"Von Null auf Hundert"

Airen im Gespräch mit Klaus Pokatzky · 29.03.2010
Mit "I Am Airen Man" erscheint das zweite Buch von Blogger Airen, in dem er diesmal von einem Mexiko-Aufenthalt berichtet. Der 29-Jährige war bekannt geworden, weil Helene Hegemann Teile aus seinem Erstling "Strobo" ihrem Roman "Axolotl Roadkill" einverleibt hatte.
Während Airen in seinem ersten, im kleinen Berliner SuKuLTuR-Verlag erschienenen Buch "Strobo" von seinen Erlebnissen im Berliner Nachtleben berichtete, bündelt "I Am Airen Man" die Blog-Texte, die danach während seines Aufenthalts in Mexiko entstanden. Die zweijährige Arbeit in einem mexikanischen Projekt habe er aus einem gewissen Überdruss der Berliner Erfahrungen angetreten, so Airen. Die Reise habe ihn sehr verändert, weil er dort seine Frau, eine Mexikanerin, kennengelernt hat. Geschmeichelt fühlt sich Airen von einer Rezension im "Spiegel", die sein neues Buch lobt und ihn mit dem Popliterat Rainald Goetz vergleicht.

Airens Vorgänger-Buch "Strobo" soll im Herbst bei Ullstein erscheinen, dem Verlag, der auch Hegemanns "Axolotl Roadkill" publizierte. Hegemann habe sich zwar stilistisch bei ihm bedient und ganze Sätze übernommen, so Airen, aber weder die Storyline geklaut noch das Buch abgeschrieben.

Sein Pseudonym, das für seine Blogs im Internet entstand, gehe auf den chinesischen Dialekt Mandarin zurück. Dort stehe das Zeichen Ai für die Liebe und Ren für den Mensch. Seine Blogs nennt er im Gespräch mit Fazit auch "Live-Tagebuch". Zwischen dem Bloggen und dem literarischen Schreiben besteht für ihn kein Unterschied, sagt Airen, der sich mittlerweile als Schriftsteller versteht. Lesen Sie hier einen Auszug aus dem Gespräch:

Klaus Pokatzky: Wie dankbar sind Sie Helene Hegemann?

Airen: Das ist eine ziemlich ambivalente Sache. Als es aufkam, habe ich erstmal gedacht: Wie cool, ich komme in die Zeitung! Und bin dann doch in die andere Richtung ausgeschlagen, weil die erste Woche erstmal eine unangenehme Erfahrung für mich war, total unvorbereitet in diese mediale Welt gestoßen zu werden.

Klaus Pokatzky: Wie haben Sie davon erfahren, dass Sie so ausgiebig zitiert werden in dem Buch?

Airen: Ich hatte damals nicht mal ein Telefon. Hab dann irgendwann mal an einem Sonntag - vor dem Bekanntwerden des Skandals - meine E-Mails gecheckt. Und hatte 30 E-Mails, weil mein Verleger und auch schon ein paar Zeitungen mich angeschrieben hatten. Und das war wirklich von Null auf Hundert. Und ich fand das erstmal ganz interessant und ganz lustig und ich dachte: He, jetzt kommt vielleicht wirklich ein Airen-Beitrag in der "FAZ" oder so. Dann wurde es aber doch sehr anstrengend die nächsten Tage. Ich konnte erstmal überhaupt nicht schlafen. (…) Sie hat es ja nicht mit guten Absichten gemacht. Sie hat es ja wirklich erstmal kopiert und gehofft, es merkt keiner. Und mittlerweile muss ich sagen, haben sich dadurch ganz viele Türen für mich geöffnet und Möglichkeiten ergeben, dass ich wirklich als Schriftsteller arbeiten kann und Ernst genommen werde. Und von daher verdanke ich der Sache ganz viel.

Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 29.8.2010 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.
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