Von Paul Stänner
Es geht um Schnittmengen zwischen grünem und braunem Gedankengut, extravagante Schuhe und den Umgang mit Whistleblowern wie Edward Snowden - unser Blick in die Feuilletons.
Es gibt sie noch, die guten Dinge – so wirbt die Firma Manufactum für altes Design, das Haus und Hof so schön retro und gemütlich macht. Hilal Sezgin hat in der Süddeutschen Zeitung den Verlag Manuscriptum unter die Lupe genommen, der Thomas Hoof gehört, dem Manufactum-Gründer und Ex-Geschäftsführer der NRW-Grünen. In der Aufmachung ähnlich wie Manufactum vertreibt Manuscriptum eine "Edition Sonderwege". Dort schreibt beispielsweise Bernhard Lassahn, der früher bei Diogenes lustige Sachen veröffentlichte, über den Tod der Ehe. Er vergleicht die Homoehe mit einem Obstsalat, um zu zeigen, dass da was nicht naturgemäß sortiert sei. In Lassahns Schwulenehen-Obstsalat mengt sich auch "unreifes, faules und giftiges Obst", weshalb Hilal Sezgin die ganze Metapher in die Tonne kloppt, denn: "faules Obst kommt nicht in den Obstsalat". Hätte Lassahn wissen müssen.
Manchmal versucht Lassahn, ohne Metaphern auszukommen. Da zitiert ihn die SZ mit dem Satz: "Männer sind Frauen im statistischen Mittel und im Extrem sowohl körperlich wie auch geistig überlegen. Tatsache." Das hat uns schon lange niemand mehr so deutlich gesagt. Danke, Bernhard!
Das hirntote Gesummse könnte man in den Gartenbüchern des Verlags unter "Rhabarber" ablegen, hätte die Autorin nicht noch ein Buch gefunden, in dem die Mitschuld der Deutschen am Nationalsozialismus geleugnet wird und ein weiteres, in dem "die intellektuelle Demontage der Demokratie" betrieben werden soll nach der Maßgabe: "In einer libertären Sozialordnung kann es keine Toleranz gegenüber Demokraten und Kommunisten geben." Hilal Sezgin vermutet, dass Thomas Hoof, der Gutsbesitzer und Verleger alter Dinge, in einen versumpften Garten geraten ist: "Wenn sie auch nicht groß ist, es gibt eine Schnittmenge zwischen Grün und Braun und gerade im Ökolandbau versuchen sich neue Rechte immer wieder einzunisten."
Man sieht, das alte Obst, selbst wenn es gut sortiert ist – es verfärbt sich und stinkt.
Andreas Platthaus hat für die Frankfurter Allgemeine eine Schuhausstellung im Leipziger Grassimuseum besucht. "Tragbarkeit ist kein Kriterium" heißt es bei ihm und das ist etwas, was Männer bei Frauenschuhen immer schon vermutet hatten. Platthaus sieht Fußbekleidung mit Bockshufen und Hasenpfoten und ergötzt sich an "zauberhaften Rhinozerosschnürschuhen". Unter zweihundert nicht tragbaren Entwürfen fand Platthaus nur drei für Männer.
Man sieht: Wir eignen uns nicht für so was.
Es geht um den Bradley-Manning-Prozess. Schon bevor er begann, fürchteten amerikanische Juristen um die Pressefreiheit, denn bei einer Verurteilung würde in Zukunft jeder Informant, der der Presse substantielle Informationen zuspielt, ein Verräter. "Daraus ist jetzt Wirklichkeit geworden", meint Jordan Mejias in der FAZ. Das Verhalten der Staatsanwaltschaft deutet der Autor als Versuch, "allen Journalisten im investigativen Gewerbe und allen Leuten, die mit ihnen sprechen, eine Warnung zukommen zu lassen". Und diese Warnung passe exakt in die Politik der Regierung Obama, denn: "Sie scheint bereit zu sein, im Namen der nationalen Sicherheit die rechtsstaatlichen Fundamente zu untergraben."
Man sieht, Obama demontiert sich selbst.
Finis in der Zeit wird sarkastisch: "Die US-Regierung hat dem flüchtigen Edward Snowden sehr nett versichert, dass er nach seiner Rückkehr weder gefoltert noch mit den landesüblichen Gerätschaften hingerichtet wird." Und Finis zählt auf, wie fürsorglich der Präsident sein kann: "Keine ... Vorzugsbehandlung in bewährten Folterstaaten, kein stündliches Waterboarding, … Stattdessen Haftbedingungen wie Bradley Manning - …täglich 23 Stunden ungestörte Ruhe in einer gemütlichen Einmannzelle, ohne lästigen Außenkontakt, ohne nervtötende TV-Nachrichten, und das bei abwechslungsreichen Fertigspeisen vom Sternekoch aus dem Hochsicherheitstrakt."
Was Finis hier böse, aber detailgenau beschreibt, ist das, was uns immer hoffnungsvoll stimmt, wenn Politiker von der deutsch-amerikanischen Wertegemeinschaft reden. Man hofft, sie redeten mal wieder zum Fenster hinaus.
Manchmal versucht Lassahn, ohne Metaphern auszukommen. Da zitiert ihn die SZ mit dem Satz: "Männer sind Frauen im statistischen Mittel und im Extrem sowohl körperlich wie auch geistig überlegen. Tatsache." Das hat uns schon lange niemand mehr so deutlich gesagt. Danke, Bernhard!
Das hirntote Gesummse könnte man in den Gartenbüchern des Verlags unter "Rhabarber" ablegen, hätte die Autorin nicht noch ein Buch gefunden, in dem die Mitschuld der Deutschen am Nationalsozialismus geleugnet wird und ein weiteres, in dem "die intellektuelle Demontage der Demokratie" betrieben werden soll nach der Maßgabe: "In einer libertären Sozialordnung kann es keine Toleranz gegenüber Demokraten und Kommunisten geben." Hilal Sezgin vermutet, dass Thomas Hoof, der Gutsbesitzer und Verleger alter Dinge, in einen versumpften Garten geraten ist: "Wenn sie auch nicht groß ist, es gibt eine Schnittmenge zwischen Grün und Braun und gerade im Ökolandbau versuchen sich neue Rechte immer wieder einzunisten."
Man sieht, das alte Obst, selbst wenn es gut sortiert ist – es verfärbt sich und stinkt.
Andreas Platthaus hat für die Frankfurter Allgemeine eine Schuhausstellung im Leipziger Grassimuseum besucht. "Tragbarkeit ist kein Kriterium" heißt es bei ihm und das ist etwas, was Männer bei Frauenschuhen immer schon vermutet hatten. Platthaus sieht Fußbekleidung mit Bockshufen und Hasenpfoten und ergötzt sich an "zauberhaften Rhinozerosschnürschuhen". Unter zweihundert nicht tragbaren Entwürfen fand Platthaus nur drei für Männer.
Man sieht: Wir eignen uns nicht für so was.
Es geht um den Bradley-Manning-Prozess. Schon bevor er begann, fürchteten amerikanische Juristen um die Pressefreiheit, denn bei einer Verurteilung würde in Zukunft jeder Informant, der der Presse substantielle Informationen zuspielt, ein Verräter. "Daraus ist jetzt Wirklichkeit geworden", meint Jordan Mejias in der FAZ. Das Verhalten der Staatsanwaltschaft deutet der Autor als Versuch, "allen Journalisten im investigativen Gewerbe und allen Leuten, die mit ihnen sprechen, eine Warnung zukommen zu lassen". Und diese Warnung passe exakt in die Politik der Regierung Obama, denn: "Sie scheint bereit zu sein, im Namen der nationalen Sicherheit die rechtsstaatlichen Fundamente zu untergraben."
Man sieht, Obama demontiert sich selbst.
Finis in der Zeit wird sarkastisch: "Die US-Regierung hat dem flüchtigen Edward Snowden sehr nett versichert, dass er nach seiner Rückkehr weder gefoltert noch mit den landesüblichen Gerätschaften hingerichtet wird." Und Finis zählt auf, wie fürsorglich der Präsident sein kann: "Keine ... Vorzugsbehandlung in bewährten Folterstaaten, kein stündliches Waterboarding, … Stattdessen Haftbedingungen wie Bradley Manning - …täglich 23 Stunden ungestörte Ruhe in einer gemütlichen Einmannzelle, ohne lästigen Außenkontakt, ohne nervtötende TV-Nachrichten, und das bei abwechslungsreichen Fertigspeisen vom Sternekoch aus dem Hochsicherheitstrakt."
Was Finis hier böse, aber detailgenau beschreibt, ist das, was uns immer hoffnungsvoll stimmt, wenn Politiker von der deutsch-amerikanischen Wertegemeinschaft reden. Man hofft, sie redeten mal wieder zum Fenster hinaus.