehen der Fall ist. Hier jammert der Autor zwar über das frühe Aufstehen, den eisigen Wind oder scherzt über die Gefahren seiner Arbeit. Doch man schmunzelt sogar ein wenig, wenn Dirk Steffens über seine Angst vor dem Flug mit dem alten russischen Helikopter schreibt oder wenn er feststellt, dass selbst die Einheimischen nicht jedes Rätsel, das die Natur liefert, erklären können.
Besprochen von Susanne Nessler
Dirk Steffens: Faszination Erde. Von den Riffen der Südsee zu den Vulkanen Sibiriens
Rowohlt, Reinbek 2010
240 Seiten, 24,95 Euro
Unaufgeregt und mit großer Sorgfalt schreibt Dirk Steffens über seine Reisen nach Afrika, Sibirien, Neuseeland oder Alaska. Er liefert spannende historische und geologische Informationen, berichtet von ungelösten Fragen der Forschung und erklärt ausführlich ökologische Zusammenhänge.
Zum Beispiel Grizzlybären in Alaska fangen gern Lachse, um sich ein fettes Winterpolster anzufressen. Doch das tun sie etwas abseits des Flusses. Ungefähr 600 Lachse schleppt jeder Bär pro Jahr in den Wald. Die Überreste dieser Mahlzeiten sind ein hervorragender Dünger, sodass die Bäume, dort wo die Grizzlys gespeist haben, doppelt so dick sind als an anderen Stellen des Waldes. Für die Menschen sind diese Plätze damit einfach zu erkennen.
Ebenso erzählt Dirk Steffens von Märchen und Mythen, die in den verschiedenen Landstrichen seit vielen Jahrhunderten weitergegeben werden. Die Bewohner Sibiriens erklären ihren Reichtum an Bodenschätzen gern damit, dass Gott beim Verteilen der Rohstoffe über Sibirien die Finger eingefroren sind, deshalb hätte er hier alle Bodenschätze auf einmal herunterfallen lassen.
So entsteht beim Lesen ein umfassendes Bild über das Zusammenspiel von Natur, Kultur, Tieren und Menschen. Dazu gibt es natürlich auch zahlreiche Fotos, oft Seiten füllend, gelegentlich auch mal über zwei Seiten. Wunderschöne Aufnahmen von Landschaften, Tieren und zuweilen vom Autor selbst, wie er mit Vogelspinnen, Schildkröten und anderen wilden Tieren posiert. So ganz kann Dirk Steffens eben doch nicht aus seiner Haut.
Das macht sich auch in den kurzen Einträgen aus seinen Reisetagebüchern bemerkbar, die jeder Reportage hinzugefügt sind. Doch in den kurzen Ausschnitten aus den Tagebüchern wirken die Beschreibungen bei Weitem nicht so aufgeregt und aufgesetzt, wie das leider oft im Fernsehen der Fall ist. Hier jammert der Autor zwar über das frühe Aufstehen, den eisigen Wind oder scherzt über die Gefahren seiner Arbeit. Doch man schmunzelt sogar ein wenig, wenn Dirk Steffens über seine Angst vor dem Flug mit dem alten russischen Helikopter schreibt oder wenn er feststellt, dass selbst die Einheimischen nicht jedes Rätsel, das die Natur liefert, erklären können.
Besprochen von Susanne Nessler
Dirk Steffens: Faszination Erde. Von den Riffen der Südsee zu den Vulkanen Sibiriens
Rowohlt, Reinbek 2010
240 Seiten, 24,95 Euro