Von Maximilian Steinbeis
Die Kulturpresseschau befasst sich unter anderem mit dem Film Iron Man 2, mit einer Picasso-Auktion und mit dem früheren Berliner Flughafen Tempelhof.
"Die Schale ist hart, aber das Innere ist lecker." So die Antwort der Kannibalenmutter auf die Frage ihres Kindes, was eigentlich ein Flugzeug sei. Was das soll? Die Frage leiten wir an die FRANKFURTER RUNDSCHAU weiter, wo Daniel Kothenschulte seine Rezension des Films Iron Man 2 mit diesem, wie er sagt, alten Kinderwitz einleitet. Damit hat er keineswegs den von Robert Downey Junior verkörperten stahlgepanzerten Titel-Superhelden im Sinn, sondern den Umstand, dass er unter der konventionellen Hülle des Hollywood-Blockbusters etwas ganz Feines entdeckt zu haben glaubt, eine kleine Comic- und Animationsfilmhistorie nämlich, eine Parodie auf Walt Disney und auf die Macht des eigenen Mediums.
Im TAGESSPIEGEL zählt Sebastian Handke begeistert auf, was er in dem Streifen alles an großen Themen gefunden zu haben glaubt: "Weltfriedensmission, geistiges Eigentum, Politik gegen Wirtschaft - und in der Mitte ein Held, dem ganz egal ist, ob man ihn mag oder nicht." Wir glauben in diesem Fall lieber der WELT, wo Holger Kreitling behauptet, das alles diene nur zu dem Zweck, damit die Eisenmänner sich mit wirklich feinen "Klonk"- und "Boing"-Geräuschen auf die Nase hauen können.
Das Gegenteil eines Iron Man ist Eckart von Hirschhausen, Dr. med. und erfolgreichster Sachbuchautor der Gegenwart, dessen Erfolgsgeheimnis Ursula März in der ZEIT zu ergründen versucht. Dreieinhalb Millionen Bücher hat er verkauft mit jener charakteristischen Promenadenmischung aus Comedy und medizinisch angehauchtem Ratgebertum. Wir erfahren, dass Doktor von Hirschhausen beim Essen aus Kaloriengründen stets die Beilagen liegen lässt, dass er mit heraushängendem Hemd zum Interview erscheint, und schließlich auch sein Erfolgsgeheimnis: Eine Kreuzung des "Prinzips Vereinfachung mit dem Prinzip Zustimmung. Nichts scheint der von seinen Defekten und Depressionen, seinem Körpergewicht und Junggesellentum permanent beunruhigte Gegenwartsmensch mehr zu benötigen als die Mitteilung: Ist doch okay. Macht euch nicht fertiger als nötig."
Nach eisernen Männern und lustigen Ärzten muss jetzt endlich auch die Hochkultur zu ihrem Recht kommen, und da trifft es sich gut, dass es in der Welt der Kunstauktionen einen neuen Preisrekord gibt: 106 Millionen Dollar für einen Picasso, das gibt fast allen Kulturredaktionen zu denken. "Sieben der zehn teuersten auf Auktionen verkauften Kunstwerke sind seit ihrem letzten Besitzerwechsel in anonyme Privatsammlungen verschwunden," trauert Stefan Koldehoff in der WELT. In der BERLINER ZEITUNG vermutet Sebastian Preuss einen Zusammenhang zwischen Preisrekord und Finanzkrise: "Picasso, den Jahrhundertkünstler, kann keine Rating-Agentur einfach zum "Ramsch" degradieren." Und in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG greift Jordan Mejias den Anlass dankbar auf, drei Picasso-Ausstellungen in New York zu besuchen und sich von Picassos Linienzauber und markante(n) Texturen und Kontraste(n), überströmend von Energie, überwältigen zu lassen.
Die Fülle und Wucht einer Picasso-Ausstellung steht in denkbar scharfem Gegensatz zu dem, was David Wagner erlebt hat und im TAGESSPIEGEL beschreibt. Der Berliner Schriftsteller hat sich auf das Tempelhofer Feld gestellt, den aufgelassenen Flughafen mitten in der Stadt. Von oben sieht es aus wie das größte Loch im Stadtkäse, schreibt Wagner voll Mut zur schrägen Metapher. "Es ist so groß, so wüst, so leer. (…) Das Auge findet keinen Halt, an diese Totale in der Stadt muss man sich erst mal gewöhnen." In solche Leere gestellt kann man auf komische Gedanken kommen, und so steigert sich Wagner in eine befremdliche Fantasie hinein, die sich an dem Zaun festhakt, der das Feld immer noch umgibt und den Autor heftig irritiert: "Werden an jedem Zauntor Grenzposten stehen? Gibt es Selbstschussanlagen? Brauchen Berliner einen Passierschein?" Was das soll, fragen wir erneut und bekommen keine Antwort, dafür aber diesen Abschlusssatz, der den Bogen von Iron Man 2 ins friedlich Pastorale spannt: "Wenn keiner aufpasst oder nicht bald wieder ein paar Schafherden dort grasen, wird das Tempelhofer Feld in ein paar Jahren zugewachsen sein."
Im TAGESSPIEGEL zählt Sebastian Handke begeistert auf, was er in dem Streifen alles an großen Themen gefunden zu haben glaubt: "Weltfriedensmission, geistiges Eigentum, Politik gegen Wirtschaft - und in der Mitte ein Held, dem ganz egal ist, ob man ihn mag oder nicht." Wir glauben in diesem Fall lieber der WELT, wo Holger Kreitling behauptet, das alles diene nur zu dem Zweck, damit die Eisenmänner sich mit wirklich feinen "Klonk"- und "Boing"-Geräuschen auf die Nase hauen können.
Das Gegenteil eines Iron Man ist Eckart von Hirschhausen, Dr. med. und erfolgreichster Sachbuchautor der Gegenwart, dessen Erfolgsgeheimnis Ursula März in der ZEIT zu ergründen versucht. Dreieinhalb Millionen Bücher hat er verkauft mit jener charakteristischen Promenadenmischung aus Comedy und medizinisch angehauchtem Ratgebertum. Wir erfahren, dass Doktor von Hirschhausen beim Essen aus Kaloriengründen stets die Beilagen liegen lässt, dass er mit heraushängendem Hemd zum Interview erscheint, und schließlich auch sein Erfolgsgeheimnis: Eine Kreuzung des "Prinzips Vereinfachung mit dem Prinzip Zustimmung. Nichts scheint der von seinen Defekten und Depressionen, seinem Körpergewicht und Junggesellentum permanent beunruhigte Gegenwartsmensch mehr zu benötigen als die Mitteilung: Ist doch okay. Macht euch nicht fertiger als nötig."
Nach eisernen Männern und lustigen Ärzten muss jetzt endlich auch die Hochkultur zu ihrem Recht kommen, und da trifft es sich gut, dass es in der Welt der Kunstauktionen einen neuen Preisrekord gibt: 106 Millionen Dollar für einen Picasso, das gibt fast allen Kulturredaktionen zu denken. "Sieben der zehn teuersten auf Auktionen verkauften Kunstwerke sind seit ihrem letzten Besitzerwechsel in anonyme Privatsammlungen verschwunden," trauert Stefan Koldehoff in der WELT. In der BERLINER ZEITUNG vermutet Sebastian Preuss einen Zusammenhang zwischen Preisrekord und Finanzkrise: "Picasso, den Jahrhundertkünstler, kann keine Rating-Agentur einfach zum "Ramsch" degradieren." Und in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG greift Jordan Mejias den Anlass dankbar auf, drei Picasso-Ausstellungen in New York zu besuchen und sich von Picassos Linienzauber und markante(n) Texturen und Kontraste(n), überströmend von Energie, überwältigen zu lassen.
Die Fülle und Wucht einer Picasso-Ausstellung steht in denkbar scharfem Gegensatz zu dem, was David Wagner erlebt hat und im TAGESSPIEGEL beschreibt. Der Berliner Schriftsteller hat sich auf das Tempelhofer Feld gestellt, den aufgelassenen Flughafen mitten in der Stadt. Von oben sieht es aus wie das größte Loch im Stadtkäse, schreibt Wagner voll Mut zur schrägen Metapher. "Es ist so groß, so wüst, so leer. (…) Das Auge findet keinen Halt, an diese Totale in der Stadt muss man sich erst mal gewöhnen." In solche Leere gestellt kann man auf komische Gedanken kommen, und so steigert sich Wagner in eine befremdliche Fantasie hinein, die sich an dem Zaun festhakt, der das Feld immer noch umgibt und den Autor heftig irritiert: "Werden an jedem Zauntor Grenzposten stehen? Gibt es Selbstschussanlagen? Brauchen Berliner einen Passierschein?" Was das soll, fragen wir erneut und bekommen keine Antwort, dafür aber diesen Abschlusssatz, der den Bogen von Iron Man 2 ins friedlich Pastorale spannt: "Wenn keiner aufpasst oder nicht bald wieder ein paar Schafherden dort grasen, wird das Tempelhofer Feld in ein paar Jahren zugewachsen sein."