Von Paul Stänner
Die FAZ beklagt ein bröckelndes Bildungsideal, abzulesen an den fehlenden Schulen in Berlin-Pankow, der TAGESSPIEGEL befasst sich hinreichen lustlos mit Beckmanns Abtritt aus der ARD und die NZZ analysiert anlässlich seines 70. Geburtstags Robert de Niros Mienenspiel.
Die statische Auswertung der Feuilletons ergibt, dass von den großen alten Männern des Films Robert De Niro oben auf dem Treppchen steht, mit Roman Polanski auf dem zweiten und Michael Caine auf dem dritten Platz.
Runde Geburtstage muss man feiern, aber zuvor lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN eine Schmähschrift von Regina Mönch. In der Hauptstadt, in der so viel nicht geht, geht auch Schulplanung nicht. Irgendwie war in den Akten die Prognose hängen geblieben, die Leute bekämen keine Kinder mehr. Im Widerspruch zur Aktenlage taten sie es aber doch und in manchen Bezirken – wie etwa Pankow – sogar in Größenordnungen, wie der Ossi sagt.
Nun müssen die Kinder, die es nicht geben sollte, in Schulen, die es nicht gibt. Stattdessen gibt es Container. Niemand will in eine Containerschule – also heißen die Blechschachteln jetzt "modulare Ergänzungsbauten" und schon klingt der Notstand nach Reformpädagogik.
Die Autorin besichtigt Pankower Schulen von 1900 und schwärmt: "Reich dekorierte Treppenhäuser, weite, lichte Flure und schöne Fassaden künden von einem Bildungsideal, das in den Notverordnungen heutiger Stadtplaner keinen Widerhall findet." Ihr schwant: "Das wird sich rächen."
Reinhold Beckmann tritt ab. Während Matthias Kalle im Berliner TAGESSPIEGEL lustlos befindet, die Sendung zum Fall Mollath sei verlaufen wie ein Kaffeekränzchen, prophezeit Jochen Hieber in der FAZ: "Beckmanns Format wird fehlen, es ist gerade unter den emphatischen journalistischen Aspekten von Information, Vertiefung und Aufklärung im Grunde nicht nachzuvollziehen, warum just diese Sendung weicht."
Auf Beckmanns Platz wird die ARD vermutlich das senden, was sie für Satire und Comedy hält. Das wird absehbar grausam, scheint uns aber zukunftsorientiert, denn die ARD hat die Kinder der Generation "Container" schon fest im Blick.
In der BERLINER ZEITUNG schreibt Anke Westphal Robert De Niro einen Brief zum 70sten und beklagt, sie habe ihn in letzter Zeit so selten gesehen. An ihm liege es nicht, denn De Niro habe zwischen 2010 und heute an sage und schreibe 18 Filmen mitgewirkt. An ihr liege es auch nicht, denn sie sei ein Fan von ihm. Woran es nun liegt, ist ihr bis zum Ende ihres Artikels nicht eingefallen, aber sie gratuliert immerhin. Dass der einstige Gottvater des Method Acting in so vielen und oft grottenschlechten Filmen mitspielt, ist für Barbara Möller in der Welt ein Rätsel: "Was ist los mit Bob De Niro, dass er das beim Drehbuchlesen gar nicht mitkriegt, um welchen Mist es sich da handelt?", fragt sie mit eigenwilliger Eleganz.
Eine mögliche Erklärung bietet Fritz Göttler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Es gibt stets etwas Naives und Unschuldiges bei De Niro, schon der Taxi Driver bewegt sich durch New York wie ein Engel, der sich auf Erden verirrt hat." Hat Göttler vergessen, dass der angebliche Engel mit zwei Kanonen gleichzeitig ballert?
Till Brockmann in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG analysiert subtil De Niros Mienenspiel und schließt: "Boulevardzeitungen konnte man mit ihm noch nie gut verkaufen: Er ist ein großer Schauspieler, kein typischer Star." Angesichts der Tatsache, dass Robert De Niro 70 und Roman Polanski sogar 80 wird (was die SÜDDEUTSCHE und die BERLINER ZEITUNG würdigen), ist es perfekt getimt, wenn die Tageszeitung TAZ in ihrem Feuilleton-Knigge die Frage aufwirft: "Muss man älteren Menschen seinen Platz anbieten?"
Nun werden weder De Niro noch Polanski die S-Bahn benutzen – in Berlin käme sie auch kaum – aber was wäre wenn? Die TAZ rät: "Nehmen sie Blickkontakt auf. Bieten Sie – falls Sie meinen, ein Aufblitzen in den Augen Ihres Gegenübers gesehen zu haben – Ihren Platz an. Dann können Sie immer noch aufstehen."
Nehmen wir an, Michael Caine, Sir Michael Caine kommt in die S-Bahn. Der wird auch 80, da kann man sich schon mal verlaufen. Wir bieten ihm unseren Platz an und nutzen die Gelegenheit zu fragen, - wie es auch die FAZ getan hat - was sein Überlebensgeheimnis gewesen ist. Und dann sagt er – und es soll zitiert werden: "Dass das, was man macht, genau das ist, was man wirklich tun will. Und man darf dabei nie auf irgendjemanden sonst hören."
Aber das war ja sowieso klar.
Runde Geburtstage muss man feiern, aber zuvor lesen wir in der FRANKFURTER ALLGEMEINEN eine Schmähschrift von Regina Mönch. In der Hauptstadt, in der so viel nicht geht, geht auch Schulplanung nicht. Irgendwie war in den Akten die Prognose hängen geblieben, die Leute bekämen keine Kinder mehr. Im Widerspruch zur Aktenlage taten sie es aber doch und in manchen Bezirken – wie etwa Pankow – sogar in Größenordnungen, wie der Ossi sagt.
Nun müssen die Kinder, die es nicht geben sollte, in Schulen, die es nicht gibt. Stattdessen gibt es Container. Niemand will in eine Containerschule – also heißen die Blechschachteln jetzt "modulare Ergänzungsbauten" und schon klingt der Notstand nach Reformpädagogik.
Die Autorin besichtigt Pankower Schulen von 1900 und schwärmt: "Reich dekorierte Treppenhäuser, weite, lichte Flure und schöne Fassaden künden von einem Bildungsideal, das in den Notverordnungen heutiger Stadtplaner keinen Widerhall findet." Ihr schwant: "Das wird sich rächen."
Reinhold Beckmann tritt ab. Während Matthias Kalle im Berliner TAGESSPIEGEL lustlos befindet, die Sendung zum Fall Mollath sei verlaufen wie ein Kaffeekränzchen, prophezeit Jochen Hieber in der FAZ: "Beckmanns Format wird fehlen, es ist gerade unter den emphatischen journalistischen Aspekten von Information, Vertiefung und Aufklärung im Grunde nicht nachzuvollziehen, warum just diese Sendung weicht."
Auf Beckmanns Platz wird die ARD vermutlich das senden, was sie für Satire und Comedy hält. Das wird absehbar grausam, scheint uns aber zukunftsorientiert, denn die ARD hat die Kinder der Generation "Container" schon fest im Blick.
In der BERLINER ZEITUNG schreibt Anke Westphal Robert De Niro einen Brief zum 70sten und beklagt, sie habe ihn in letzter Zeit so selten gesehen. An ihm liege es nicht, denn De Niro habe zwischen 2010 und heute an sage und schreibe 18 Filmen mitgewirkt. An ihr liege es auch nicht, denn sie sei ein Fan von ihm. Woran es nun liegt, ist ihr bis zum Ende ihres Artikels nicht eingefallen, aber sie gratuliert immerhin. Dass der einstige Gottvater des Method Acting in so vielen und oft grottenschlechten Filmen mitspielt, ist für Barbara Möller in der Welt ein Rätsel: "Was ist los mit Bob De Niro, dass er das beim Drehbuchlesen gar nicht mitkriegt, um welchen Mist es sich da handelt?", fragt sie mit eigenwilliger Eleganz.
Eine mögliche Erklärung bietet Fritz Göttler in der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: "Es gibt stets etwas Naives und Unschuldiges bei De Niro, schon der Taxi Driver bewegt sich durch New York wie ein Engel, der sich auf Erden verirrt hat." Hat Göttler vergessen, dass der angebliche Engel mit zwei Kanonen gleichzeitig ballert?
Till Brockmann in der NEUEN ZÜRCHER ZEITUNG analysiert subtil De Niros Mienenspiel und schließt: "Boulevardzeitungen konnte man mit ihm noch nie gut verkaufen: Er ist ein großer Schauspieler, kein typischer Star." Angesichts der Tatsache, dass Robert De Niro 70 und Roman Polanski sogar 80 wird (was die SÜDDEUTSCHE und die BERLINER ZEITUNG würdigen), ist es perfekt getimt, wenn die Tageszeitung TAZ in ihrem Feuilleton-Knigge die Frage aufwirft: "Muss man älteren Menschen seinen Platz anbieten?"
Nun werden weder De Niro noch Polanski die S-Bahn benutzen – in Berlin käme sie auch kaum – aber was wäre wenn? Die TAZ rät: "Nehmen sie Blickkontakt auf. Bieten Sie – falls Sie meinen, ein Aufblitzen in den Augen Ihres Gegenübers gesehen zu haben – Ihren Platz an. Dann können Sie immer noch aufstehen."
Nehmen wir an, Michael Caine, Sir Michael Caine kommt in die S-Bahn. Der wird auch 80, da kann man sich schon mal verlaufen. Wir bieten ihm unseren Platz an und nutzen die Gelegenheit zu fragen, - wie es auch die FAZ getan hat - was sein Überlebensgeheimnis gewesen ist. Und dann sagt er – und es soll zitiert werden: "Dass das, was man macht, genau das ist, was man wirklich tun will. Und man darf dabei nie auf irgendjemanden sonst hören."
Aber das war ja sowieso klar.