Ausstellung "Von Mossul bis Palmyra – eine virtuelle Reise durch das Weltkulturerbe" in der Bundeskunsthalle in Bonn vom 30. August bis 3. November 2019
Rekonstruktion einer zerstörten Kultur
05:48 Minuten
Einst waren Mossul, Aleppo und Palmyra Namen für bedeutendes Weltkulturerbe. Heute stehen sie für Verwüstung und unmessbares Leid. Eine virtuelle Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn zeigt die Zerstörung der Orte und ihre mögliche Rekonstruktion.
Aleppo im Jahr 2013 – eine Stadt im Norden Syriens, Richtung türkische Grenze, Weltkulturerbe, zweitgrößte Stadt Syriens, Heimat von zeitweise 2,5 Millionen Menschen. Und von 2012 bis 2016 Zentrum von Kämpfen zwischen Rebellen, Regierung und Dschihadisten. "Die Hälfte der Altstadt von Aleppo in Syrien liegt in Schutt und Asche", berichtete die ARD über die Zerstörung der Stadt.
Wie eine gelungene Rekonstruktion dieser Stadt aussehen könnte, zeigt die Ausstellung "Von Mossul bis Palmyra". An drei Stationen kann der Besucher mit VR-Brillen durch die Orte gehen, haushohe Projektionen liefern – ganz ohne Brille - einen Blick über zerstörte Häuser und Moscheen, als würde der Betrachter über sie hinwegfliegen, untermalt von Musik.
Drohnenaufnahmen helfen bei virtueller Rekonstruktion
Erschreckend, aber was die Technik betrifft auch faszinierend: "Da ist eine Drohne, die die Aufnahmen nimmt", erklärt Ausstellungsleiterin Susanne Annen: "Es sind mehrere Tausend Bilder, die gemacht werden, entweder im Film oder in der Fotografie. Und natürlich, wenn man nah genug an das Objekt herankommen kann, dann werden natürlich auch normale Fotografien gemacht. Aber in dem Falle sind sehr, sehr viele Sachen über Drohnen gemacht worden sowohl fotografisch als auch die Filmaufnahmen."
Wie erschlagen steht der Betrachter vor den projezierten Bildern. Menschenleer ist der Ort, nur endlose Ruinen von Häusern und überall Steinhaufen. Der Anblick raubt einem fast den Atem. Dann, nach einer quälend langen Weile, ein Hoffnungsschimmer: In zarten weißen Linien erstehen sie wieder auf: die Häuser, der Basar und die Umayyaden-Moschee.
"Diese Daten, die da gesammelt werden, oder das, was man jetzt im Moment tut, das sind ja nur Möglichkeiten. Das sind Dinge, die man aufzeigt, in welche Richtung man gehen könnte. Es sind internationale Wissenschaftler, Restauratoren und Architekten beteiligt in diesen Teams, die beratend tätig sind und Möglichkeiten aufzeigen." erklärt Annen.
Wie erschlagen steht der Betrachter vor den projezierten Bildern. Menschenleer ist der Ort, nur endlose Ruinen von Häusern und überall Steinhaufen. Der Anblick raubt einem fast den Atem. Dann, nach einer quälend langen Weile, ein Hoffnungsschimmer: In zarten weißen Linien erstehen sie wieder auf: die Häuser, der Basar und die Umayyaden-Moschee.
"Diese Daten, die da gesammelt werden, oder das, was man jetzt im Moment tut, das sind ja nur Möglichkeiten. Das sind Dinge, die man aufzeigt, in welche Richtung man gehen könnte. Es sind internationale Wissenschaftler, Restauratoren und Architekten beteiligt in diesen Teams, die beratend tätig sind und Möglichkeiten aufzeigen." erklärt Annen.
Wie soll der Wiederaufbau vonstattengehen?
Doch wie baut man diese Orte der Zerstörung wieder auf? Die zerstörte Al-Nuri-Moschee in Mossul mit ihrem schiefen Minarett, in der der sogenannte Islamische Staat vorher symbolträchtig sein Kalifat ausgerufen hatte?
"Die Rekonstruktionen, die jetzt vorgeschlagen werden, orientieren sich in der Tat an einem letzten Ist-Zustand. Man geht hin und sieht, was ist noch da. Es gibt ja dann auch verschiedene Rekonstruktionen. Sie haben ja zum Teil auch noch die originalen Steine dort wie es in Palmyra zum Teil der Fall ist, so dass man tatsächlich den letzten IST-Zustand mit den Original-Steinen wieder aufbauen könnte, aber zum Teil haben sie Dinge, die wirklich pulverisiert sind, wo sie dann entscheiden müssten, wie mache ich das?", so Annen.
Es kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu: Wie gedenkt man beim Wiederaufbau mit dem Horror um, der sich in den Stätten abspielte? Zum Beispiel Palmyra - die antike Oasenstadt im Westen Syriens mit Tempeln, Statuen, Triumphbogen und Grabtürmen, die Kämpfer des IS zerstörten. Und mit einem Museum, vor dem sie den Kopf des enthaupteten Archäologen Khaled el-Asad aufhängten und einem Amphitheater, in dem sie 25 syrische Soldaten hinrichteten.
"Wie baut man das wieder auf? Möchte man dann dort in dem Amphitheater Touristen sehen, die sich das Kulturerbe angucken, die sich das Gebäude angucken? Oder muss man da auch nicht dran erinnern, was ist da eigentlich geschehen? Was war das für ein Ort? Was ist hier passiert während dieser Zeit?" fragt Ausstellungsleiterin Susanne Annen.
"Die Rekonstruktionen, die jetzt vorgeschlagen werden, orientieren sich in der Tat an einem letzten Ist-Zustand. Man geht hin und sieht, was ist noch da. Es gibt ja dann auch verschiedene Rekonstruktionen. Sie haben ja zum Teil auch noch die originalen Steine dort wie es in Palmyra zum Teil der Fall ist, so dass man tatsächlich den letzten IST-Zustand mit den Original-Steinen wieder aufbauen könnte, aber zum Teil haben sie Dinge, die wirklich pulverisiert sind, wo sie dann entscheiden müssten, wie mache ich das?", so Annen.
Es kommt aber noch ein weiterer Aspekt hinzu: Wie gedenkt man beim Wiederaufbau mit dem Horror um, der sich in den Stätten abspielte? Zum Beispiel Palmyra - die antike Oasenstadt im Westen Syriens mit Tempeln, Statuen, Triumphbogen und Grabtürmen, die Kämpfer des IS zerstörten. Und mit einem Museum, vor dem sie den Kopf des enthaupteten Archäologen Khaled el-Asad aufhängten und einem Amphitheater, in dem sie 25 syrische Soldaten hinrichteten.
"Wie baut man das wieder auf? Möchte man dann dort in dem Amphitheater Touristen sehen, die sich das Kulturerbe angucken, die sich das Gebäude angucken? Oder muss man da auch nicht dran erinnern, was ist da eigentlich geschehen? Was war das für ein Ort? Was ist hier passiert während dieser Zeit?" fragt Ausstellungsleiterin Susanne Annen.
Vorschläge dazu bietet die Ausstellung in Bonn, die aufgebaut ist, wie eine orientalische Stadt mit Häusern und Gängen. Neben den Drohnenaufnahmen an den scheinbaren Fassaden und den Modellen zum Wiederaufbau hängen historische Fotos, laufen im Inneren der angedeuteten Häuser Filme mit Erzählungen von Menschen, die dort gelebt haben oder noch leben. Scheinbar die Schüsse ignorierend fegt eine alte Frau mit weißen Haaren und in Kittelschütz ihren Balkon und unterhält sich: "Hast Du den Jungen am Balkon gesehen? Er kommt immer auf den Balkon und wünscht mir gute Gesundheit."
Wiederaufbau nicht ohne die Einwohner
Für eine gelungenen Wiederaufbau müssen die Menschen vor Ort, in Mossul, Palmyra und Aleppo miteingebunden werden - die gemeinsame Arbeit am kulturellen Erbe als Instrument, um Menschen miteinander zu versöhnen. "Natürlich ist es so, dass auch andere Bedürfnisse erst einmal gedeckt werden müssen. Sie müssen ihre Häuser zurückbekommen. Es müssen Krankenhäuser, muss Bildung, es muss Schulbildung wieder her. Aber auch das passiert natürlich dann, wenn Menschen auch ihren Lebensunterhalt verdienen können. Da ist natürlich der Tourismus eine Möglichkeit, das zu tun", meint Annen.
Nur zwei Monate dauert die Ausstellung "Von Mossul bis Palmyra – eine virtuelle Reise durch das Weltkulturerbe", die ganz ohne Objekte auskommt und die Staunen lässt, über die technischen Möglichkeiten die Zerstörung und die Rekonstruktion darzustellen, die aber auch sehr betroffen macht über all das menschliche Leid, für das die Zerstörung der Kulturstätten nur ein Symbol ist.
Nur zwei Monate dauert die Ausstellung "Von Mossul bis Palmyra – eine virtuelle Reise durch das Weltkulturerbe", die ganz ohne Objekte auskommt und die Staunen lässt, über die technischen Möglichkeiten die Zerstörung und die Rekonstruktion darzustellen, die aber auch sehr betroffen macht über all das menschliche Leid, für das die Zerstörung der Kulturstätten nur ein Symbol ist.